- Mehrere tausend Menschen haben am Samstagnachmittag in der Stadt Bern ihre Solidarität mit Gaza bekundet.
- Im Rahmen der bewilligten Demonstration forderten sie den Bundesrat auf, sich für einen Waffenstillstand einzusetzen.
- Die bewilligte Kundgebung durch die Innenstadt verlief friedlich, auch wenn eine kleine Gruppe wiederholt Unruhe stiftete.
Schätzungsweise 10‘000 Demonstrantinnen und Demonstranten zogen lautstark von der Schützenmatte via Innenstadt bis zum Bundesplatz, wie verschiedene Medien vor Ort beobachteten. Die Organisatorinnen sprachen von mehr als 20’000 Teilnehmenden.
Kurz vor Abmarsch gab es beim Besammlungspunkt kaum Durchkommen – und es stiessen laufend mehr Menschen dazu. Die Teilnehmenden waren aus sämtlichen Landesteilen angereist, wie ihren Plakaten zu entnehmen war. Besonders die Romandie war gut vertreten.
«Kriegsverbrecher Cassis»
Zur Demonstration aufgerufen hatten rund 30 Organisationen, darunter der Schweizerische Gewerkschaftsbund, Amnesty International, die SP, die Grünen und Campax. Als zentrales Anliegen forderten sie den Bundesrat dazu auf, sich für einen sofortigen, dauerhaften und überwachten Waffenstillstand in Gaza einzusetzen.
«Die Untätigkeit ist inakzeptabel und muss sofort enden», hiess es im Aufruf. Insbesondere Aussenminister Ignazio Cassis nahmen die Teilnehmenden in ihren Gesängen und auf ihren Plakaten in die Pflicht: «Ignazio Cassis complicit in Genocide» stand auf einem Transparent, «Kriegsverbrecher Cassis» auf einem anderen.
Wermuth ausgebuht
Ihre Enttäuschung mit der Regierung taten auch zahlreiche Rednerinnen und Redner auf dem Bundesplatz kund. «Ich habe das Verstecken hinter der Neutralität satt», sagte SP-Co-Präsident Cédric Wermuth.
Eine kleine Gruppe reagierte mit Buhrufen auf seinen Auftritt. Wermuth sagte, er könne Frust in diesem Zusammenhang verstehen. Die israelische Regierung von Benjamin Netanyahu sei eine Regierung von Kriegsverbrechern, sagte er. «Und so gehört sie auch behandelt.»
Die Organisatorinnen riefen wiederholt zu gegenseitigem Respekt auf, auch mit Blick auf die Transparente. Als schliesslich auch das Votum von Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss mit Störrufen unterbrochen wurde, griff sie gleich selber ein: «So kommt ihr nirgendwo hin», sagte sie zu den Störefrieden.
Polizei im Hintergrund
Grössere Zwischenfällen ereigneten sich nicht, jedoch kam es nach Polizeiangaben entlang der Demoroute zu Sprayereien und Sachbeschädigungen. Die Berner Kantonspolizei hat ausserdem Personenkontrollen durchgeführt, wie sie auf X schrieb.
Der Verkehr war grossräumig abgesperrt, die Polizei durchgehend mit einem sichtbaren Aufgebot vor Ort. Damit zog die Konsequenzen aus der unbewilligten Nahost-Demo von Ende Mai, die eskaliert war. Damals setzten die Einsatzkräfte Tränengas, Gummischrot und einen Wasserwerfer gegen die Demonstrierenden ein.