Eine Geburt kostet in der Schweiz rund 5500 Franken. Gemäss Erhebungen des Preisüberwachers reichen die Preise von 4800 bis 6400 Franken. Bei einem Schlaganfall oder einer Hirnblutung kostet die Behandlung rund 10'000 Franken. Die günstigste Klinik verrechnet 8800 Franken, die teuerste – ein Unispital – 3000 Franken mehr, also 11'800 Franken.
Ziel: Ein Bewusstsein für die Preise
Die Preise hätten bisher in der Debatte um die Gesundheitskosten eine zu kleine Rolle gespielt, sagt Stefan Meierhans. Er wünscht sich von seinem Preisvergleich, dass in der Bevölkerung «ein Bewusstsein» dafür entsteht, dass auch kleine Eingriffe rasch einmal einige Tausend oder sogar Zehntausend Franken kosten.
Die Absicht des Preisüberwachers sei redlich, attestieren ihm die Akteure im Gesundheitswesen. Doch sie bezweifeln, dass die Vergleichsliste etwas bewirken kann. Denn Patientinnen und Patienten entscheiden sich nicht wegen des Preises für oder gegen ein Spital. Neben der Frage, ob ein Spital den Eingriff überhaupt durchführt, spielen viel mehr seine Lage und die Qualität eine Rolle.
Qualiät interessiert mehr als der Preis
«Man kann keine Rückschlüsse ziehen vom Preis auf die Qualität, die ein Spital erbringt», betont denn auch Simon Hölzer. Er ist Geschäftsführer der zuständigen Tariforganisation SwissDRG. Ihm erschliesse sich Sinn und Zweck der Preisliste von Meierhans bislang nicht.
In die gleiche Richtung geht auch die Kritik der Stiftung Patientenschutz SPO. «Der Preis allein ist nur ein Argument unter vielen», sagt Geschäftsführerin Barbara Züst. Wichtig sei auch die Qualität, die man für den bezahlten Preis bekomme. Doch ein solcher Vergleich sei sehr schwierig zu ziehen. Züst empfiehlt den Patienten, sich zu informieren, ob der Eingriff nötig und welches Spital dafür geeignet sei.
Was soll die Liste aussagen?
Auch beim Spitalverband H+ runzelt man die Stirn ob des Vorpreschens des Preisüberwachers. Zwar sei es durchaus zu begrüssen, die Bevölkerung für die Kosten zu sensibilisieren, sagt Werner Kübler, Vizedirektor von H+ und Direktor des Unispitals in Basel. «Über die Preisvergleiche im stationären Bereich sind wir allerdings nicht so glücklich, weil die Aussagekraft nicht so gross ist.»
Damit meint Kübler, dass der Vergleich des Preisüberwachers zwar die Preisspanne aufzeigt, die Unterschiede jedoch erklärbar sind. Denn die einzelnen Spitäler haben unterschiedliche Aufträge und Fixkosten. So müssen die grossen Zentrumsspitäler im Gegensatz zu den kleinen Spitälern etwa für alle Situationen vorbereitet sein. Dazu gehören auch teure und komplexe Fälle. Das schlägt sich im Tarif nieder.
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Trotz der Kritik verteidigt Preisüberwacher Meierhans sein Vorgehen. Grundsätzlich habe jemand, der für eine Dienstleistung bezahle, ein Anrecht darauf zu verstehen, wofür er bezahle: «Dieses Versprechen konnte bislang nicht eingelöst werden.» Sein im Internet aufgeschalteter Preisvergleich solle deshalb «einen kleinen Beitrag dazu leisten», dass jene, die bezahlen müssten, besser verstünden, wofür sie bezahlen.
Laut Krankenkassen keine Wirkung
Bei den Spitalbehandlungen bezahlen in erster Linie Kantone und Krankenkassen die Rechnungen. Doch auch der Krankenkassen-Verband Santesuisse glaubt nicht, dass die Liste etwas bringt. Der Preisvergleich habe keine Auswirkungen auf die Tarife, welche die Kassen mit den Spitälern aushandeln, lässt sich Santesuisse vernehmen.
Trotzdem möchte der Preisüberwacher weitere Tarife auf einer Vergleichsliste publizieren; so etwa jene der psychiatrischen Kliniken oder die geplanten Tarife in der Rehabilitation.
Dass es mehr Transparenz im Gesundheitswesen braucht, ist unbestritten. Ob Tarifvergleiche viel bringen, darf jedoch bezweifelt werden. Sie dürften die allgemeine Verwirrung eher vergrössern als die erhoffte Klärung bringen.