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Zu wenig praxisnah - die Kritik an den Fachhochschulen
Aus Echo der Zeit vom 06.01.2018. Bild: Keystone
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Kritik an Fachhochschulen Immer mehr Forschung statt Handwerk

Die Fachhochschulen erleben ein rasantes Wachstum. Doch es gibt auch Kritik an der Ausbildung. Diese sei zu praxisfern.

An der Universität wird gelehrt und geforscht – an der Fachhochschule entwickelt und gebaut: So funktioniert in der Schweiz das duale Bildungssystem. Seit Jahren kritisieren Fachleute, dass diese klare Abgrenzung mehr und mehr aufgeweicht werde. Fachhochschulen würden immer mehr zu Universitäten, die praxisnahe Ausbildung dort werde verwässert. Ingenieure und Wirtschaftsvertreter sorgen sich um den Industriestandort Schweiz.

Maschineningenieur Markus Widmer stellt in seiner kleinen Firma in Thun Medizingeräte und Laborautomationen her. Dafür braucht er Spezialisten, doch heute kämen eher Generalisten von den Fachhochschulen: «Ich habe in den letzten 20 Jahren festgestellt, dass die Ausbildung der Ingenieure weniger in die Tiefe geht.»

Ingenieure wüssten kaum mehr, wie man etwa eine Schraube exakt berechnet – eine zentrale Fähigkeit im Maschinenbau. Statt in die Tiefe werde in die Breite unterrichtet, statt Handwerk gelehrt werde lieber geforscht, sagt Widmer.

Ingenieure starten Aufruf

Vor kurzem veröffentlichte sein Ingenieur-Kollege Lorenz Zellweger einen Aufruf zur Stärkung der Ausbildung an den technischen Fachhochschulen. Das Manifest haben über 100 Ingenieure und Wirtschaftsvertreter aus der ganzen Schweiz unterschrieben.

Doch nicht nur Ingenieure kritisieren die Ausbildung an den Fachhochschulen, auch der Berner Architekt Rolf Mühlethaler bemängelt die fehlende Tiefe: «Das Selbstverständnis für das Handwerkliche eines Berufes fehlt weitgehend oder ist nicht mehr so ausgeprägt. Das gilt es nachzuholen, weil es die Grundlage eines gut funktionierenden Architekturbüros ist.» Nachholen heisst, Architekt Mühlethaler muss den Fachhochschul-Absolventen in seinem Betrieb die fehlenden Kenntnisse selber beibringen.

Die Stimmen der Ingenieure und Architekten wurden mittlerweile auch von der Politik gehört. Die Luzerner CVP-Nationalrätin Andrea Gmür fordert in einem Postulat, dass die klar abgegrenzten Rollen von Universitäten und Fachhochschulen eingehalten werden müssen.

Bund sieht keinen Handlungsbedarf

All diese Kritik ist nicht neu, sie ist quasi ein Dauerthema, seit die Fachhochschulen 1995 die ursprünglichen Ingenieurschulen ablösten. Auch bei der zuständigen Behörde, dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation ist die Diskussion um das Profil der Fachhochschulen bekannt. «Wir nehmen die Sorgen der Arbeitswelt ernst und werden die Sache mit den zuständigen Gremien diskutieren. Im Moment können wir sagen, dass die Evidenz nicht für eine solche Entwicklung spricht», sagt Vizedirektorin Silvia Studinger.

Der Branchenverband Swissuniversities bestätigt diese Einschätzung. Vizepräsident Crispino Bergamaschi sieht zur Zeit keine Anzeichen dafür, dass das Fachhochschulstudium seine Praxisnähe verloren hat. Die Praxisorientierung sei aber auch keine «Naturkonstante», betont Bergamaschi, der auch Direktionspräsident der Fachhochschule Nordwestschweiz ist. Die Ausbildung an den Fachhochschulen müsse ständig reflektiert und aktuell gehalten werden.

Dass die Ausbildung schlechter geworden sei, weist Bergamaschi zurück. Sie sei vielleicht anders geworden, aber nicht schlechter. Doch es gelte, den Praxisbezug an den Fachhochschulen im Auge zu behalten, dafür müssten sich alle anstrengen, auch die Fachhochschulen und ihre Träger, die Kantone. Denn es habe niemand ein Interesse daran, die Ausbildungen an Fachhochschulen und Universitäten zu vermischen, betont der Vizepräsident von Swissuniversities.

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