Frühling 2021, mitten in der Pandemie. Der Bündner Gieri Cathomas empfängt am Flughafen Zürich ein Flugzeug mit 2.1 Millionen Testkits aus China. Die Schweiz jubelt.
Die Test-Kits sind für das Grossprojekt «Together we test». Eine Initiative der Privatklinikgruppe Hirslanden. Als der Bundesrat die Kantone auffordert, auch asymptomatische Personen, etwa in Schulen und Betrieben zu testen, steigt die Gruppe ins Geschäft ein. Spannt den Bündner Gieri Cathomas als Projektleiter ein. Sein Auftrag: Den Kantonen ein All-inclusive-Paket vorzulegen, mit dem sie das repetitive Testen umsetzen können. Repetitives Testen ist regelmässiges Testen von grossen Personengruppen in Pools, um Infektionsketten zu durchbrechen.
Cathomas spricht gegenüber der «Rundschau» von einer logistischen Herausforderung. Querdenken sei gefragt: «Wenn ich nicht so ein Spinner wäre, hätte ich auch nicht die Genialität», und die brauche es für ein derartiges Mammut-Projekt.
Kantone kaufen sich ein
Das Hirslanden-Testprojekt wächst schnell. Cathomas bietet den Kantonen was sie brauchen. Immer mehr steigen ins Projekt ein. Aktuell sind es 12 Kantone und über 9000 Firmen. Der Bund bezahlt das repetitive Testen bis dato vollumfänglich.
Pro Pool nimmt «Together we test» 12 Franken für sich raus – nach eigenen Angaben, um IT und Organisationskosten zu decken. Recherchen der «Rundschau» zeigen, das summiert sich bis heute auf rund 10 Millionen Franken. Zusätzlich müssen sich die Kantone beim Projekt einkaufen. Sie bezahlen eine Onboarding- und eine wiederkehrende Lizenzgebühr. Mehrere Kantone legen der «Rundschau» die Zahlen offen. So kaufte sich Zürich beispielsweise für rund 856'000 oder Bern für 748'000 Franken ein. Recherchen zeigen, hier kommen nochmals mindestens 3.5 Millionen Franken für «Together we test» dazu. Auch dieses Geld ist laut Cathomas nötig, um das Projekt am Laufen zu halten.
Kritik am hohen Gewinn
Jetzt gibt es Kritik. Marc Brunner von der Konkurrenz-Plattform «2Weeks» sagt gegenüber der «Rundschau», die Hirslanden knöpfe den Kantonen viel zu viel Geld ab: «Das ist Geldmacherei in meinen Augen». Das Modell Hirslanden sei auf Profit ausgelegt gewesen. Brunner sagt, Organisation und IT würden niemals so viel kosten.
Hirslanden-Projektleiter Cathomas verteidigt das Projekt. Die Kosten seien hoch. Man biete den Kantonen individuelle Lösungen. Er rechnet allerdings damit, dass am Ende für Hirslanden doch etwas übrigbleibt «je nach Projektverlauf gehen wir davon aus, dass Ende Projekt etwa 5 bis 6 Millionen für Hirslanden übrigbleiben» . Jetzt wo die Pandemie abflacht, könnte es aber auch weniger sein.
Hirslanden will Gewinn reinvestieren
Der CEO Hirslanden, Daniel Liedtke sagt, Hirslanden habe mit den Kantonen eine Open Book Policy. Aufwand und Ertrag seien transparent und stünden in einem guten Verhältnis. Das Projekt sei riesig. Es seien diverse Labors, Kantone, die Post, die Swisscom und sogar Velokuriere involviert. Und: «Wir haben ein grosses Team aufgebaut mit vielen Fähigkeiten im Bereich der Informatik.»
Hirslanden werde einen allfälligen Gewinn in neue Gesundheitsprojekte investieren, so Liedtke.