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Kranke sollen die Wirkung von Kultur zu Hause im Bett erleben können
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 28.02.2023. Bild: Shutterstock/Sergei Pakulin
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Kultur am Bettrand Privatauftritte am Bett: Musik und Lesungen sollen heilen helfen

Künstlerinnen und Künstler geben schweizweit einmalige Privatauftritte am Krankenbett.

Der Berner Mundart-Rapper Baze, die Luzerner Soulsängerin Caroline Chevin und die Freiburger Märchenerzählerin Brigitte Hirsig. Sie gehören zu den rund 30 Schweizer Künstlerinnen und Künstlern, die kranken, eingeschränkten oder sterbenden Menschen einen privaten, persönlichen Auftritt schenken.

Auf dem Foto sitzt eine Frau auf dem Sofa und spielt Gitarre. Eine braun-weisse Katze liegt auf ihrem Knie.
Legende: Musik in Zimmerlautstärke und in gewohnter Umgebung: Künstlerinnen und Künstler wollen kranken Menschen so einen kulturellen Genuss ermöglichen. Shutterstock/Sergei Pakulin

Und zwar an ihrem Bett, da es ihnen meist nicht möglich ist, eine Veranstaltung zu besuchen. «Jeder Auftritt ist eine Reise, auf welcher man gemeinsam etwas erlebt», sagt Shirley Grimes.

Die bernisch-irische Singer-Songwriterin ist der Kopf hinter dem Projekt «Kultur am Bettrand». Aus eigener Erfahrung weiss sie, dass sich manche Kranke zurückziehen oder aufgrund ihrer Bettlägerigkeit von der Gesellschaft isoliert sind. Das will sie ändern: «Kranke sollen Freude erleben.»

Auf dem Foto sitzt Shirley Grimes mit der Gitarre auf den Knien.
Legende: Singer-Songwriterin Shirley Grimes will selber auf «Hausbesuch» gehen und mit ihrer Musik Freude bereiten. zvg

Kunst habe eine Heilkraft. «Ziel ist es, ein wenig Normalität in das Leben der Menschen zu bringen», so Grimes. Die Idee von Privatauftritten trage sie seit Jahren mit sich herum, Corona und die Zeit der Isolation, hätten ihr Auftrieb gegeben.

Umgang mit belastenden Situationen

Viel Erfahrung mit Auftritten am Krankenbett hat Martin Kaufmann. Er arbeitet bei der Stiftung Theodora als «Traumdoktor Föhn».

Mit einem farbigen Arztkittel und einem roten Tupfer Farbe auf der Nase, macht er «Visite» bei kleinen Patientinnen und Patienten oder bei Menschen mit Beeinträchtigungen. «Manchmal können wir nicht mehr sein als eine Ablenkung, aber meistens ist unser Besuch eine Verschnaufpause vom tristen Spitalalltag», erzählt er. In den vergangenen fünf Jahren hat er hunderte Kinder besucht.

Schwierige Erlebnisse belasten mich manchmal.
Autor: Martin Kaufmann alias Dr. Föhn Stiftung Theodora

Ab und zu ist «Dr. Föhn» mit dabei, wenn einem Kind Blut abgenommen wird oder das Kind für eine Operation vorbereitet wird. Manchmal erlebt er mit, wie Kinder vor Schmerzen schreien. «Schwierige Erlebnisse belasten mich manchmal. Die Situationen und Bilder im Kopf besprechen wir deshalb an regelmässigen Supervisionen in der Gruppe», sagt Kaufmann.

Auf dem Foto sind eine Frau und Mann zu sehen, sie haben rot geschminkte Nase und weisse Kittel an.
Legende: Ein Lachen, ein kleines Stück Normalität im Spital: Die Stiftung Theodora heitert seit 30 Jahren Patientinnen und Patienten auf. Keystone/Gaetan Bally

Die schönen Erlebnisse würden überwiegen: «Ich bin überzeugt, dass wir mithelfen, den Heilungsprozess zu beschleunigen – weil das Kind ein paar Minuten Leichtigkeit und keinen Stress spürt.»

Weiter bereite er sich auf Besuche vor, wisse etwa, was ihn warte, an welcher Krankheit das Kind leide und wie die Verfassung sei. Zudem werden alle Traumdoktorinnen und -doktoren während eines Jahres von der Stiftung Theodora für die Arbeit mit Kranken ausgebildet.

Auch die Künstlerinnen und Künstler des Projekts «Kultur am Bettrand» wollen mit Respekt und gut vorbereitet an ihre Besuche herangehen: «Eine Palliativpflegerin wird die Auftretenden begleiten und die kranken Personen bereits vorab einmal besuchen, um die Situation einschätzen zu können», so Projektleiterin Shirley Grimes. Weiter sollen Nachbesprechungen mit den Künstlerinnen und den Besuchten stattfinden.

Auftritte sind schweizweit angedacht

Die Schriftstellerinnen und Musiker, die kranke Menschen zu Hause besuchen und für sie in Zimmerlautstärke auftreten, erhalten für ihren Soloauftritt ein Honorar. Pro Besuch werden sie mit rund 700 Franken entlöhnt. Dies ermögliche Kulturschaffenden ein regelmässiges Einkommen und Stabilität, heisst es beim Verein «Kultur am Bettrand» dazu. Die Auftritte sind für die Kranken gratis, der Verein finanziert sich über Spenden und Stiftungsgelder.

Die ersten Auftritte in und rund um Bern werden aktuell geplant. Danach soll das Projekt auf mehrere Kantone ausgedehnt werden.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 26.02.2023, 17:30 Uhr;

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