Zum Inhalt springen

Kulturinteressierte empört Basel sucht neue Betreiberin fürs Musical Theater

Trotz politischem Kompromiss sorgt das Vorgehen weiter für Kritik aus der Kulturszene.

Die geplante Umwandlung des Musical Theaters in ein Hallenbad sorgte in Basel für Protest. Nun bleibt das Musical Theater erhalten. «Wir sind zurzeit daran, die Ausschreibung vorzubereiten», bestätigt Alena Kress von Immobilien Basel-Stadt.

Musical Theater von aussen im Jahr 1958.
Legende: Das von Franz Bräuning und Arthur Dürig entworfene Gebäude wurde später vom Büro Burckhardt und Partner zum Musical Theater umgebaut. Dank der Haus-im-Haus-Konstruktion blieb die markante Fassade mit ihren neun Eisenbetonjoche erhalten. Keystone/PHOTOPRESS-ARCHIV

Das Musical Theater wird im Baurecht vergeben: Das Gebäude wird verkauft, der Boden bleibt im Kantonsbesitz. Interessenten müssen Kaufpreis und Baurechtszins zahlen.

Klar scheint damit: Interessierte müssen über genügend Mittel verfügen – sowohl für den Kauf des Gebäudes als auch für die Entrichtung des Baurechtszinses. Wie hoch der Preis für das Gebäude sein werde, sei noch nicht spruchreif.

Ein politischer Streit mit Nachwirkungen

Kaum ein kulturelles Thema hat in Basel in den letzten Monaten so viel zu reden gegeben wie die geplante Umwandlung des Musical Theaters in ein Hallenbad. Die Regierung wollte das Gebäude neu nutzen, stiess damit jedoch auf heftigen Widerstand aus der Bevölkerung.

Szenebild aus dem Musical «The Phantom of the Opera» in Basel.
Legende: Das Theater wurde 1995 eigens für die Aufführung von Andrew Lloyd Webbers Welterfolg «The Phantom of the Opera» umgebaut. Keystone/ARCHIVE

Ein Komitee lancierte eine Initiative zum Erhalt, die nach einem Gegenvorschlag des Grossen Rates zurückgezogen wurde.


Gemäss Gegenvorschlag soll das Theater nach einer Ausschreibung im Baurecht an eine neue Betreiberschaft übertragen werden. Der Kanton stellt 15 Millionen Franken für die Sanierung bereit. Der Entscheid ist inzwischen rechtskräftig.

Kritik am Vorgehen des Kantons

Trotz des politischen Kompromisses bleibt die Kritik laut. Kulturinteressierte befürchten, dass der Kanton mit dem Verkauf ein Geschäft machen will. Überrissene Forderungen an künftige Betreiberinnen oder Betreiber wären nicht gerechtfertigt, heisst es aus dem Umfeld des Komitees.

Der Komiker Almi (Patrick Allmandinger) trommelt bei einer Kundgebung in der Freien Strasse in Basel.
Legende: Die Basler Regierung plante am Standort eine Schwimmhalle – das Vorhaben löste breiten Protest aus. (Aufnahme vom 7. September 2023) Keystone / GEORGIOS KEFALAS

Toni Kleimann, Initiant der Volksinitiative «Erhalt des Musical Theaters Basel», warnt vor einer Ausschreibung mit unrealistischen Bedingungen: «Ein überrissener Baurechtszins würde den Betrieb gefährden.» Er fordert ein faires, partnerschaftliches Vorgehen seitens des Kantons: «Ein partnerschaftlicher Umgang mit dieser Art von Musik ist absolut notwendig – alles andere wäre ein Affront gegenüber dieser Kultursparte.»

Kleimann kritisiert zudem die mangelnde Transparenz: «Wir wussten nicht einmal, wie viel Miete bisher bezahlt wurde – bei einem solch grossen Haus ist es zentral, dass die Öffentlichkeit informiert wird.»

Toni Kleimann sitzt an seinem Stubentisch. Vor ihm liegen Unterlagen zum Muscial-Theater.
Legende: Toni Kleimann, Initiant der Volksinitiative «Erhalt des Musical Theaters Basel», engagiert sich seit Jahren für den Fortbestand des Hauses als Kulturstätte. SRF/Nina Gygax

Michael Hug (LDP), Präsident der zuständigen Grossratskommission, kann die Kritik von Toni Kleimann nur bedingt nachvollziehen. Er erwartet eine faire Ausschreibung im Sinne des Parlaments, lehnt überhöhte Forderungen ab und sieht grosses Interesse an der Nutzung.

Befürchtungen, wonach der Kanton absichtlich überhöhte Preise oder Zinsen ansetzen könnte, teilt er nicht: «Es gibt gesetzliche Vorgaben, die den Rahmen vorgeben – da ist man nicht völlig frei.»

Michael Hug steht im Kreuzgang des Basler Münsters und blickt in die Kamera.
Legende: Michael Hug (LDP), Präsident der zuständigen Grossratskommission, erwartet eine faire und transparente Ausschreibung für das Musical Theater Basel. SRF/Nina Gygax

Laut Hug sei im parlamentarischen Prozess sorgfältig geprüft worden, was als realistisch gelte – auch im Hinblick auf Baurechtszinsen und den Gebäudeverkauf. «Mehrere Hunderttausend Franken jährlich wären wohl tragbar, aber es muss wirtschaftlich bleiben.»

Die Nachfrage nach dem Haus sei da, bereits hätten sich Interessenten bei ihm gemeldet. Hug sieht darin ein gutes Zeichen: «Das zeigt, dass der Standort Basel attraktiv ist – gerade nach Grossanlässen wie dem ESC.»

Wer übernimmt nun das Musical Theater?

Der Kanton kaufte das Gebäude 2020 für einen tiefen einstelligen Millionenbetrag. Mögliche Interessenten sind die bisherigen Betreiber Freddy Burger Management und Act Entertainment.

Regionaljournal Basel, 21.8.2025, 6:31 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel