Um den richtigen Standort des Brunnens von Jean Tinguely ist in Freiburg ein leidenschaftlicher Streit entbrannt. Im Rahmen einer Neugestaltung des Bahnhofplatzes möchte die Stadt Freiburg den Brunnen dorthin versetzen. Das wäre ein würdiger Platz für dieses Kunstwerk und eine schöne Visitenkarte für Freiburg, findet eine von den Stadtbehörden eingesetzte Experten-Jury.
Widerstand gegen Versetzungspläne
Die Meinung der Jury teilen allerdings nicht alle. Ehemalige Bekannte des Künstlers und die Vereinigung Pro Freiburg haben gegen die Versetzung Einsprache eingereicht. Tinguely habe für den Brunnen seines verstorbenen Freundes und Rennfahrers Jo Siffert ganz bewusst einen ruhigen Ort ausgewählt, argumentieren sie.
«Die Umgebung ist immer auch Teil eines Kunstwerks und deshalb käme eine Versetzung einer teilweisen Zerstörung des Objekts gleich», erklärt Olivier Suter von Pro Freiburg. «Tinguely wollte, dass dies ein Ort zum Meditieren und Ausruhen ist», untestreicht die Fotografin und langjährige gute Freundin des Künstlers.
Die Umgebung ist immer auch Teil eines Kunstwerks und deshalb käme eine Versetzung einer teilweisen Zerstörung des Objekts gleich.
Andere sehen es lockerer
Andere ehemalige Bekannte Tinguelys sowie dessen Kinder teilen diese Argumentation allerdings nicht. Mit dem Bau des Stadttheaters Equilibre im Jahr 2011 sei die Standortqualität des Tinguely-Brunnens auf der Schützenmatte stark eingeschränkt worden, sagt etwa der ehemalige Seitenwagen-Rennfahrer René Progin, der sich ebenfalls als ehemaligen guten Freund von Jean Tinguely bezeichnet.
«Jean Tinguely wollte, dass der Brunnen von allen gesehen wird. Wegen des Stadttheaters ist der Brunnen mittlerweile völlig versteckt», erklärte Progin gegenüber «Schweiz Aktuell». Zudem seien Tinguelys Werke immer stärker als dessen Umgebung. Sie müssten für sich selbst funktionieren, unabhängig vom Standort.
Jean Tinguely wollte, dass der Brunnen von allen gesehen wird. Wegen dem Stadttheater ist der Brunnen mittlerweile völlig versteckt.
Die Stadtbehörden wollen jetzt in der Standortfrage noch einmal über die Bücher. Unabhängig vom Tinguely-Brunnen möchten sie die Umgestaltung des Bahnhofplatzes zu einer autofreien Zone weiter vorantreiben.