Seit gut einem Jahr gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein eigenes Label für im Bodensee gefangene Fische. Damit soll der Fisch besser vermarktet werden und die Herkunft deutlicher deklariert werden.
Auf deutscher Seite nimmt das Label «Wildfang Bodensee» Fahrt auf, in der Schweiz geht es langsamer voran. Es gebe gleich mehrere Gründe, sagt Reto Leuch, Präsident der Schweizer Berufsfischer und Mitgründer des Labels: «Es gibt Restaurants, die mitmachen wollen, aber die bekommen keine Fische. Das ist unser Problem, wir würden gerne mehr liefern.»
Zwei Drittel der Fischer sind schon über 70 Jahre alt.
Auch die Fischer selbst stünden – zumindest auf Schweizer Seite – nicht geschlossen hinter dem Label. «Es sind ganz wenige dabei. Ein Problem ist die Überalterung im Thurgau. Zwei Drittel der Fischer sind schon über 70 Jahre alt. Die beginnen nichts Neues mehr», sagt Leuch.
Verbreiteter Etikettenschwindel
Vor zwei Jahren gründete Leuch mit anderen Fischern und Gastronomen aus dem Dreiländereck den Verein «Wildfang Bodensee», seit einem Jahr ist das gleichnamige Label zertifiziert.
Eines der Ziele: das bieten, was draufsteht. Denn wo Bodensee-Fisch geschrieben ist, ist nicht immer Bodensee-Fisch drin. Leuch sagt: «Rund um den See werben Restaurants mit Fisch aus dem See. Aber: Ganz wenig ist wirklich aus dem See. Da wird noch ganz anderes unter der Bezeichnung Bodensee-Fisch verkauft. Dem wollen wir entgegenwirken.»
Am Schweizer Bodensee-Ufer machen lediglich zwei Restaurants mit. Andere sagen, es lohne sich nicht, wieder andere seien bei- aber bereits wieder ausgetreten.
Zu viele Labels?
Guido Baumann, ein Wirt aus Ermatingen, der dabei ist, sagt ebenfalls, dass es nicht viel bringe, er aber aus Solidarität zu den Fischern zertifiziert sei: «Fischer sind eine aussterbende Gattung. Da zahle ich gerne ein paar Franken mehr.»
Dass sich das Label noch nicht durchgesetzt habe, hänge auch damit zusammen, dass es viele Labels gebe: «Wir werden von Labels überschwemmt.» Dazu komme auch, dass andere Labels weiter seien als «Wildfang Bodensee», so Baumann weiter.
Das Rotauge als Hoffnungsschimmer
Fischer und Vereinsgründer Reto Leuch entgegnet, dass es – vor allem finanziell – nicht einfach sei. Trotzdem: Am deutschen Ufer funktioniert es besser. Dort gibt es sowohl mehr Fischer als auch mehr Restaurants bei «Wildfang Bodensee». Leuch sagt: «Deutsche essen mehr Fisch, das ist einfach so.» Und weiter: «Die Fangzahlen sind auch besser, deshalb steigen mehr Gastronomien darauf ein.»
Deutsche essen mehr Fisch, das ist einfach so.
Vor allem beim Rotauge sind auf deutscher Seite die Fangzahlen hoch. Hierauf ruht auch eine Schweizer Hoffnung: In der Schweiz gilt er noch nicht als Speisefisch, in Deutschland schon. Aber: Er vermehre sich immer mehr im Bodensee, auch in Richtung Schweizer Seite, so Leuch.
«Es wird sich zeigen, ob das Rotauge sich auf den ganzen See ausbreitet. Da tun sich immer neue Möglichkeiten auf.» Dann könnten höhere Mengen gefischt werden. Es sei auch deshalb noch zu früh, das Label wieder einzustampfen.