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Laden stellt Bedingungen In diesem Berner Food-Laden muss die Kundschaft selber arbeiten

Im Güter Foodcoop in Bern können Leute nur einkaufen, wenn sie selbst einmal im Monat anpacken. Das steckt dahinter.

Das Güter Foodcoop im aufstrebenden Berner Monbijou-Quartier ist alles andere als ein normaler Laden. Die Kundschaft muss beim in der Deutschschweiz bislang einzigartigen Mitmachshop nämlich selbst arbeiten, damit sie Tofu, Tabak oder Teigwaren einkaufen darf.

Wirz im Foodcoop
Legende: Der Berner Mitmachladen will mit regionalen Produkten punkten. Das ist aber nicht immer möglich. SRF/Matthias Baumer

Sie haben richtig gelesen: Knapp drei Stunden pro Monat räumen die rund 200 Genossenschafterinnen und Genossenschafter Gestelle ein, putzen oder bestellen Waren. Und dies, ohne Lohn zu kassieren. Ebenso müssen die Teilhabenden einen Anteilsschein à 50 Franken lösen. Sonst dürfen sie nicht einkaufen.

Kollektiv bestimmt gemeinsam die Preise

Was steckt dahinter? Das Güter Foodcoop ist ein basisdemokratisches Kollektiv, das im Ladenlokal rund 300 Artikel des täglichen Bedarfs anbietet. «Wir bestimmen gemeinschaftlich die Preise und welche Produkte wir einkaufen», sagt Mitinitiantin Nora Komposch.

Ladenlokal.
Legende: Nora Komposch (links) und Nick Pohl wollen mit nachhaltigeren Produkten für eine bessere Welt kämpfen. SRF/Matthias Baumer

Man wolle die Menschen zusammenbringen und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Versorgung in die eigenen Hände zu nehmen. Ziel ist eine «kollektive Auseinandersetzung mit den eigenen Konsumgewohnheiten», wie es auf der Webseite heisst.

Reis in Tonne.
Legende: Um den Preis tief zu halten, kauft der Laden Reis in Grossmengen ein. SRF/Matthias Baumer

Den Mitinhabenden des Güter Foodcoops geht es aber noch um viel mehr. Sie setzen sich für eine bessere Welt ein. «Der Klimakollaps kommt auf uns zu, soziale Ungleichheiten sind überall. Unser Laden ist ein kleiner Ort, wo wir handeln und etwas bewirken können», sagt Mitinitiant Nick Pohl.

Teure Produkte machen Probleme

So sollten alle Produkt hohe Standards an Nachhaltigkeit, Fairness, Regionalität aufweisen.

Der Haken: Gerade Bio- und Fairtradeprodukte sind eher teuer. Damit sie einigermassen erschwinglich bleiben, leisten die Genossenschafterinnen und Genossenschafter Gratisarbeit im Laden.

Nüsse im Laden
Legende: Cashew- oder Baumnüsse? Die Teilhabenden des Güter-Foodcoopes bestimmen das Sortiment. SRF/Matthias Baumer

Menschen mit tiefen Einkommen können sich die Produkte dennoch kaum leisten. «Wir sind als Kollektiv gefordert, Lösungen für diese Problematik zu suchen», sagt Nick Pohl. Eine Idee sei, dass Gutverdienende mehr bezahlen und so eine Solidaritätskasse füllten, durch die Produkte an Bedürftige billiger abgegeben werden könnten.

Zank um den Warenkorb

Welche Produkte im Laden stehen, bestimmt das Kollektiv selbst. Dies sorgt immer wieder für Diskussionen. Etwa bei ressourcenintensiven Produkten wie Mandeln, Tabak oder Orangen aus dem Süden.

Laden in New York als Vorbild

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Warenkorb
Legende: Entstanden ist die Idee für den Güter-Foodcoop in den USA. SRF/Matthias Baumer

Das Vorbild für das Berner Güter Foodcoop kommt aus Brooklyn, New York. Innert 50 Jahren ist dort die Kundschaft für den Mitmachladen auf über 50'000 Personen angewachsen. In der Schweiz gibt es ähnliche Projekte in Genf und Neuenburg. In der Deutschschweiz ist der Berner Mitmachladen in dieser Art eine Premiere.

Es geben kein schwarz oder weiss, sondern viele Graustufen punkto Nachhaltigkeit. «Gerade die Kriterien Regionalität und Saisonalität beissen sich manchmal gegenseitig», sagt Pohl.

Regional Diagonal, 17.12.2022, 16:30 Uhr ; 

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