- Die Schweizer Volkswirtschaft ist insgesamt weiterhin gut aufgestellt.
- Zu diesem Schluss kommt der Bundesrat in einem am Mittwoch verabschiedeten Lagebericht.
- Auch vor dem Hintergrund der industriepolitischen Renaissance im Ausland bleibt die Schweiz demnach wettbewerbsfähig.
«Die Schweiz gehört weiterhin zu den erfolgreichsten Volkswirtschaften weltweit», sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin in Bern vor den Medien. Sie habe die vergangenen vier krisengeplagten Jahre gut überstanden. Die Schweizer Volkswirtschaft habe sich einmal mehr als äusserst widerstandsfähig erwiesen, so Parmelin.
Das wirtschaftspolitische Umfeld bleibe jedoch herausfordernd. Der Bundesrat erwähnte in seinem Bericht insbesondere die industriepolitischen Initiativen in der EU und den USA, die auch wettbewerbsverzerrende Subventionen umfassten.
Ein Grossteil dieser Subventionen seien für die Schweizer Wirtschaft jedoch unproblematisch und eröffneten Schweizer Produzenten gar neue Absatzchancen.
Keine Massnahmen zugunsten einzelner Branchen
Auf protektionistische und wettbewerbsverzerrende Massnahmen zugunsten einzelner Unternehmen und Branchen sollte die Schweiz als offene Volkswirtschaft auch in Zukunft verzichten, so der Bundesrat weiter.
Eine nachhaltige Stärkung des Wirtschaftsstandorts sei vielmehr durch eine kontinuierliche Verbesserung der Rahmenbedingungen und Senkung der Produktionskosten der Unternehmen zu erreichen.
Als Herausforderungen listet der Bundesrat etwa das Verhandlungspaket mit der EU, der weitere Ausbau des Netzes an Freihandelsabkommen und die Umsetzung des neuen Unternehmensentlastungsgesetzes auf.
Auch die Revision des Kartellgesetzes und die Reform der Wettbewerbsbehörden, die weitere Förderung der Ausschöpfung des Arbeitskräftepotenzials, die Beschleunigung beim Aus- und Umbau der Stromnetze oder die geplanten Reformen der AHV gehörten zur wirtschaftspolitischen Agenda der nächsten Jahre.
Begrenztes Risiko durch Handelsabhängigkeiten
Die Handelsabhängigkeiten der Schweiz sind insgesamt überschaubar und meist unproblematisch, so der Bundesrat. Durch eine Diversifizierung des Handels soll die Versorgungssicherheit weiter gestärkt werden. Wertmässig betreffen die Handelsabhängigkeiten weniger als zwei Prozent der Schweizer Warenimporte.
Von den 195 identifizierten Gütern mit Abhängigkeiten ist eine grosse Mehrheit gemäss dem Bericht nicht als problematisch einzustufen. 18 Güter fallen unter das Landesversorgungsgesetz – beispielsweise entkoffeinierter Kaffee. 14 Güter wie Laptops oder Empfangsgeräte für den Rundfunk könnten Teil kritischer Infrastrukturen sein, wie dem Bericht zu entnehmen ist.
«Der Bundesrat ist sich bewusst, dass weitere Risiken bestehen können, beispielsweise aufgrund indirekter Abhängigkeiten bei Importen über Drittstaaten.» Er erachtet jedoch industriepolitische Initiativen zum Abbau von Abhängigkeiten nicht als zielführend, wie es hiess.
Bundesrat appelliert an die Eigeninitiative der Unternehmen
Wichtig sei die Rolle der Unternehmen: «Diese erkennen allfällige Abhängigkeiten am schnellsten und können sie effizient adressieren», so der Bundesrat. Er unterstütze die Unternehmen bei diesen Tätigkeiten. Zu den Massnahmen gehörten etwa das neulich unterzeichnete Freihandelsabkommen mit Indien oder die Aufhebung der Industriezölle Anfang 2024. In Arbeit sei eine Revision der Massnahmen der wirtschaftlichen Landesversorgung.