Bundespräsident Guy Parmelin brauchte in seiner Begrüssungsrede nicht lange bis zum ersten Lacher: Er freue sich «rüüdig» in Luzern zu sein, meinte der Waadtländer in seinem typischen Akzent. Ganz zur Erheiterung der rund 400 anwesenden Luzernerinnen und Luzerner. Der Bundesrat hat heute morgen seine Sitzung an der neuen Musikhochschule Luzern abgehalten. Am Mittag nahm er sich im Verkehrshaus gut eine Stunde Zeit für die Bevölkerung.
Tatsächlich ist es das erste Mal seit zwei Jahren und somit seit dem Ausbruch der Pandemie, dass sich der Gesamtbundesrat mit der Bevölkerung trifft. «Der Apéro und der Austausch mit Ihnen ist ein weiterer, kleiner Schritt zurück in die Normalität», so Parmelin am Rednerpult. Das Treffen mit der Bevölkerung sei wegen der Pandemie noch wichtiger geworden. «Die Menschen reagieren unterschiedlich auf Krisen und wir müssen auch jene hören, die nicht laut sind.»
Viele sagten «Danke»
Nach diesen Begrüssungsworten scharten sich die Luzernerinnen und Luzerner schnell um die sechs anwesenden Bundesratsmitglieder. Als einziger nicht vor Ort war Bundesrat Ueli Maurer, der in Washington weilt.
Eine kurze Umfrage bei den Anwesenden zeigte: Sehr viele waren gekommen, um endlich einmal die Bundesräte live zu sehen. Stellvertretend dafür war Edi Fuchs aus Luzern: «Normalerweise sehe ich Sie ja nur im Fernsehen», sagte er zu Simonetta Sommaruga. Ein besonderes Anliegen habe er nicht, «mit wenigen Ausnahmen machen Sie es gut», sagte er schmunzelnd.
Beliebte Selfies
Sehr begehrt waren auch Fotos mit der Landesregierung. Bundesrätin Karin Keller-Sutter jedenfalls fühlte sich sehr wohl. Viele Menschen hätten sich bedankt für die Arbeit des Bundesrates. «Es ist für uns und die Bevölkerung eine schwierige Situation, durch die wir gemeinsam müssen», sagte sie. Die Gespräche hätten sich immer mal wieder um die Corona-Massnahmen des Bundes gedreht. «Es ist für uns ganz wichtig, verschiedene Meinungen zu hören.» Angst um ihre Sicherheit habe sie nicht, sie fühle sich gut geschützt.
Es ist bereits das 15. Mal, dass sich der Bundesrat «extra muros», ausserhalb der Mauern des Bundeshauses trifft. Auffällig waren in Luzern die Sicherheitsvorkehrungen: Die Luzerner Polizei und die Bundespolizei waren mit einem grossen Aufgebot präsent. Seit Ausbruch der Pandemie haben Drohungen gegenüber dem Bundesrat stark zugenommen. Und so wurde beim Eingang zum Verkehrshaus kontrolliert, wer zum Bundesrat wollte.
Vor dem Verkehrshaus demonstrierten zeitgleich knapp hundert Gegnerinnen und Gegner der Corona-Massnahmen. Sie störten sich insbesondere daran, dass der Zutritt zum Verkehrshaus nur mit Zertifikat möglich war. Die Kundgebung mit Fahnen und Transparenten war nicht bewilligt, verlief aber friedlich.