Peter Brotschi blickt aus dem Fenster des kleinen Flugzeugs und schüttelt den Kopf: «Es ist einfach keine schöne Landschaft. Punkt», seufzt er beim Flug entlang der Autobahn A1 im Kanton Solothurn. «Dorf A hat für sich geplant und Dorf B hat für sich geplant. An der Dorfgrenze hat man sich dann getroffen.»
Seit den 1990er-Jahren dokumentiert der Grenchner Peter Brotschi die Bautätigkeit am Jurasüdfuss. Er ist oder war Lehrer, Pilot, Journalist und Politiker. Aus dem Flugzeug fotografiert er das Wachstum. Mit seiner Kamera hat er inzwischen über 3000 Aufnahmen der Landschaft geschossen.
Von oben ist die Veränderung sichtbar
Seine Bilder präsentiert Peter Brotschi in Sozialen Medien oder in Zeitungen, er hält Vorträge und kuratiert Ausstellungen. So kämpft er für den Erhalt der Landschaft. «Ich will den Leuten zeigen, was passiert. Am Boden hat man diesen Blick weniger, als aus der Luft, wo man sieht, was verändert wurde.»
Entwicklung an der Verzweigung Härkingen
Geholfen hat sein Engagement bisher nicht viel. Wo zu Brotschis Kinderzeit Landwirtschaft betrieben wurde, stehen heute die Lagerhallen von Logistikbetrieben. Die Siedlungsfläche hat in der Schweiz seit 1985 um fast ein Drittel zugenommen. Zur Siedlungsfläche gehören Wohn- und Industrieareale sowie die Verkehrsinfrastruktur.
Aus der Luft zurück an den Boden, auf ein Feld in Peter Brotschis Wohngemeinde Grenchen. Die heutige Landwirtschaftsfläche soll in den nächsten Jahren überbaut werden.
Wann hört die Bauerei auf?
Für den Kanton Solothurn und die Gemeinden ist es ein «Top-Entwicklungsstandort». Der Masterplan sieht vor, dass hier bis in 20 Jahren ein neuer Industrie-Stadtteil entsteht. 40 Hektaren Fruchtfolgeflächen würden laut dem Kanton verschwinden.
«Ich schwanke zwischen Besorgnis, Trauer und Wut. Wenn ich mir vorstelle, dass dieses Gebiet in 20 bis 30 Jahren überbaut werden soll, dann begreife ich das einfach nicht.»
Ich bin ein Prediger, der gegen eine Wand redet.
Der Preis für das Wachstum sei zu gross, meint Brotschi. Früher ländlich geprägte Landschaft, heute Agglomeration, bald noch mehr Beton? Der Landschaftsschützer fragt sich: «Wollen wir diese Entwicklung so weitertreiben? Oder wollen wir es gut sein lassen?»
Vorbild Waldschutz
Illusionen, dass seine Warnungen etwas bewirken, macht sich Peter Brotschi keine. «Ich bin ein Prediger, der gegen eine Wand redet. Bei meinen Vorträgen sind die Leute immer beeindruckt – aber trotzdem geht die Entwicklung weiter.» Er kämpfe aber weiter für seine Kinder und Enkel, damit sie zumindest eine teils intakte Landschaft erleben können.
Entwicklung in Subingen SO
Hoffen lässt Brotschi der Wald, wo er sich als Jäger oft aufhält. «Es gibt das Waldgesetz von 1876. Das hat keine Rodungen mehr ermöglicht und darum haben wir heute einen prächtigen Wald auf rund einem Drittel der Schweizer Fläche. Ich frage mich, ob es nicht eine Begrenzung der Ortschaften braucht. Dass die noch bestehende Landschaft unter absoluten Schutz gestellt wird.»