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Landwirtschaft 4.0 Roboter sind die neuen Knechte

Die Digitalisierung macht den Landwirten das Leben leichter. Sie stellt die Bauern aber auch vor Herausforderungen: Um Roboter anzuschaffen, müssen Landwirte viel Geld in die Hand nehmen. Drei Stimmen zum Thema.

Der Landwirt mit dem Fütterungsroboter: Auf den ersten Blick wirkt es, als sei die Zeit stehen geblieben – in Sumiswald im Emmental – doch eben nur auf den ersten Blick: Denn im Kuhstall von Bauer Hans-Jürg Oberli sind Roboter am Werk: Sie übernehmen die meisten Arbeiten für den Landwirt – so gut wie selbständig.

In seiner Schaltzentrale kann Oberli beispielsweise sehen, welche Kuh zu wenig gegessen hat und wie viel Milch sie gerade abgibt. Im Stall wird der Fütterungs-Roboter automatisch mit der richtigen Mischung aus Heu und Kraftfutter beladen. Falls nötig, bringt er den Kühen mehrmals am Tag Nachschub. Eine grosse Entlastung für Landwirt Oberli: «Ich muss nicht mehr zu einer fixen Zeit in den Stall. Und auch körperlich ist es eine wahnsinnige Erleichterung.»

Der Landwirt mit der kritischen Stimme: 15 Prozent der Investitionen für den digitalen Stall stellt der Kanton Bern als Agrar-Kredit zur Verfügung. Diesen muss Hans-Jürg Oberli innerhalb von 15 Jahren zurückzahlen.

Das sieht Landwirt Hanspeter Hunkeler kritisch. Er sitzt im Beirat der Denkfabrik Vision Landwirtschaft. «Der Bauer muss viel mehr Vorleistungen einkaufen und verliert so Wertschöpfung», sagt Hunkeler. Gegen Roboter auf dem Bauernhof habe er aber grundsätzlich nichts. Ihre Anschaffung dürfe jedoch nicht dazu führen, dass ein Hof zu immer mehr Leistung gezwungen werde.

Der Agrar-Forscher: Klar ist: Der technische Fortschritt schreitet schweizweit voran. Immer mehr Landwirte setzen etwa auf GPS-gesteuerte Traktoren, die vorprogrammiert aussäen oder Pflanzenschutzmittel verteilen. Auch Drohnen dürften in Zukunft eine wichtige Rolle spielen: Beispielsweise bei der Ausgabe von Schlupfwespen als Unkrautvernichter oder bei der Bodenüberwachung.

Es gehe nicht nur darum, mehr zu produzieren, sondern auch um den schonenden Umgang mit Ressourcen, sagt Thomas Anken vom landwirtschaftlichen Kompetenzzentrum Agroscope.

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