Am Mittwoch steht R.S. vor dem Bezirksgericht Bülach. Seine Delikteliste ist lang: Mehrfacher gewerbsmässiger Betrug, mehrfaches Vergehen gegen das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb, Sachbeschädigung, mehrfaches Vergehen gegen das Strassenverkehrsgesetz. Dem in der Schweiz lebenden Deutschen drohen zehn Jahre Landesverweis.
R.S. hat 2016 negative Berühmtheit erlangt, als er ein Team des «Kassensturz» attackierte. Die Sendung hatte nachgewiesen, wie er über 200 Personen über den Tisch gezogen hat. R.S. versprach mit seinem Lieferwagen-Verleih Tiefpreise, zockte dann aber die Kunden mit versteckten und absurden Gebühren ab.
500'000 Bienen getötet
Der «Maskenmann» drehte schon mehrmals krumme Dinger: 2013 wollte er Aldi fünf Tonnen ausländischen Honig als Schweizer Honig verkaufen. 2015 hatte er ein Verfahren wegen Drohung, Betrugs, Vergehen gegen das Waffengesetz und verbotenem Waffenbesitz am Hals.
Die Polizei konfiszierte bei ihm neben Jagdgewehren und einer Doppellaufflinte auch eine für Serienfeuer umgebaute Pistole, einen Schalldämpfer, Laserzielgeräte und Elektro-Taser.
R.S. ist Hobby-Imker. Weil bei seinen Bienen die Tierseuche Sauerbrut ausgebrochen war, musste der kantonale Bieneninspektor gemäss dem Tierseuchengesetz und damit von Amtes wegen R.S.' Bienen vernichten. Aus Rache tötete dieser alle 22 Bienenvölker des Inspektors. Keine einzige der 500'000 Bienen überlebte.
Bschiss mit Occasions-Autos
Ab 2018 fällt der «Maskenmann» im Auto-Occasion-Handel auf. Über die Internet-Plattform Autoscout24 bot er Schrottwagen völlig überteuert an. Einer «Kassensturz»-Zuschauerin verkaufte R.S. für 4850 Franken einen alten Peugeot. Doch das Auto lief nur gerade zwei Tage.
Die Diagnose einer Garage war verheerend: Aus der Wasserpumpe rann Kühlwasser. Der ganze Auspuff hing lose unter dem Wagen. Bremsbeläge waren verschlissen. Der reale Wert des Autos: Nicht 4800, sondern nur 800 Franken.
Zehn Jahre Landesverweisung
2019 entdeckte «Kassensturz» bei Glattbrugg (ZH) fünf Occasions-Autos. Auf diese Fahrzeuge hatte R.S. falsche Embleme geklebt, die exklusive Modelle vortäuschen: Etwa den Zusatz «Limited Edition». Doch diese limitierte Ausgabe gibt es bei diesem Wagen gar nicht. Oder er klebte auf einen Volkswagen das Emblem «4Motion». Aber der Wagen war gar kein 4x4.
Diese Occasionen stellte R.S. zum Verkauf ins Internet. Mit den gefälschten Emblemen auf den Fotos überlistete er nicht nur Kunden, sondern schlüpfte auch durch die Kontrollen der Online-Plattform. «Im Normalfall entdecken wir verdächtige Inserate schon bevor sie online sind und lassen diese gar nicht aufschalten», sagt Nicole Riedo von Autoscout 24: «In diesem Fall ging der Anbieter besonders dreist vor.»
Bei den Inseraten auf Autoscout24 setzte R.S. regelmässig den Kilometerstand hinunter und «verjüngte» die Fahrzeuge in der Rubrik «Erste Inverkehrsetzung» um ein paar Jahre.
R.S. hat mehrere Beschwerden gegen «Kassensturz» und die Behörden gemacht und damit das Strafverfahren in die Länge gezogen. Doch jetzt kommt es zur definitiven Verurteilung am Bezirksgericht Bülach. Dem Deutschen droht unter anderem eine Landesverweisung von zehn Jahren.