Das Problem: Im Wallis ist die Unruhe gross, seit bekannt ist, dass der Lötschberg-Basistunnel zum Ausbau voraussichtlich ab 2022 für längere Zeit gesperrt sein wird. Man befürchtet weitreichende, negative Folgen. Das Ausmass ist zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht abschätzbar.
Der Hintergrund: Im Juni hat das Parlament grünes Licht gegeben für ein weiteres Bahnausbauprogramm bis 2035 im Umfang von 13 Milliarden Franken. Dazu gehört auch der Teilausbau des 2007 eröffneten Lötschberg-Basistunnels für fast eine Milliarde Franken. Am Mittwoch hat das Bundesamt für Verkehr gegenüber dem «Blick» bestätigt, dass der Tunnel während der Ausbauarbeiten für Wochen oder gar Monate gesperrt werden müsse.
Die Reaktionen: Offizielle Rückmeldungen gab es bisher keine. «Aber für Tausende ist die Fahrt durch den Tunnel ins Büro in der Deutschschweiz ein Teil des Arbeitswegs», sagt SRF-Korrespondentin Priska Dellberg. Sie hat sich in Brig umgehört. «Bei Pendlern ist die Sperrung heute ein grosses Thema.»
Bei den Tourismus-Verantwortlichen ist die Befürchtung gross, dass Ausflügler und Feriengäste mehrheitlich zu Hause bleiben oder an andere Orte fahren, wenn sie einen längeren Weg in Kauf nehmen müssen.
Die Alternative: Der Lötschberg-Basistunnel-Verkehr müsste über die alte Lötschberg-Strecke umgeleitet werden. Doch deren Kapazität ist beschränkt. Selbst die Bauherrin, die BLS, bestätigt, dass sich die alte Bergstrecke über Goppenstein nur bedingt als Ausweichmöglichkeit eignet. Sie kann nicht alles auffangen; Doppelstockzüge zum Beispiel können dort keine durchfahren.
Beim Güterverkehr sei das Problem kleiner als beim Personenverkehr, heisst es vonseiten der BLS: Ein Teil des Güterverkehrs könnte durch den Gotthardtunnel transportiert werden. Wobei wohl auch dort die Kapazitäten beschränkt sind, weil diese Strecke schon ziemlich stark ausgelastet ist.
Die Perspektive: Ist der Tunnel einmal ausgebaut, werde das Wallis davon profitieren – sogar sehr, sagt Dellberg. Der wichtigste Pluspunkt ist der Halbstundentakt, der mit diesem Ausbauschritt eingeführt werden soll.
An schönen Tagen sind die Züge übervoll mit Touristen.
«Auf diesen warten viele Walliser bereits sehnsüchtig, denn an schönen Tagen sind die Züge übervoll mit Touristen.» Mehr Züge – das bedeutet mehr Beförderungskapazität. Das ist für den Tourismus im Kanton Wallis von Vorteil. Und auch Pendler würden sich über mehr Platz in den Zügen freuen.
Das Fazit: Das Wallis muss wohl vorübergehend in den sauren Apfel beissen, wenn es danach noch besser und näher an die übrige Schweiz angeschlossen sein will. «Das Lötschberg-Komitee kämpft seit vielen Jahren für einen Ausbau», weiss Dellberg. Man habe diesen nun zumindest teilweise erreicht und werde ihn nicht wegen ein paar Wochen Sperrung zunichtemachen.
Mit diesem Unterbruch werde man leben müssen, sagen auch die BLS und das Bundesamt für Verkehr. Während der sechsjährigen Bauzeit werde eine Weiche eingebaut und am Tunnelgewölbe gearbeitet. «Beides ist unrealistisch ohne eine totale Sperrung von ein paar Wochen», so die Korrespondentin. Es gehe jetzt also vor allem darum, die Sperrung möglichst kurzzuhalten.