Vor rund 150 Millionen Jahren lebten die Diplodocus-Dinosaurier auch in der Schweiz. Beim jurassischen Pruntrut fand man 2002 beim Autobahnbau ein ganzes Feld versteinerter Fussspuren von Diplodocus und anderer Saurier auf einer Felsplatte. Diese vierbeinigen Pflanzenfresser mit langem Hals waren ausgewachsen gut 25 Meter lang. Von deren Skelett wurden einige Versteinerungen gefunden, insbesondere in Nordamerika, allerdings nie vollständige.
So ist das Skelett eines Jungtiers, das derzeit in Basel präpariert wird, mit 70 bis 80 Prozent vergleichsweise intakt. Daher sei dieses «eine Sensation», erklärt der Experte für Langhals-Saurier Emanuel Tschopp. Der Schweizer arbeitet an der Universität Hamburg und ist jetzt für dieses rare Exemplar zum Naturhistorischen Museum (NMB) nach Basel gereist.
Noch ist nicht restlos geklärt, um welche Art von Langhals-Saurier es sich bei diesem Individuum in Basel genau handelt. Vom Diplodocus gibt es verschiedene Unterarten. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen und so steht auch die wissenschaftliche Publikation dazu noch aus.
Ein sehr schönes und weltweit einzigartiges Skelett.
Speziell sei, dass hier der Hals komplett erhalten ist, also alle 15 Wirbelknochen nebeneinander samt Verbindung zu den ersten Rückenwirbeln, erklärt Loïc Costeur, Leiter Geowissenschaften und Kurator Wirbeltierpaläontologie des Basler Museums. Kein anderes bekanntes Skelett dieser Saurier sei so komplett erhalten.
Auch vom Schädel sind Stücke dabei. «All dies macht ein sehr schönes und weltweit einzigartiges Skelett», sagt Tschopp. Just darum interessiere es ihn als Forscher.
Wissenschaftliches Dino-Puzzle
Manche der Knochen waren bei der Ankunft in Basel noch in einem Steinblock verbunden. Dies ist laut Costeur besonders aufschlussreich, weil es anatomische Verbindungen des Saurierkörpers dokumentiere. Vermutlich sind im Stein zwischen den Knochen noch Muskelfasern erhalten, die man beim Präparieren erkennen könnte.
Dino-Skelette sind zwar in vielen Museen zu sehen, aber meist sind es komplette oder teilweise Rekonstruktionen statt echter Knochen. Teils wurden auch unvollständige Skelette verschiedener Individuen zu einem ganzen Dino kombiniert.
Das echte Diplodocus-Junge aus dem US-Staat Wyoming reiste verpackt in Holzpaletten und Kartons an; gekauft hatte das Basler Museum das rare Fossil vor knapp zwei Jahren. Der Fundort lag auf privatem Boden.
Derzeit sind all die Steinstücke in einer angemieteten Lagerhalle in Münchenstein (BL). Die eigentlichen versteinerten Knochen aus dem umgebenden Gestein zu lösen, ist anspruchsvolle Handarbeit für die Basler Museums-Präparatorin Tandra Fairbanks.
Attraktion für Museumsneubau
Der rund acht Meter grosse Jung-Dino wird ein Blickfang im Neubau des Naturhistorischen Museums, der 2028 Jahren eröffnet werden soll. Das ist ein sportlicher Zeitplan für Fairbanks: «Alleine würde ich das nicht in den fünf Jahren schaffen.» Begonnen hat das Museum mit dem Präparieren vor etwa einem Jahr.
Zufällig stammt Fairbanks selber aus Idaho, in der Nähe von Wyoming. Sie sei mit dem Dinosaurier-Rausch dort aufgewachsen. Normalerweise arbeitet sie mit Säugetier-Skeletten, doch Arbeit mit Dinos sei ein Kindheitstraum von ihr.
Ein Traumjob seit jeher ist die Saurierforschung auch für Tschopp: «Mein inneres Kind ist dabei geblieben.» Auf das fertig präparierte Dino-Skelett freuen sich demnach nicht nur die jungen Museumsbesucher.