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Lasso-Schweizermeisterschaft Ranch Roping: kein Rodeo, sondern Lebensgefühl

Im Aargau fanden die Meisterschaften im Ranch Roping statt. Für einige Teilnehmende ist der Sport ein Kindheitstraum.

«Ranch Roping hat nichts mit Rodeo zu tun, bei dem man vom Pferd in vollem Galopp ein Rind fängt», hält Markus Zürcher fest. Er ist der Präsident von Roping Schweiz, dem Verein der «Lassowerfer». Mitte Oktober fand im aargauischen Endingen die Schweizer Meisterschaft im Lassowerfen statt.

«Ranch Roping ist das, was der Cowboy heute noch macht: Er reitet im Schritttempo in eine Herde hinein. Wenn man galoppieren würde, wäre die Herde irgendwo.» Gefragt ist viel mehr Geduld denn Schnelligkeit.

Cowboy auf Pferd fängt Rind
Legende: So nicht: Im Gegensatz zum Rodeo (im Bild ein Turnier in Las Vegas 2016) ist «Ranch Roping» viel ruhiger. Keystone/AP Photo/John Locher

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fangen ein Rind mit dem Lasso am Hals. Das Fangen an den Beinen ist nicht erlaubt. Damit vermeide man Verletzungen bei den Rindern, so Zürcher.

«Für die Zuschauer ist es darum vielleicht ein bisschen langweilig – denn sie sehen die verschiedenen Würfe nicht.» Mehr als 30 verschiedene Lassowürfe existieren beim Ranch Roping. Je nach Schwierigkeit und Ausführung gibt es im Wettkampf Punkte.

Bubentraum Cowboy

Im Publikum auf dem Föhrenhof in Endingen befinden sich neben Reiterinnen oder Rinderhaltern nur wenige Personen, die nicht selber reiten oder etwas mit der Landwirtschaft zu tun haben. Friedlich und entspannend sei das Zuschauen, meint einer der Gäste. Eine Herausforderung sei es, sagt Markus Zürcher.

Mann mit Sonnenbrille und Hut auf Pferd wirft Lasso, im Vordergrund Rinder
Legende: Auf dem Föhrenhof in Endingen sind die Rinder bereits in einem Gehege. zvg/Anna Paola Wurlitzer

Für Mitorganisator Boas Fuchs – mit Westernhut, Cowboystiefeln und Lederüberhose – ist es ein Bubentraum. Es sei aber eher eine Lebenseinstellung als Spass. Beim Ranch Roping wird darauf geachtet, Pferde und Rinder nicht zu stressen. Das Lasso etwa öffnet sich bei zu hohem Zug automatisch. Für die Kälber sei es ein Spiel, meint Vereinspräsident Markus Zürcher.

Üben mit Holzkühen

Trainieren kann Zürcher ab und zu mit den Rindern eines befreundeten Bauern. Er übt aber auch mit Dummys – mit Holzkühen. «Sie bewegen sich zwar nicht. Zumindest die Würfe können wir so aber üben.»

Eine Reiterin und ein Reiter auf Pferden, im Hintergrund ein Rind mit Seil um den Hals
Legende: Das «Lassowerfen» soll keine Qual sein für die Rinder: Wenn sie keine Lust mehr haben, dann werden sie ausgewechselt. zvg/Anna Paola Wurlitzer

Solche Dummys werden auch an der Europameisterschaft verwendet. Bei der Meisterschaft in der Schweiz, welche seit fünf Jahren durchgeführt wird, sind aber seit Anfang Tiere im Einsatz.

Die Rinder müssen Lust haben

Die Rinder im Wettkampf stammen aus dem gleichen Stall, der gleichen Herde. Nach ein paar Durchgängen werden sie ausgewechselt. Und wenn ein Tier keine Lust mehr hat, wird es an diesem Tag nicht mehr eingesetzt.

Im Final der Schweizer Meisterschaften kommen in diesem Jahr spezielle Rinder zum Zug. Die besten Cowboys und Cowgirls der Schweiz kriegen es im Kampf um den Titel im Ranch Roping mit Dahomey-Rindern zu tun. Dies sei eine besondere Herausforderung für die Teilnehmenden, meint Boas Fuchs: «Sie stammen aus Westafrika und sind ein bisschen wilder – sprich: schneller.»

Regional-Diagonal, 22.10.2022, 12:03 Uhr ; 

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