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Lauschen mit dem Bodenmikrofon Es krabbelt und knabbert: So tönt es im Boden

Spezielle Mikrofone fangen die Geräusche kleinster Tiere im Boden ein. Zu hören sind Pseudoskorpione oder Milben.

Wie klingt gesunder Boden? Das erforscht «Sounding Soil», ein Projekt der Umweltstiftung Biovision. «Wenn man Glück hat, hört man, wie Lebewesen kommunizieren. Manchmal klingt es wie eine Hupe oder ein vorbeifahrendes Töffli», erklärt Bodenspezialistin Franziska Fischer.

Biovision stellt Geräte mit Bodenmikrofonen zur Verfügung, mit denen zum Beispiel Schulklassen in die Erde horchen können. Zu hören sind Fress- und Bewegungsgeräusche kleinster Tiere, die krabbeln und knabbern. Milben, Asseln, Regenwürmer, Tausendfüssler, Käferlarven oder Pseudoskorpione: Je nach Boden gibt es mehr oder weniger von ihnen und es gibt mehr oder weniger Geräusche.

Allerdings: Ob es die Verdauung eines Regenwurms oder das Schmatzen eines Käfers ist, kann man nicht unterscheiden.

In einem Kubikmeter Erde finden sich dutzende Spinnen und Würmer, hunderte Käferlarven und 100'000 Milben. «Bis jetzt ist es nicht möglich, die Geräusche den jeweiligen Tieren zuzuordnen. Versuche dazu im Labor sind gescheitert. Man schafft es nicht, eine Art zu separieren», so Franziska Fischer.

Was man laut Fischer aber sagen kann: «Je vielfältiger die Bodenbiodiversität ist, desto vielfältiger ist auch die Geräuschkulisse.» In einem intensiv bewirtschafteten Acker etwa hört man generell weniger Geräusche und auch weniger verschiedene als in einer extensiv genutzten Wiese. Auch der Boden im Wald ist stiller, weil er in der Regel kühler ist und die Tiere weniger aktiv sind als in einer Wiese mit viel Sonne.

In Olten tönt es wenig

Bei einem Feldversuch des Naturmuseums Olten im Juli war es im Boden ebenfalls eher ruhig. Die Teilnehmenden des Projekts «Jugend und Wissenschaft» konnten trotzdem krabbelnde und knabbernde Tiere im Boden hören.

Wenn es ruhig bleibt, bedeutet dies nicht unbedingt, dass der Boden nicht gesund ist und es deswegen weniger Tiere darin hat. Vielleicht sei es in den Tagen vor der Aufnahme zu heiss und zu trocken gewesen, meint Franziska Fischer, die den Ausflug in Olten begleitet. «Entweder verkriechen sie sich in tiefere Schichten, wo es für sie angenehmer ist. Oder sie fallen in eine Hitzestarre.» Wie im Winter bei Kälte bewegten sich die Lebewesen auch bei Hitze weniger.

Tausendfach verstärkt

Für die Aufnahme wird eine Sonde in den Boden gesteckt. Eine sieben Zentimeter lange Nadel ist dabei über ein Kabel an einem Gerät angeschlossen, in welchem ein Kopfhörer eingesteckt werden kann. Über den Kopfhörer kann man mithören, was das Gerät aufzeichnet.

In der obersten Bodenschicht nimmt die Sonde Schallwellen auf, welche tausendfach verstärkt werden. In der Nähe einer Strasse sind darum auch Erschütterungen des Verkehrs zu hören, bei Wind das Knacken von Gräsern.

Bodenaufnahmen sind auch auf der Website von Sounding Soil zu hören. Auf einer Karte gibt es Töne aus der ganzen Schweiz. Die Aufnahmen und jene in diesem Artikel stammen von Ökoakustiker Marcus Maeder, die er für das Projekt Sounding Soil der Stiftung Biovision erstellt hat.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 04.08.2025, 17:30 Uhr ; 

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