«Es ist unangenehm, peinlich und eklig», erzählt die Mutter der sechsköpfigen Familie im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Aus dem Traum vom Leben im eigenen, denkmalgeschützten Altbau-Haus ist ein Albtraum geworden.
«Wie im Schlaraffenland»
Nach dem Einzug vor sieben Jahren lässt die Familie die Wärmedämmung auswechseln. Die künstliche Glaswolle wird durch umweltfreundliche Schafwolle ersetzt. Der Verkäufer habe ihnen damals mündlich zugesichert, dass das Material gegen Motten behandelt worden sei. Wird das nicht oder nur ungenügend gemacht, nisten sich Textilmotten ein. «Motten sind spezialisiert auf Keratin, ein Bestandteil des tierischen Haares. Sie leben in der Schafwolle quasi wie im Schlaraffenland», sagt die Biologin und Schädlingsspezialistin Isabelle Landau.
Ich erschrak, in der Wolle lebte es. Es flog und kroch.
Genau das ist nun dieser Familie passiert. Über eine längere Zeit seien nur einzelne Motten im Haus herumgeschwirrt, erzählt die Mutter. Die Familie vermutete zuerst, dass sie sich irgendwo in Kleidern versteckt haben. Es dauert zwei bis drei Jahre, bis sie beobachtete, dass die Schädlinge durch einen kleinen Schlitz in der Wand ein- und ausfliegen. Sie öffneten die Stelle und leuchteten in die Schafwoll-Dämmung hinein: «Ich erschrak, in der Wolle lebte es. Es flog und kroch.», so die Hausbesitzerin.
«Niemand kann uns richtig helfen»
Und jetzt fing der Albtraum erst richtig an: Motten überall. «Pro Zimmer und Tag flogen 10 bis 100 Motten herum, und wir mussten jeden Abend das ganze Haus an den Wänden und an der Decke staubsaugen.» Nach den Ferien seien jeweils Dutzende toter Motten in der Toilette geschwommen.
Zugeknöpfter Händler
Eine unmögliche Situation. «Richtig helfen konnte uns bis heute niemand.» Die Familie hat das Material bei einem Schweizer KMU gekauft. Dieses hat es von einem Händler in Österreich bezogen. Der Schweizer Verkäufer schiebt gegenüber den Kunden als auch gegenüber «Espresso» alle Schuld der österreichischen Firma zu. Dieser habe ungenügend behandeltes Material in Umlauf gebracht. In Österreich gibt man sich zugeknöpft und droht mit Anwälten.
Fakt ist: Die Haftpflichtversicherung des österreichischen Händlers ist aktiv geworden und hat der Familie ein Angebot unterbreitet. Die Familie ist damit aber nicht einverstanden, das reiche nirgends hin. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen.
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Kein Einzelfall
Tatsächlich: Wenn sich Motten erst einmal in der Wärmedämmung ausgebreitet haben, dann gebe es in der Regel keine andere Lösung als einen kompletten Rückbau, erklärt Pascal Frei, Inhaber einer Schädlingsbekämpfungsfirma. Im Fall der Basler Familie würde das Kosten von weit über 100'000 Franken verursachen.
Und es sei kein Einzelfall, sagt Frei. In den vergangenen Jahren habe er über 30 Anfragen zum Thema erhalten. Die Verkäufer würden meist versprechen, mit dem Material sei alles in Ordnung, aber nicht selten sei dem nicht so. Wenn das Material stark verseucht sei, dann könne gar keine korrekte Behandlung vorgenommen worden sein.