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Lebensmittel-Ampel Nutri Score – umstritten, aber wohl nicht ganz unwirksam

Das Lebensmittel-Label soll helfen, sich gesünder zu ernähren. Doch am Nutri Score gibt es nun Kritik aus dem Ständerat.

Darum geht es: Der sogenannte Nutri Score zeigt auf Lebensmittelverpackungen in einer Art Ampel auf, wie gesund der Inhalt ist. Die Branche macht freiwillig mit, bereits auf mehr als 6000 Produkten findet sich der Nutri Score. Der Bundesrat unterstützt die Lebensmittel-Ampel, wie er in einem kürzlich veröffentlichten Bericht schreibt. Jetzt aber kommt Kritik aus der Wissenschaftskommission des Ständerats (WBK-S).

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Das bemängelt die Kommission: Die Ampel sei laut Mitteilung der Kommission zu stark vereinfacht. Zum Beispiel schneiden hochverarbeitete Produkte mit vielen Ersatz- und Zusatzstoffen besser ab als Naturprodukte. Aus diesem Grund möchte die WBK-S die problematischen Effekte des Nutri Score unterbinden und den Bundesrat beauftragen, die gesetzlichen Rahmenbedingungen entsprechend festzulegen. An der Freiwilligkeit der Branche soll weiterhin nicht gerüttelt werden.

Das zeigt Nutri Score: Kein Label könne alle Aspekte der Lebensmittel-Qualität berücksichtigen, hält Undine Lehmann fest. Sie ist Ernährungswissenschaftlerin an der Berner Fachhochschule und hat am Bericht des Bundesrats mitgearbeitet. Nutri Score berücksichtige Zucker-, Salz- und Gemüseanteil sowie Ballaststoff- und Energiegehalt eines Lebensmittels. «Diese Aspekte stehen im Zusammenhang mit Krankheiten wie Übergewicht oder Herz-Kreislauferkrankungen», betont sie.

Das ist der Nutzen: Mit dem Nutri Score könne die Prävention gemäss Schweizer Ernährungsstrategie unterstützt werden, betont Lehmann. Ausserdem werde ein Ampel-Label für verarbeitete Nahrungsmittel auch von der Welternährungsorganisation empfohlen. Andere Aspekte von Nahrungsmitteln wie Zusatzstoffe, Verarbeitungsgrad oder Nachhaltigkeit müssten allenfalls mit anderen Labels gekennzeichnet werden, betont sie. Nutri Score sei ein einfaches Label, damit die Konsumentin oder der Konsument auf einen Blick die Qualität eines Lebensmittels einschätzen könne.

Nutri Score und Lebensmittelpyramide ergänzen sich – beide Systeme sind wichtig.
Autor: Undine Lehmann Ernährungswissenschaftlerin an der Berner Fachhochschule

Das kann die Lebensmittelpyramide: Die Ständeratskommission möchte, dass statt auf den Nutri Score verstärkt auf die Lebensmittelpyramide gesetzt werde. «Diese ist wichtig, weil sie das Verständnis einer gesunden Ernährung fördert», sagt Lehmann dazu. Allerdings stosse auch die Lebensmittelpyramide an ihre Grenzen. So würden dort die verarbeiteten Lebensmittel nicht im Detail unterschieden – etwas, was eben gerade der Nutri Score tue. «Deshalb ergänzen sich die beiden Systeme, beide sind wichtig.»

Kampagne für den Nutri Score: Umfragen haben gezeigt, dass sich die Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz ein einfaches und einheitliches Label zur Qualität der Lebensmittel wünschen. Deshalb wäre es laut Lehmann wichtig, dass möglichst alle verarbeiteten Lebensmittel einen Nutri Score ausweisen würden. Entsprechend befürwortet sie die vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) angekündigte Kampagne zur Förderung des Nutri Scores. Nur wenn möglichst viele Lebensmittel gelabelt seien, könnten die Produkte im Regal von den Konsumenten auch tatsächlich verglichen werden, so Lehmann.

SRF 4 News, 24.2.2023, 06:40 Uhr ; 

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