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Leere Innenstädte Coronakrise beschleunigt Ladensterben

Während der Coronakrise hat der Onlinehandel profitiert. Nun sind die stationären Läden wieder offen. Ob sie überleben können, ist ungewiss. Ein Augenschein in Frauenfeld im Kanton Thurgau.

Mittagszeit in der Altstadt von Frauenfeld: Die schmucken Häuser präsentieren sich im schönsten Sonnenlicht.

25'000 Einwohnerinnen und Einwohner hat Frauenfeld. Doch von Einkaufsfieber ist nichts zu sehen: Die Gassen sind verwaist, einige Läden stehen leer. In einem Geschäft für Damenmode dudelt Musik. Kundinnen hat es keine. Verkäuferin Sonja Hauck ist allein.

«Wir haben viele Läden mit Kleidern und Schuhen. Es wäre schon schön, wenn es noch etwas anderes hätte», sagt Hauck. Es habe viele Ladenlokale, die derzeit leer stehen. Da könne man immer hoffen, dass es noch etwas anderes gebe als Kleider und Schuhe.

Ladenmix stimmt nicht mehr

Auch zwei Häuser weiter, im Vape-Shop, der E-Zigaretten verkauft, ist der Besitzer allein. Gerade in kleineren Städten drohen die Innenstädte auszusterben. In der Altstadt von Frauenfeld stimme der Ladenmix nicht mehr.

Die Veränderung beobachtet auch Manuel Cristiani, der einen Kleiderladen führt. Früher habe man darauf zählen können, dass das Geschäft von Donnerstag bis Samstag laufe. Heute sei es härter geworden.

Heute muss man 150 Prozent oder mehr Einsatz leisten, damit unter dem Strich etwas verdient werden kann.
Autor: Manuel Cristiani Ladenbesitzer

Sein Geschäft laufe jedoch gut, sagt Cristiani. Sein Rezept sei die gute Beratung und ein guter Kundenservice. So offeriert er seinen Kundinnen beim Einkaufen gerne einen Kaffee oder Prosecco.

Events und Gebührenerlass

Es ist der Onlinehandel, der vielen Geschäften zu schaffen macht. In Frauenfeld kommt der Einkaufstourismus im nahen Konstanz hinzu.

Doch die Ladenbesitzer sind nicht allein. Die Stadt Frauenfeld versucht, ihnen zu helfen. Sie organisiert Anlässe, erlässt den Läden gewisse Gebühren, bietet den Ladenbesitzern Coachings an. Man tue alles, um die Altstadt attraktiv zu machen, sagt Stadtpräsident Anders Stokholm.

Mit grosser Anstrengung schaffen wir es, die Attraktivität zu steigern.
Autor: Anders Stokholm Stadtpräsident Frauenfeld

Letztlich sei der Einfluss der Politik beschränkt. Die Konsumentinnen und Konsumenten entscheiden, wo sie einkaufen. Verschiedene Ladenbesitzer sind jedoch optimistisch, so etwa Buchhändlerin Marianne Sax. Es laufe sehr gut.

2019 verschwanden über 500 Läden

Box aufklappen Box zuklappen

Nach einer zwischenzeitlichen Entspannung haben 2019 die Schliessungen wieder die Eröffnungen überwogen. In der ganzen Schweiz standen rund 2'800 Schliessungen 2'300 Gründungen von Detailhandelsgeschäften gegenüber.

In den drei Jahren davor waren jedoch jeweils etwas mehr neue Läden eröffnet als geschlossen worden. Das zeigen Zahlen des Informationsdienstes CRIF vom vergangenen Dezember. Berücksichtigt wurden sämtliche im Handelsregister aufgeführten Detailhandelsgeschäfte, welche in den Jahren 2009 bis 2019 gelöscht respektive neu eingetragen wurden.

Seit 2009 sind in der Schweiz rund 31’400 Läden verschwunden. In derselben Zeit wurden gut 28’600 neue Läden eröffnet. Netto ergibt sich ein Minus von rund 2’750 Läden.

Am häufigsten schlossen in den vergangenen Jahren Bekleidungsgeschäfte. Darauf folgen Kioske und Lebensmittelgeschäfte. Auf dem Spitzenplatz bei den Neugründungen sind ebenfalls die Bekleidungsgeschäfte. Dann folgen Zeitschriftengeschäfte und Fachdetailhandel Nahrungsmittel.

Die Kundinnen und Kunden kämen weiterhin und freuten sich, dass der Laden hier sei, sagt Sax: «Es ist total schön zu erleben, wie wichtig wir vielen Menschen hier in der Stadt sind.»

Heute genügt es eben nicht mehr, gute Produkte zu verkaufen: Man müsse mehr bieten, etwa einen Lieferservice oder Veranstaltungen im Laden. So gelingt es, die Kundinnen und Kunden bei der Stange zu halten.

Heute Morgen, 11.08.2020, 06.00 Uhr ; 

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