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Neuer Besitzer für ehemaliges Yogi-Hotel in Seelisberg
Aus Schweiz aktuell vom 19.01.2023.
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Legendäres Hotel Wohnen, wo die Yogis fliegen lernten

Das Sonnenberg-Areal auf dem Seelisberg ist in die Jahre gekommen. Künftig wird nicht mehr meditiert, es gibt Wohnungen.

Die Aussicht auf den Urnersee ist überwältigend – die Anlage riesig. Über 50'000 Quadratmeter gross ist die ehemalige Hotelanlage Sonnenberg auf dem Seelisberg. Zwei Hotel- und mehrere Nebengebäude stehen auf dem Areal, welches seit 1972 der Bewegung «Transzendentale Meditation» (TM) gehört. Anhänger der TM-Bewegung um den indischen Meditationsmeister Maharishi Yogi haben Seelisberg als Yoga und Meditationszentrum genutzt.

Schwarz-Weiss-Aufnahme des Gründers der TM-Bewegung.
Legende: Um 1978 war die Blütezeit der TM-Bewegung. Maharishi Mahesh Yogi an einem Anlass in Seelisberg. keystone

In den besten Zeiten der Bewegung lebten und meditierten bis zu 300 Personen im kleinen Urner Bergdorf. Die Bewegung zählte weltweit nach eigenen Angaben zwei Millionen Anhängerinnen und Anhänger und auch der oberste Yogi weilte oft auf dem Seelisberg. Diese goldenen Zeiten sind vorbei. Nach dem Tod Maharishis im Jahr 2008 verlor die Bewegung an Bedeutung. Aktuell leben noch knapp 20 Personen in der Liegenschaft. «Der Ort Seelisberg hat für unsere Bewegung den Zweck erfüllt. Wir haben nicht mehr die gleichen Bedürfnisse wie damals», sagt Felix Kägi, Vorsitzender der Maharishi-Stiftung in der Schweiz.

Knapp zwei Jahre lang hatte die Stiftung nach einem Käufer gesucht – jetzt wird die Anlage verkauft: Neue Besitzerin ist die Halter AG, eine Luzerner Immobilienfirma. Die Gemeinde Seelisberg und die Halter AG haben eine Absichtserklärung unterzeichnet. Darin wird festgehalten, dass das «Sonnenberg»-Areal ein neues Zuhause für Menschen aus der Region werden und Gästen aus der ganzen Welt eine Heimat bieten soll.

Immobilienfirma investiert 200 Millionen Franken

Das heisst konkret: Die Anlage soll als Hotel genutzt werden und es soll neuer Wohnraum entstehen. 200 Millionen Franken investiert die Immobilienfirma. Robin Neuhaus, Projektleiter der Halter AG sagt: «Es gibt viel zu tun, da fast 50 Jahre nichts an den Gebäuden gemacht wurde. Die Häuser sind in einem desolaten Zustand, aber voller Charme. Das Potenzial des Gebäudes und der Landschaft ist gigantisch.»

Die Häuser sind in einem desolaten Zustand, aber voller Charme. Das Potenzial des Gebäudes und der Landschaft ist gigantisch.
Autor: Robin Neuhaus Projektleiter Halter AG

Der Kanton Uri, die Gemeinde Seelisberg und die Halter AG seien sich über die Vision zur Wiederbelebung der Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Hotelanlage einig, sagt Projektleiter Neuhaus. Entstehen solle ein einmaliger Ort mit nationaler und internationaler Ausstrahlung. Noch liegen keine konkreten Pläne vor. Diese sollen in den nächsten Monaten zusammen mit dem Landschaftsschutz und der Denkmalpflege erarbeitet werden.

Kein zweiter Bürgenstock

Wichtig ist dem Projektleiter zu betonen, dass sich das neue Projekt einerseits ins Ortsbild einfügen, andererseits eine Weiterentwicklung der historischen Tradition des Ortes sein soll. «Geplant ist kein zweiter Bürgenstock. Wir bewegen uns mit dem geplanten Hotel nicht im Topklasse-Segment.» Vielmehr soll die Anlage in Zukunft ein wichtiges Element zur Entwicklung des Tourismus in Seelisberg sein.

Der Yogi und seine Bewegung

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Legende: Der «weise Seher»: Maharishi Mahesh Yogi im Jahr 1977. keystone

Das Ziel der TM-Bewegung ist es, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Gelingen soll das, indem die Menschen den inneren Frieden durch Meditation finden. Gründer der Bewegung ist Maharishi Mahesh Yogi ein indischer Meditationsmeister. Mit seinem beeindruckendem Bart und den langen Haaren entsprach der Guru ziemlich genau dem Bild, welches sich Hippies von einem «weisen Seher» machten. Die Bewegung traf damals den Zeitgeist.

Beatles und «Yogisches Fliegen»

Als zur Flower-Power-Zeit sogar die Beatles und andere Popstars Maharishi in Indien besuchten, war die Bewegung auf ihrem Höhepunkt. Nach eigenen Angaben hatte Maharishi Yogi zwei Millionen Anhänger weltweit, als er 1975 in der Schweiz das Zeitalter der Erleuchtung ausrief.

Mit dem Erfolg wuchs aber auch die Kritik an der Bewegung. Sie wurde als Sekte bezeichnet und belächelt. Etwa als die Yogis behaupteten, dank ihrer Meditationstechnik schweben zu können. Für Betrachter kam das sogenannte «yogische Fliegen» allerdings nie über eine Art Hüpfen hinaus.

Die Gemeindepräsidentin Seelisbergs, Judith Durrer, verspricht sich einiges von der neuen Nutzung: «Wir hoffen auf einen Mehrwert für die Bevölkerung.» Dies könne in Form von Arbeitsplätzen, zusätzlichen Touristen oder in Form besserer Infrastruktur, wie einem Hallenbad, sein.

Weiss angezogene Personen hüpfen auf einer Matte.
Legende: Das «yogische Fliegen»: Teilnehmer eines Seminars in Seelisberg demonstrieren 1986 de Technik, die gemäss Maharisha durch intensives Meditieren erreicht werden kann. keystone

Die Beziehung der Gemeinde zu den Yogis war nicht immer einfach. Zu Beginn stiessen die Leute mit ihren langen Kleidern im Urner Bergdorf eher auf Abneigung. Später haben sich die Seelisberger an die Yogis im Dorf gewöhnt. Nun stehen die Zeichen auf Abschied und auf das Zeitalter der Erleuchtung folgt das Zeitalter der Immobilienfirma.

Schweiz aktuell, 19.01.2023, 19:00;

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