Das Wort «wieder» dominiert momentan in Medienmitteilungen von Städten wie Zürich oder Schaffhausen. In den Brunnen fliesst wieder Wasser. Historische Gebäude sind nachts wieder beleuchtet.
Auch Kantone wie der Aargau haben ihre Energiesparmassnahmen aufgehoben. Die Lage habe sich entspannt. Was bedeutet dieser Schritt für die Bevölkerung, welche in diesem Winter fürs Energiesparen sensibilisiert worden ist?
Bevölkerung: «Wir bleiben dabei»
Eine Strassenumfrage in Zürich zeigt: Die meisten befragten Personen möchten am eigenen Sparmodus festhalten. «Wir haben zum Beispiel darauf geachtet, das Licht in unbenutzten Zimmern zu löschen. Oder Geräte wie die Kaffeemaschine auszuschalten», sagt eine Frau mit Kindern.
Sie möchte nicht nur in Notfällen Energie sparen: «Es braucht generell eine Bewusstseinsveränderung. Wir gehen unser Auto auch nicht erst dann tanken, wenn der Tank leer ist.»
Gewisse Zürcherinnen und Zürcher berichten, sie hätten schon immer aufs Energiesparen geachtet. «Ich habe schon früher geschaut, dass der Wasserhahn nicht läuft oder Steckdosen abgeschaltet sind», erzählt ein Mann.
Andere schildern, wie sie neuerdings weniger lang duschen. Auf den Lift verzichten. Mehrfachstecker benutzen. «Ich habe weniger geheizt», sagt ein älterer Herr. «Und dabei bleibe ich auch.» Doch sind solche Vorsätze in der Tat auch umsetzbar?
Psychologin: «Geduld und Spucke ist gefragt»
«Wir hoffen, dass die Energiesparmassnahmen nachhaltig wirken und die Bevölkerung diese verinnerlicht hat», sagt Cathérine Hartmann. Sie ist Umwelt- und Nachhaltigkeitspsychologin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Laut Hartmann hängt der Erfolg aber von verschiedenen Faktoren ab. Um alte Gewohnheiten abzulegen, seien «Geduld und Spucke» gefragt. Aber auch die persönliche Einstellung oder die innere Überzeugung für das Vorhaben seien entscheidend. «Eine Rolle spielt zudem auch, wie bewusst uns die Konsequenzen fürs Klima oder unsere Finanzen sind.»
Um das Energiesparen zu festigen, kennt Hartmann gewisse Tipps: «Man kann zum Beispiel seine eigene Stromrechnung anschauen und sich so motivieren.» Weiter rät die Umweltpsychologin, online seinen persönlichen CO2-Ausstoss zu berechnen. «Dann kann man schauen, wo man noch Verbesserungspotenzial sieht.»
Gemeinden: «Wir lassen Bleistifte nicht fallen»
Was aber nehmen die Behörden aus diesem Winter mit der drohenden Stromknappheit mit? «Wir haben gelernt, uns im Hinblick auf eine Energiemangellage zu organisieren», sagt der Schaffhauser Stadtpräsident Peter Neukomm (SP).
Schaffhausen erarbeite schon jetzt weitere Konzepte, um für den nächsten Winter gewappnet zu sein. «Wir lassen unsere Bleistifte jetzt nicht einfach fallen.» Mit Sanierungen von Liegenschaften wolle die Stadt beispielsweise zusätzlich Energie sparen.
Die Stadt Zürich will durch Wasserkraft mehr Energie produzieren. «Es war schon vorher klar, dass wir unsere Energieproduktion ausbauen müssen», sagt der zuständige Stadtrat Michael Baumer (FDP). «Nun wurde das Bewusstsein dafür geschärft und der Bund hat die rechtlichen Grundlagen angepasst.»
Die beiden Gemeinden halten ausserdem an gewissen Energiesparmassnahmen fest, die sie diesen Winter getestet haben. Schaffhausen beleuchtet seine Strassen nachts weniger lang. Und in Zürich werden die Trams zwei Grad weniger geheizt.