Eigentlich ist es nur eine Absage mehr. Aber es ist eine, die schmerzt. Auch die traditionelle Chilbi in Olten findet im Sommer 2021 nicht statt. 150'000 Besucherinnen und Besucher tummeln sich sonst jeweils an diesem Stadtfest. Zu viele Menschen auf zu engem Raum während einer Pandemie.
Zwar hat der Bundesrat am Mittwoch weitere Lockerungen beschlossen. Aber Grossveranstaltungen sind erst ab Ende August möglich – und auch dann nur unter Auflagen. Stadtfeste oder grosse Chilbis können diese Auflagen wohl nicht in jedem Fall erfüllen.
«Es ist zum Verzweifeln», sagt Maya Hauri. Sie ist eine Legende in der Schweizer Schausteller-Branche. Seit rund 40 Jahren ist die Aargauerin unterwegs mit Auto-Scooter, Kinderkarusell oder Confiserie-Wagen mit gebrannten Mandeln und Magenbrot. Nun stehen die Fahrgeschäfte seit Monaten im Lager.
Versicherungsbeiträge und Unterhaltskosten fallen trotzdem an. Maya Hauri lebt von ihren Ersparnissen. Härtefall-Gelder habe sie bisher keine erhalten. Andere Schausteller würden zumindest teilweise vom Staat unterstützt, wie Hauri zu berichten weiss. Trotzdem: «Unserer Branche geht es nicht gut».
Immerhin: Einige Anlässe werden möglich
Auch das Albanifest in Winterthur, das Seenachtsfest in Kreuzlingen, unzählige Jugend- oder Dorffeste – sie alle sind abgesagt. «Das aktuelle Jahr ist bisher nicht wirklich besser als 2020», findet Hauri. Sie selbst hilft inzwischen an der Kasse eines befreundeten Schausteller-Betriebs aus. Dieser konnte in Buchs (SG) am Fusse von Schloss Werdenberg ein Riesenrad aufstellen.
Die Kantone würden sehr unterschiedlich umgehen mit Bewilligungen für den Betrieb wenigstens einzelner Lunapark-Attraktionen, sagt Maya Hauri. Ihre eigenen Fahrgeschäfte könne sie aktuell nirgends einsetzen. «Mit Pop-Up-Chilbis ist nichts. Ich habe diverse Gesuche eingegeben im Kanton Aargau, aber bisher ist noch nichts bewilligt.»
Die Arbeit im Kassenhäuschen des Riesenrads hilft ihr finanziell ein bisschen, vor allem aber emotional.
Ich war immer daheim. Für mich war das richtig erdrückend.
«Ich war immer daheim. Hier kann ich ein bisschen arbeiten, das ist der Plausch.» Maya Hauri braucht offensichtlich den Kontakt zu Menschen: Sie scherzt im Kassenhäuschen mit den Kindern, freut sich über jedes verkaufte Ticket. Noch lieber würde sie natürlich mit ihren eigenen Fahrgeschäften auf Tour.
Maya Hauri hofft auf den Herbst. Dann treten die Lockerungen in Kraft, dann sind auch einzelne grössere Events im Freien wieder erlaubt. Zumindest an einigen Wochenenden dürften die Fahrgeschäfte damit wieder in Betrieb gehen können. «Ich denke, es kommt dann schon noch etwas. Wenn man keinen Glauben mehr hat, dann ist es sowieso vorbei», sagt Maya Hauri. Sie hat den Mut noch immer nicht verloren.