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Lockerung der Massnahmen «Schweizer Unternehmen brauchen möglichst bald eine Perspektive»

Drei Wochen nach der Stilllegung des öffentlichen Lebens werden immer mehr Stimmen aus Politik und Wirtschaft laut, welche eine Lockerung der Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wünschen. Als erste Regierung fordert nun die Kantonsregierung Luzern einen schrittweisen Ausstieg aus dem Schweizer Lockdown. Wie dieser aussehen könnte, erläutert der Luzerner Regierungspräsident Paul Winiker.

Paul Winiker

Luzerner Regierungspräsident

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Paul Winiker (SVP) ist Luzerner Regierungspräsident und Vorsteher des Justiz- und Sicherheitsdepartements. Vor seinem Amt als Regierungsrat war Paul Winiker Kantonsrat und Gemeindepräsident von Kriens.

SRF: Die Luzerner Kantonsregierung ist die erste Regierung, welche eine schrittweise Öffnung des Lockdowns fordert. Wieso?

Paul Winiker: Vor allem die Schweizer Unternehmen brauchen möglichst bald Planungssicherheit, ab wann sie ihre Angestellten wieder voll beschäftigen können und wann welche Geschäfte wieder geöffnet werden dürfen. Wenn wir den Unternehmen nicht bald eine Perspektive geben, könnte das verheerende Folgen haben, beispielsweise in Bezug auf die Arbeitslosigkeit in der Schweiz.

Sie fordern also eine sofortige Lockerung der Massnahmen nach dem 19. April?

Wir fordern nicht eine totale Öffnung nach dem 19. April, dennoch sollte insbesondere der Wirtschaft langsam positive Signale gesendet werden. Die Luzerner Kantonsregierung schlägt daher einen Phasenplan für eine schrittweise Öffnung vor.

Wie sieht dieser Phasenplan konkret aus?

Die Schweizer Bevölkerung hat bisher grosse Disziplin bewiesen, bei allen Geschäften, die nach wie vor geöffnet sind. So wie der Einkauf in einem Lebensmittelgeschäft möglich ist, sollte er auch in Kleidergeschäften oder Gärtnereien durchführbar sein – natürlich unter der Einhaltung bestimmter Hygiene- und Abstandsregeln. Geschäfte, welche diese Voraussetzungen erfüllten, sollen schrittweise wieder öffnen dürfen. In einer zweiten Phase kann dann auch über eine Öffnung in der Gastronomie und dem Tourismus nachgedacht werden, ebenfalls unter Einhaltung gewisser Auflagen. Denn auch für viele Restaurants oder Bergbahnen wäre es grundsätzlich möglich, Abstandsregelungen einzuhalten. Die Zulassung von öffentlichen Veranstaltungen sollte dann als letzter Schritt in Betracht gezogen werden.

Wann soll mit dieser schrittweisen Öffnung begonnen werden?

Mit der schrittweisen Öffnung soll erst begonnen werden, sobald die Infektionskurve in der Schweiz deutlich abnimmt. Wir haben den Infektionshöhepunkt in der Schweiz noch nicht erreicht, dies ist der Luzerner Kantonsregierung bewusst. Es ist unserer Meinung nach aber notwendig, genügend früh über eine schrittweise Lockerung nachzudenken, ohne diese gleich vollständig umzusetzen. Wann genau eine Lockerung der Massnahmen sinnvoll sein wird, muss schlussendlich der Bundesrat und das Bundesamt für Gesundheit in Absprache mit den kantonalen Gesundheitsbehörden entscheiden.

Das Gespräch führte Dina Hungerbühler.

Tagesschau, 07.04.2020, 19:30 Uhr

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