Mit Maske und im Freien darf man ab Montag wieder ins Sägemehl steigen, das hat der Eidgenössische Schwingverband am Donnerstag kommuniziert. Die Jungen bis 20 Jahre und die Spitzenschwinger durften bereits seit Mitte März schwingen, jetzt darf auch der Rest wieder. Doch Feste wird es noch keine geben. Das trifft die Szene hart.
Verschieben? Ausfallen lassen?
Jeder Gauverband im Kanton Bern führt jährlich ein Schwingfest durch. Auch der Oberaargauische Schwingerverband hätte dies getan, 2020 hätte das Fest in Ursenbach stattfinden sollen.
«Wir hatten schon 2000 gedruckte Festführer», sagt Ulrich Fuhrimann, OK-Präsident des Oberaargauischen Schwingfests 2020. Seit vier Jahren laufen die Vorbereitungen für das Fest. Preise, Sponsoren, Helferinnen und Helfer – alles sei organisiert gewesen. Das Fest war schon ausverkauft. «Es wäre alles wunderbar gewesen.»
Als klar wurde, dass das Fest im Jahr 2020 nicht stattfinden kann, wurde das Organisationskomitee des Fests 2021 gefragt, ob sie auf ihres verzichten würden. Damit das Ursenbacher Fest verschoben werden kann. Sie waren einverstanden und gaben grünes Licht.
In uns wurden viele Erwartungen gesteckt: Von Sponsoren, Spenderinnen und Spendern und der Dorfbevölkerung.
Das OK rund um Ueli Fuhrimann legte los: Sie bereiteten sich darauf vor, ein Fest für nur wenige Zuschauerinnen und Zuschauer durchzuführen. Dann kam das Wettkampfverbot. «Wir hofften bis zuletzt, dass dieses Verbot rechtzeitig aufgehoben wird», so Fuhrimann. Daraus wurde nichts. Zwar darf die breite Masse jetzt wieder trainieren, Wettkämpfe bleiben (ausser für Profis und Junge) aber verboten. Damit sind wir in der Gegenwart angelangt.
Das grosse Verzichten
Das Fest kann wieder nicht durchgeführt werden. Was nun? Der Nachwuchs darf trotzdem schwingen, so können immerhin die rund 150 Gaben verteilt werden, die seit einem Jahr herumliegen.
Wer verzichtet auf seine Forderungen? Das ist jetzt die entscheidende Frage. Tribüne und Festzelt waren schon organisiert, Billette verkauft. «Wir wollen niemandem etwas schuldig sein», so Ueli Fuhrimann.
Die Saison findet trotzdem statt
«Schwingfeste leben vom Publikum, es sind schliesslich Feste», sagt Rolf Gasser, Geschäftsführer des Eidgenössischen Schwingerverbandes. Man schwinge lieber ohne Publikum, als gar nicht.
Wir halten an unserem Plan fest: Im Herbst soll es Feste geben.
Schwingen sei gerade auch deshalb populär, weil es an den Festen diese spezielle Stimmung habe, so Gasser. Auf diese müsse man jetzt halt verzichten.
Er glaubt daran, dass im Herbst Schwingfeste mit Publikum möglich sind. In irgendeiner Form würden diese stattfinden. Man prüfe verschiedene Szenarien.
Opfer des eigenen Erfolgs?
Es gibt Stimmen innerhalb der Schwingszene, die das wachsende Interesse am Schwingsport kritisch betrachten. Ihnen wäre es lieber, wenn die Feste – wie früher – etwas kleiner wären und etwas weniger Publikum anziehen würden. Beispiel: Das Oberaargauische Schwingfest zog früher knapp 2000 Personen an, 2020 wären es rund 6000 gewesen.
Dadurch gäbe es Probleme, sagt auch Rolf Gasser: «Für Milizorganisationen wird es zunehmend schwierig, so grosse Feste zu organisieren.» Deshalb geht er davon aus, dass die Feste künftig wieder kleiner würden – auch das Eidgenössische.
Feste sind allerdings erst dann möglich, wenn der Bundesrat das auch erlaubt. Zuerst wird jetzt jedenfalls das Training wieder aufgenommen. Viele Schwinger haben lange nicht mehr richtig trainiert, deshalb sei jetzt Vorsicht geboten, heisst es vom Verband.