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Hagelschäden im Kanton Luzern: Es wird Monate dauern, bis alle Dächer repariert sind
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 12.07.2021. Bild: Keystone
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Luzern nach Hagelsturm Grösster Unwetterschaden seit 16 Jahren

Zerschlagene Dächer, geflutete Häuser: Der Hagelsturm Ende Juni beschäftigt die Luzerner Schadensexperten noch lange.

Die Zerstörung ist noch immer unübersehbar. Zwei Wochen nach dem Hagelsturm vom 28. Juni sind in vielen Dörfern des Kantons Luzern Plastikplanen über Hausdächer gespannt, notfallmässig angebracht von Dachdeckern, die aus der ganzen Schweiz angereist waren, um ihre lokalen Kollegen zu unterstützen.

Die Planen sollen das Innere der Häuser vor weiteren Niederschlägen schützen – denn die Dachdachziegel wurden vielerorts vom Hagel zerschlagen.

Zuerst der Hagel, dann drang Wasser ein

Auch das Haus von Josef Bättig in Ruswil ist arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Vor den Häusern der Nachbarschaft stehen Gerüste und Baukräne, Dachdecker räumen zerstörte Ziegel von Dächern. Bättig selber schüttelt noch immer ungläubig den Kopf, wenn er an den Abend zurückdenkt, an dem der Hagel kam. «Die Hagelkörner hatten einen Durchmesser von mehr als sechs Zentimetern, und sie kamen in Massen», sagt der 63-Jährige. «Es war abartig.»

Die Hagelkörner hatten einen Durchmesser von mehr als sechs Zentimetern.
Autor: Josef Bättig Hausbesitzer Ruswil

Die Hagelkörner durchschlugen das Dach von Bättigs Haus, der anschliessende Starkregen setzte dann alles unter Wasser. Das 50-jährige Holzhaus, das Josef Bättig einst mit seiner Frau umgebaut hatte, ist nicht mehr bewohnbar – die Familie ist in eine Mietwohnung im Nachbardorf gezogen.

Ein Zivilschützer zieht in Wolhusen eine Plastikplane über ein beschädigtes Hausdach.
Legende: Behelfsmässiger Schutz gegen weitere Gewitter: Ein Zivilschützer zieht in Wolhusen eine Plastikplane über ein beschädigtes Hausdach. Keystone

Wie Bättigs erging es auch zahlreichen anderen Familien: Bei der Luzerner Gebäudeversicherung sind bislang rund 12'000 Schadensmeldungen eingegangen, und noch immer werden es täglich mehr. Die über 50 Schadensexpertinnen und -experten der Gebäudeversicherung kommen kaum nach mit der Abwicklung der Fälle, sie sind mehr oder weniger ununterbrochen unterwegs.

Schadensexperten sind am Anschlag

Doch sie müssen Prioritäten setzen. Schadensexperte Ben Emmenegger sagt: «Wir fangen an bei den Gebäuden, die am stärksten beschädigt sind. Also bei jenen, bei denen der Hagel nicht nur die Dachziegel, sondern auch das Unterdach durchschlagen hat und der Regen anschliessend die Räume unter Wasser setzte.»

Ein Bauernhaus mit abgedecktem Dach.
Legende: Zerschlagene Ziegel: Die Wucht des Hagelsturms zerstörte zahlreiche Dächer – 12'000 Schadensmeldungen gingen bislang ein, täglich werden es mehr. Keystone

Zu diesen Häusern mit hoher Priorität gehört auch jenes von Josef Bättig in Ruswil. Der 63-Jährige führt den Schadensexperten Emmenegger durch sein zerstörtes Haus. «Hier lief das Wasser die Wand entlang, in die Gipsdecke hinein, eine Katastrophe», sagt er. Emmenegger nickt, stellt Fragen, macht sich Notizen, will dann das untere Stockwerk sehen.

Sanierung des Hauses lohnt sich nicht mehr

Schon bald ist klar: Das Gewitter vor zwei Wochen hat bei Bättigs einen Totalschaden angerichtet, eine Sanierung des Hauses lohnt sich nicht mehr – wie hoch der Schaden ist, wird später eine Architektin oder ein Bauplaner berechnen.

Die Luzerner Gebäudeversicherung geht von einem Schaden von bis zu 200 Millionen Franken aus. Seit 16 Jahren hat kein Unwetter mehr grössere Schäden im Kanton angerichtet. Die Verantwortlichen der Gebäudeversicherung gehen davon aus, dass es Monate dauert, bis alle Dächer saniert sind – und bis zu zwei Jahre, bis alle Schadensfälle komplett abgeschlossen sind.

Beschädigte Hausfassade in Wolhusen.
Legende: Nicht nur Dächer, sondern auch Hausfassaden wurden durch den Hagel in Mitleidenschaft gezogen – wie hier in Wolhusen. Keystone

Da brauchen alle Beteiligten einen langen Schnauf. Auch Josef Bättig und seine Familie. Er wolle nun nach vorne schauen, sagt er. Und irgendwann werde die Familie wieder hier wohnen: in einem Holz-Element-Haus, das auf dem erhaltenen Fundament und dem intakten Erdgeschoss entstehen soll.

SRF 1, Rendez-vous, 12.07.2021;

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