14'000 Quadratmeter, 40 Baucontainer und 4 Jahre Zeit: Das sind Eckdaten von NF49 – der derzeit grössten Zwischennutzung Luzerns, die ab Ende November der Vergangenheit angehört.
Kreative Köpfe aus den Bereichen Kunst, Kultur und Kulinarik haben die Brache am Seetalplatz in Emmen seit 2018 belebt. NF49, eine Abkürzung von «Nivellement Fédéral 49» – die Bezeichnung entstammt einer alten Schweizer Karte – wurde zur Oase sprudelnder Ideen inmitten eines Verkehrsknotenpunkts.
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Bild 1 von 5. Das Baufeld wurde in den letzten vier Jahren zum Treffpunkt. Unter anderem gastierte hier der Zirkus Chnopf. Bildquelle: zvg.
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Bild 2 von 5. Die Zwischennutzung trägt den Namen NF49, eine Abkürzung von «Nivellement Fédéral 49». Die Bezeichnung entstammt einer alten Schweizerkarte. Bildquelle: SRF/Lars Gotsch.
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Bild 3 von 5. Im Juni 2018 wurde die neugestaltete Verkehrsdrehscheibe am Seetalplatz in Emmen eingeweiht. Auf dem Baufeld zwischen Bushaltestelle, Strasse und Eisenbahnlinie (Bildmitte) folgte ab September 2018 die Zwischennutzung NF49. Bildquelle: Keystone/Alexandra Wey.
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Bild 4 von 5. Insgesamt stehen auf dem Areal unter anderem 40 Baucontainer. Bildquelle: SRF/Lars Gotsch.
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Bild 5 von 5. Ende November müssen alle Bauten in Emmen abgeräumt werden. Bildquelle: zvg.
Nun verlassen die Mieterinnen und Mieter das Areal – einige mit dem Ziel, an einem neuen Platz auf Zeit ihre Zelte aufzuschlagen.
Bei ihm ist das temporäre Daheim Programm
Einer, der keine Dauerbleibe sucht und sich jetzt für eine gewisse Zeit in einem Atelier einmietet, ist Martin Solèr. Zusammen mit Roswitha Lüthi betreibt er in Emmen den «tinyARTcontainer». Auf engstem Raum bauen sie aus Alltagsgegenständen kleine Maschinen. Was sonst auf dem Schrottplatz landen würde, beginnt hier wieder zu surren und rattern.
Solèr und Lüthi sind im November 2018 vom ländlich-idyllischen Sörenberg im Luzerner Entlebuch in die Agglogemeinde gezogen. Das temporäre Daheim ist bei diesem Künstlerduo Programm: Man wolle Plätze animieren, Begegnungen ermöglichen, sagt Martin Solèr. «Das ist der Sinn unserer Projekte.» Es sei immer wieder erstaunlich, welche Verknüpfungen Besucherinnen und Besucher mit ihren Objekten machen würden. «Davon lebt unsere Ausstellung.»
Die Bleibe auf Zeit bot ihr den nötigen Platz
Auf dem Baufeld in Emmen herrscht Aufbruchstimmung. Schon weitgehend geräumt sind die 1500 Quadratmeter, die Claudia Kienzler gemietet hatte.
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Bild 1 von 2. Ist froh, mit ihrer Schaubude wieder eine Bleibe auf Zeit gefunden zu haben: Claudia Kienzler, Geschäftsleiterin des Varietés Caleidoskop. Bildquelle: SRF/Lars Gotsch.
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Bild 2 von 2. Ab Anfang 2020 hatte sie ihre Schaubude am Seetalplatz in Emmen stationiert. Bildquelle: zvg/Ingo Hoehn.
Von ihrem Varieté Caleidoskop sind nur noch Lagerwagen und Betriebsbus übrig. Den Rest hat sie bereits zur nächsten Zwischennutzung auf das Krienser Bell-Areal gezügelt.
Ab Anfang 2020 hatte sie auf dem NF49-Areal die älteste Schaubude der Schweiz wieder instand gestellt. Der Abschied fällt ihr nicht leicht. «Wir wären gerne länger geblieben», sagt Kienzler. Zwar sei der Ort – eingeklemmt zwischen Strassen und Bahngleisen sowie der Schneise des Flugplatzes Emmen – lärmtechnisch eine Herausforderung gewesen. Aber: «Etwas Neues zu finden, ist unglaublich schwierig», so Kienzler.
Zum einen seien solch grosse Flächen rar, zum anderen seien die Mieten für einen Kulturbetrieb häufig kaum zahlbar. «Wenn es Richtung Industriepreise geht, ist es keine Option mehr.» Bei einer Zwischennutzung sei sehr vieles möglich – auch wenn man in Kauf nehmen müsse, sich nie endgültig installieren zu können.
Er platzierte auf der Brache eine Botschaft
Quasi mit einer Mission nach Emmen gekommen, ist im September 2019 Thomas Reist, Bandleader vom Fischermanns Orchestra. Ihr Proberaum fiel mit dem Abriss des alten Eichhof-Brauerei-Gebäudes in Luzern weg. Die Suche nach einem Ersatz verlief harzig. «Ich habe mich dann entschieden, im Projekt NF49 den Notstand an Proberäumen in der Stadt Luzern sichtbar zu machen», sagt Reist.
Eigenhändig baute die Jazz-Truppe ein Schulhaus-Provisorium um. Die entstandene «Werft» auf 75 Quadratmetern wurde fürs Fischermanns Orchestra und weitere acht Bands, die hier proben, zu einem wichtigen Rückzugs- und Auftrittsort – gerade während der Pandemie. Klappt alles nach Plan, könnte die Werft künftig beim Kampus Südpol in Kriens stehen. Und einigen Bands wieder eine Heimat bieten – zumindest für die nächsten paar Jahre.