14'000 Quadratmeter, 40 Baucontainer und 4 Jahre Zeit: Das sind Eckdaten von NF49 – der derzeit grössten Zwischennutzung Luzerns, die ab Ende November der Vergangenheit angehört.
Kreative Köpfe aus den Bereichen Kunst, Kultur und Kulinarik haben die Brache am Seetalplatz in Emmen seit 2018 belebt. NF49, eine Abkürzung von «Nivellement Fédéral 49» – die Bezeichnung entstammt einer alten Schweizer Karte – wurde zur Oase sprudelnder Ideen inmitten eines Verkehrsknotenpunkts.
Nun verlassen die Mieterinnen und Mieter das Areal – einige mit dem Ziel, an einem neuen Platz auf Zeit ihre Zelte aufzuschlagen.
Bei ihm ist das temporäre Daheim Programm
Einer, der keine Dauerbleibe sucht und sich jetzt für eine gewisse Zeit in einem Atelier einmietet, ist Martin Solèr. Zusammen mit Roswitha Lüthi betreibt er in Emmen den «tinyARTcontainer». Auf engstem Raum bauen sie aus Alltagsgegenständen kleine Maschinen. Was sonst auf dem Schrottplatz landen würde, beginnt hier wieder zu surren und rattern.
Solèr und Lüthi sind im November 2018 vom ländlich-idyllischen Sörenberg im Luzerner Entlebuch in die Agglogemeinde gezogen. Das temporäre Daheim ist bei diesem Künstlerduo Programm: Man wolle Plätze animieren, Begegnungen ermöglichen, sagt Martin Solèr. «Das ist der Sinn unserer Projekte.» Es sei immer wieder erstaunlich, welche Verknüpfungen Besucherinnen und Besucher mit ihren Objekten machen würden. «Davon lebt unsere Ausstellung.»
Die Bleibe auf Zeit bot ihr den nötigen Platz
Auf dem Baufeld in Emmen herrscht Aufbruchstimmung. Schon weitgehend geräumt sind die 1500 Quadratmeter, die Claudia Kienzler gemietet hatte.
Von ihrem Varieté Caleidoskop sind nur noch Lagerwagen und Betriebsbus übrig. Den Rest hat sie bereits zur nächsten Zwischennutzung auf das Krienser Bell-Areal gezügelt.
Ab Anfang 2020 hatte sie auf dem NF49-Areal die älteste Schaubude der Schweiz wieder instand gestellt. Der Abschied fällt ihr nicht leicht. «Wir wären gerne länger geblieben», sagt Kienzler. Zwar sei der Ort – eingeklemmt zwischen Strassen und Bahngleisen sowie der Schneise des Flugplatzes Emmen – lärmtechnisch eine Herausforderung gewesen. Aber: «Etwas Neues zu finden, ist unglaublich schwierig», so Kienzler.
Zwischennutzung: Wie sie gelingt und was sie bringt
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Eine der grössten Zwischennutzungen der Schweiz befindet sich seit 2019 in Zug: Auf einer Fläche von über 12'500 Quadratmetern bietet «Freiruum» unter anderem Foodstände und eine Sporthalle. Als Betreiber fungiert Kanton27 – ein Zuger Unternehmen, das seit drei Jahren Zwischennutzungen begleitet.
«Im Prinzip kann man jedes Areal und jeden Raum zwischennutzen», sagt Kim Grenacher von Kanton27. «Je kürzer die Dauer, desto bedeutender ist allerdings eine gute Erschliessung.» Weil ein Konzept oft rasch umgesetzt werde, fehle meist die Zeit, um gross die Werbetrommel zu rühren. «Umso wichtiger ist es, auf viel Laufkundschaft zählen zu können – gerade etwa im Gastrobereich.»
Experimentierfeld für Neues
Für Mieterinnen und Mieter stelle eine Zwischennutzung oftmals ein Experimentierfeld dar, sagt Kim Grenacher. Je höher allerdings der Mietzins, desto kleiner die Risikobereitschaft. «Denn für eine kurze Zwischennutzung wird niemand grosse Investitionen tätigen wollen.»
Dass eine Zwischennutzung nicht das grosse Geld abwerfe, gelte es der Eigentümerschaft solcher Areale immer wieder zu vermitteln. «Die meisten fassen eine Zwischennutzung ins Auge, um einen Leerstand von Gebäuden zu vermeiden», sagt Grenacher. Denn was verwaise, zerfalle – früher oder später gerate ein Areal so in Vergessenheit. «Alles andere als ideal, wenn man darauf später ein neues Projekt realisieren will.»
Zum einen seien solch grosse Flächen rar, zum anderen seien die Mieten für einen Kulturbetrieb häufig kaum zahlbar. «Wenn es Richtung Industriepreise geht, ist es keine Option mehr.» Bei einer Zwischennutzung sei sehr vieles möglich – auch wenn man in Kauf nehmen müsse, sich nie endgültig installieren zu können.
Er platzierte auf der Brache eine Botschaft
Quasi mit einer Mission nach Emmen gekommen, ist im September 2019 Thomas Reist, Bandleader vom Fischermanns Orchestra. Ihr Proberaum fiel mit dem Abriss des alten Eichhof-Brauerei-Gebäudes in Luzern weg. Die Suche nach einem Ersatz verlief harzig. «Ich habe mich dann entschieden, im Projekt NF49 den Notstand an Proberäumen in der Stadt Luzern sichtbar zu machen», sagt Reist.
Eigenhändig baute die Jazz-Truppe ein Schulhaus-Provisorium um. Die entstandene «Werft» auf 75 Quadratmetern wurde fürs Fischermanns Orchestra und weitere acht Bands, die hier proben, zu einem wichtigen Rückzugs- und Auftrittsort – gerade während der Pandemie. Klappt alles nach Plan, könnte die Werft künftig beim Kampus Südpol in Kriens stehen. Und einigen Bands wieder eine Heimat bieten – zumindest für die nächsten paar Jahre.
So geht's auf dem Areal in Emmen nun weiter
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Im nächsten Sommer fahren auf dem Areal in Emmen die Baumaschinen auf. Grund dafür: Luzern zentralisiert am Seetalplatz die kantonale Verwaltung. Geplant ist bis 2026 ein Gebäude für 1450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese sind heute an 30 verschiedenen Standorten tätig.
Ebenfalls im neunstöckigen Bau untergebracht sind die Luzerner Polizei mit einem Polizeiposten. Ausserdem sind Wohnungen, ein Restaurant, Verkaufsflächen sowie eine Kindertagesstätte geplant. Für das neue Verwaltungsgebäude investiert der Kanton Luzern 177.4 Millionen Franken.
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