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Macher der Expo.02 Martin Heller stirbt 68-jährig

  • Martin Heller, der ehemalige künstlerische Direktor der Expo.02 ist gestorben.
  • Er starb in der Nacht nach schwerer Krankheit in Zürich, wie sein Neffe Andreas Heller mitteilte.
  • Martin Heller wurde 68 Jahre alt. Er hinterlässt seine Ehefrau und drei Töchter.

Martin Heller war von 1999 bis 2003 künstlerischer Direktor der Landesausstellung Expo.02 im Drei-Seen-Land vom Mai bis Oktober 2002. Das machte ihn national bekannt.

In den Jahrzehnten danach arbeitete er mit seinem Unternehmen Heller Enterprises an Projekten insbesondere in der Schweiz, in Deutschland, Österreich und Frankreich. Vor rund fünf Jahren hat er seine Firma aufgegeben.

Schaffen in der Schweiz

Als Direktor des Museums für Gestaltung Zürich ab 1990 und sieben Jahre später zudem als Direktor des Museums Bellerive in Zürich, hatte Heller eine Vielzahl von Ausstellungen kuratiert und sich so einen Namen gemacht. Seine Themenfelder waren visuelle Kommunikation, Design, Fotografie und Populärkultur.

«Martin Heller kombinierte das Sinnliche mit Tiefgang»

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Ein Mann steht am Rand eines Sees.
Legende: Keystone / MARTIN RUETSCHI

SRF: Inwiefern war die Expo.02 typisch für Martin Heller?

Karin Salm, Kulturjournalistin: Dieses Vergnügliche, dieses Sinnliche, die Thematik, die aus dem Alltag kommt, kombiniert mit Tiefgang – das war typisch für Martin Heller. Er hat das auch in den 13 Jahren im Museum für Gestaltung in Zürich gezeigt, als Kurator und lange Zeit auch als Direktor.

In der Ausstellung «Dialog im Dunkeln» zum Beispiel hat er sich damit beschäftigt, wie sich die Wahrnehmung von blinden Leuten zu Sehenden unterscheidet. Zum Teil hat er diese Ausstellungsthemen an der Expo.02 wieder aufgegriffen.

Expo-Generaldirektorin Nelly Wenger und Martin Heller galten als Retter der Expo.02. Wie ist das den beiden gelungen?

Ich glaube, sie waren beide Macher, Organisatoren. Sie hatten eine Mission, ein Interesse an der Schweiz. Sie wollten die Schweiz befragen, ohne die Schweiz zu bejubeln.

Martin Heller hatte auch hier die Nase für die Themen. Im Pavillon Suisse etwa wurden Leute nach ihren Wünschen befragt. Er hat auch das Thema Künstliche Intelligenz aufgegriffen oder den Heiratspavillon zugelassen. Das war letztlich eine Vorwegnahme der Diskussion «Ehe für alle».

Was bleibt von Martin Heller?

Das eine ist: Wie macht man Ausstellungen, die sinnlich sind und trotzdem Tiefgang haben. Auch sehr wichtig finde ich, dass er während seiner Expo-Zeit junge Leute gefördert hat. Etwa Lukas Bärfuss, der als 30-Jähriger das Eröffnungstheater geschrieben hat. Auch Juri Steiner war mit von der Partie, der heute fantastische Ausstellungen im Landesmuseum macht. Oder Gesa Schneider, die originell, witzig und kundig das Literaturhaus in Zürich leitet.

Das Gespräch führte Irene Grüter. Kulturjournalistin Karin Salm war langjährige Redaktorin bei Radio SRF 2 Kultur.

Letztmals in der Öffentlichkeit aufgetreten ist Heller 2017 mit der Ausstellung «Weltuntergang – Ende ohne Ende», die er im Naturhistorischen Museum in Bern mitgestaltet hatte.

Zur selben Zeit hat er die Feierlichkeiten zum 500-jährigen Jubiläum der Zürcher Reformation begleitet. Zuvor hatte er sich politisch für den Erhalt des Strauhofs als Literaturmuseum in Zürich engagiert.

Karriere-Höhepunkte im Kulturkosmos

2010 wurde er in Berlin zum Leiter des Projektteams für das «Neue Schloss» ernannt. Dieser Kreis von Beratern sollte ein Konzept entwickeln, wie das Veranstaltungszentrum im rekonstruierten Berliner Schloss sinnvoll genutzt werden könnte. Im Übrigen wurde diesen Sommer das Berliner Stadtschloss als Humboldt Forum neu eröffnet.

Zu den Höhepunkten von Hellers Karriere gehörte die Intendanz von Linz 2009 – Kulturhauptstadt Europas. Das Team unter seiner Leitung realisierte insgesamt 220 Projekte von rund 5000 Künstlern aus 66 Nationen. Über 3.4 Millionen Besucherinnen und Besucher kamen von 2006 bis 2009 zu den Veranstaltungen.

Autor, Herausgeber und Dozent

Parallel zu diesen Tätigkeiten war Heller Autor und Herausgeber einer ganzen Reihe von Publikationen. Er beleuchtete darin so vielfältige Themen wie die Schweizer Autobahnen, den Fotografen Edward Quinn oder die Kunstwelt im Comic.

Darüber hinaus widmete er sich der Lehre als Gastprofessor an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und als Gastdozent an den Universitäten in Bern, Basel, St. Gallen und Wien.

Der gebürtige Basler hatte nach der Matura zunächst eine Ausbildung zum Zeichenlehrer absolviert, bevor er in Basel Ethnologie, Kunstgeschichte und Europäische Volkskunde studierte. Martin Heller lebte in Zürich und Berlin.

SRF 4 News, 22.10.2021, 14:00 Uhr ; 

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