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Machtkampf beim FC Luzern Führt der Rücktritt von Stefan Wolf zu einer Annäherung?

Der Machtkampf beim FC Luzern hat Präsident Stefan Wolf zermürbt. Sein Abgang könnte die Konfliktparteien näher bringen.

Die Ankündigung kam für viele überraschend: Letzte Woche gab Stefan Wolf seinen Rücktritt als Präsident des FC Luzern bekannt. Die genauen Gründe wurden nicht klar kommuniziert. Offenbar gab es im Verwaltungsrat unterschiedliche Meinungen zu wirtschaftlichen Fragen.

Sportlich gut – unternehmerisch schwierig

Der ehemalige Fussballprofi Stefan Wolf hat grosse Verdienste im sportlichen Bereich, und auch die Fans wurden in seiner Amtszeit näher an den Verein gebunden. Aus dem Umfeld des Klubs hört man aber auch, dass ihm wirtschaftlich – etwa bei der Suche nach Sponsoren – das nötige Netzwerk fehle. Die letzten Jahre waren für den FC Luzern finanziell anspruchsvoll.

Es ist ganz klar, dass dieser Konflikt die letzten zwei Jahre viel Ressourcen und Energie gebraucht hat.
Autor: Stefan Wolf Ex-Präsident FCL

Klar ist: Wolfs Amtszeit ist überlagert vom Konflikt zwischen dem FC Luzern und dem langjährigen Investor und Unternehmer Bernhard Alpstaeg. Dieser Machtkampf belastet den Club und die Clubführung seit über zwei Jahren und spielt beim Rücktritt eine zentrale Rolle.

Stefan Wolf sagt dazu: «Es ist ganz klar, dass dieser Konflikt die letzten zwei Jahre viel Ressourcen und Energie gebraucht hat. Es war eine herausfordernde Zeit, nicht nur für mich, sondern für den ganzen Verwaltungsrat, für den ganzen Club und auch die Fans.»

Bernhard Alpstaeg auf der Tribüne im FCL-Stadion.
Legende: Bernhard Alpstaeg ist Inhaber der Firma Swisspor und seit mehreren Jahren Sponsor und Investor beim FC Luzern. Seit zwei Jahren liegt er mit dem Verein im Streit wegen eines Aktienpakets von 25 Prozent. ZVG

Kern des Streits ist die Auseinandersetzung um die Aktienanteile des Vereins. Bernhard Alpstaeg war lange Mehrheitsaktionär mit 52 Prozent der Aktien und somit der starke Mann beim FC Luzern. An einer ausserordentlichen GV im Dezember 2022 wurde vom Verwaltungsrat ein Teil von Alpstaegs Aktienpaket für ungültig erklärt und Alpstaeg damit faktisch entmachtet.

Eine Demütigung

Begründet wurde dieser seltene Vorgang damit, dass die Aktien nicht rechtens erworben worden seien. Für Bernhard Alpstaeg, Inhaber der Firma Swisspor, welche dem Luzerner Fussballstadion auch den Namen gibt («Swissporarena»), war diese Aktion eine Demütigung.

Seither versucht er, mit allen Mitteln zurück an die Macht zu kommen. Der Streit wird stark juristisch ausgetragen und hat nicht mehr viel mit Fussball zu tun. Es gibt Strafanzeigen, Klagen und mehrere offene Verfahren.

Beliebt bei den Fans

Zum ersten Spiel nach der Rücktrittsankündigung strömten über 10'000 Personen ins Stadion. Bei den Fans war Stefan Wolf beliebt, wie eine Umfrage von SRF News beim Spiel zeigt.

Stimmen der Fans

Viele Sympathien der Fans für Stefan Wolf – von der Alpstaeg-Seite werden sie indes nicht geteilt. Alpstaegs Sprecher Sacha Wigdorovits ist erleichtert über den Rücktritt von Wolf. Dieser könne zugeschlagene Türen wieder öffnen: «Wenn jetzt neue Leute kommen, die unbelastet sind, dann ist das sicher auch eine Chance. Sie können den Konflikt viel nüchterner betrachten, da sie selber nicht involviert waren.»

Da sehe ich durchaus eine Chance, dass wir mit diesen neuen Kräften in ein konstruktives Gespräch kommen.
Autor: Sacha Wigdorovits Sprecher Bernhard Alpstaeg

Eine Einigung oder zumindest eine Annäherung in diesem langen Konflikt – diese wäre auch im Interesse der Fans. Oder wie es FCL-Anhänger Kevin Müller aus Willisau ausdrückt: «Die Parteien sollten endlich das Kriegsbeil begraben und wieder zusammen an einen runden Tisch sitzen.»

Wer die Nachfolge von Stefan Wolf antritt, ist indes noch nicht bekannt. Gewählt wird die neue Person voraussichtlich im Dezember an der nächsten GV des Vereins.

Schweiz aktuell, 26.8.2024, 19:00 Uhr ; 

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