- Der Abgasskandal hat «erhebliche Auswirkungen» auf die Luft in der Region Zürich. Zu diesem Schluss kommt die Zürcher Kantonsregierung.
- Die manipulierten Abgassysteme bei Dieselfahrzeugen würden die Bemühungen des Kantons um saubere Luft um fünf bis zehn Jahre zurückwerfen.
- Es gibt Kritik an der Informationspolitik des kantonalen Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel). Die Behörde weist das zurück.
Das Awel hat ermittelt, welche Auswirkungen der Abgasskandal auf die Zürcher Luft hat. Dieses Ergebnis steht in einer Regierungsrats-Antwort auf einen Vorstoss des Kantonsrats Max Homberger (Grüne).
Die angestrebte Senkung der Stickoxid-Werte kann wegen des Dieselskandals nicht eingehalten werden. Um fünf bis zehn Jahre werden die Bemühungen zurückgeworfen, so die Awel-Schätzung.
Besonders in städtischen Gebieten und entlang von Hauptverkehrsachsen nimmt die Stickoxid-Belastung nicht in dem Ausmass ab, wie sie es angesichts der laufend verschärften Abgasnormen eigentlich sollte.
Zu spät informiert?
Valentin Delb vom Awel erklärt, dass die Dieselfahrzeuge 5-6 mal mehr Stickoxide ausstossen als es der Grenzwert erlaubt. «Wir führen die Messungen seit 15 Jahren durch. Wieso es diese Differenzen gegeben hat, haben wir vor dem Dieselskandal nicht gewusst», sagt Delb.
Kantonsrat Max Homberger zeigt sich im Gespräch mit «Schweiz aktuell» darüber überrascht: «Ich habe nicht erwartet, dass sie das so offen auftischen. Bis jetzt ist das offenbar ziemlich unter Verschluss gehalten worden.»
Er kritisiert die Informationspolitik des Awel. ««Es reicht nicht, irgendwann hehre Absichten kund zu tun und nachher nicht mehr zu orientieren, wo man schon längst sieht, dass das Ziel nicht mehr erreichbar ist», sagt der Kantonsrat bei «Schweiz aktuell».
Valentin Delb vom Awel negiert diesen Kritikpunkt. Er sagt: «Die Resultate, die genauen Daten und Grafiken sind bei uns im Internet immer verfügbar. Wir veröffentlichen diese auch in mehreren Publikationen des Kantons.»
180'000 Dieselfahrzeuge über dem Grenzwert
Im Kanton Zürich sind aktuell rund 200'000 Dieselfahrzeuge zugelassen (Stand: September 2016). Die meisten dieser Autos gehören zu jenen Kategorien, welche die Grenzwerte besonders deutlich verletzen. Knapp 180'000 der rund 200'000 Dieselfahrzeuge stossen fünf oder sogar sechs Mal so viel Stickoxide aus, wie sie gemäss der Abgasnorm eigentlich dürften.
Die Messstation des Awel, mit deren Daten diese Einschätzung vorgenommen wurde, steht in Gockhausen. Die Station misst am Strassenrand die Abgase aller vorbeifahrenden Fahrzeuge.