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Markt mit Potenzial Hanf – warten auf das Milliardengeschäft

Eine kleine Cannabis-Plantage ist vor dem Eingang der Ausstellungshalle der Basler Muba-Messe drapiert. Von den grünen Stauden geht ein schwerer, süsslicher Duft aus. Und dieser ist drin noch weit intensiver. Rund ein Dutzend Aussteller haben ihre Produkte auf schlichten Holz-Tresen ausgebreitet.

Vor 70 Jahren konnte man in jeder Apotheke über 100 Cannabis-Medikamente kaufen.
Autor: Jenny Jost Hanfproduzentin, Biocan

Getrocknete Blüten, Tee, Tinkturen, Baustoffe, Gebäcke, Protein-Pulver – präsentiert von auffallend vielen jungen Unternehmerinnen und Unternehmern. Zum Beispiel von Steven Senn, dem Chef von Pure-Production: «Für uns ist es natürlich sehr schön als Produzenten in diesem Bereich mit Pflanzen hier zu sein.»

Aufklärung ist das Ziel

Man könne so die eigene Arbeit präsentieren. «Es ist sehr wichtig, den Leuten, die das nicht so kennen, den Hanf näher zu bringen», sagt Senn.

Aufklärung ist auch das Ziel von Jenny Jost von Biocan. Das Unternehmen ist ein Pionier in der Produktion und im Vertrieb von CBD-Hanf in der Schweiz. Man müsse der breiten Bevölkerung erklären, dass Hanf in den vergangenen Jahrzehnten zu Unrecht verteufelt worden sei. «Vor 70 Jahren konnte man in jeder Apotheke über 100 Cannabis-Medikamente kaufen. Medikamente gegen Kopf- und Periodenschmerzen», sagt Jost.

Cannabis sei damals ein ganz normales Medikament gewesen. «Wegen der amerikanischen Prohibitionspolitik wurde Cannabis 1951 auch in der Schweiz verboten», erklärt Jost.

Viel hofften auf schnelles Geld

Die Möglichkeit, CBD-Hanf – also Hanf ohne den berauschenden Stoff THC – in Form von Zigaretten oder Tinkturen verkaufen zu können, sorgte vor bald zwei Jahren für eine Art Goldgräber-Stimmung. Viele hofften auf schnelles Geld. Mittlerweile hat sich die Euphorie etwas gelegt, etliche Produzenten und Läden mussten aufgeben. Denn Qualitätshanf zu produzieren und zu vertreiben ist aufwändig.

100 Kilo pro Jahr erntet Kleinproduzent Patrick Bader in seinen Indoor-Anlagen, Räumen mit kontrollierter Lüftung und Beleuchtung – das Wissen hat er sich als Teenager selbst angeeignet. Nun betreibt er ein Familien-Unternehmen – zusammen mit seiner Mutter und der Grossmutter. «Sie waren von Beginn weg begeistert und haben mich unterstützt», sagt Bader.

Unterschiedliche Interessen

Das Muba-Publikum, das den Ständen entlang schlendert, sucht in erster Linie Informationen. So sagt eine Besucherin: «Ich habe mich immer gefragt, was ist Cannabis. Ich bin nun hier, um zu lernen.» Eine andere Besucherin interessiert sich für den medizinischen Aspekt.

Die medizinische Wirkung von Cannabis ist das Fachgebiet von Felix Iten, dem Mitbegründer der Patientenorganisation Medical Cannabis Schweiz. Hanf könne bei ein paar Dutzend Krankheiten lindernd oder gar heilend wirken. Zum Beispiel bei Schmerzpatienten. «Die Präsidentin des Medical Cannabis Vereins Schweiz ist Tetraplegikerin» sagt Iten. Sie sei heute in der Lage ihre Spasmen und Schmerzen unter Kontrolle zu halten. «Der Unterschied zu früher: Sie spürt wieder etwas am Körper – ein neues Leben.»

Schlummerndes Milliardengeschäft

Derzeit gibt es gemäss der Oberzolldirektion gegen 600 Unternehmen in der Schweiz, die auf die harzhaltige Pflanze setzen. Und sie bringen dem Bund jährlich 15 Millionen Franken an Steuergeldern ein.

Das Potenzial sei aber um ein Vielfaches grösser, ist Ben Arn überzeugt. Er ist der Organisator der Cannabis-Ausstellung an der Muba. Dazu müsste aber auch THC-haltiger Hanf legal werden. «Weltweit rechnen die Analysten, dass der ganze Cannabis-Markt grösser wird als der Smartphone-Markt», sagt Arn. Es sei ein Milliardengeschäft, das da eigentlich wartet, um legal zu werden.

Bis dahin dürfte es aber noch Jahre dauern. Auf verschiedenen Ebenen werden Lockerungen der derzeitigen Rechtspraxis geprüft, eine Initiative will die generelle Legalisierung vorantreiben. Aussteller Arn hofft, mit seinem Cannabis-Village an der Muba, fürs Erste wenigstens Schwellen-Ängste abbauen zu können.

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