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Ein Plakat der Befürworter der Masseneinwanderungsinitiative.
Legende: Nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative: Viele Schweizer Unternehmen fürchten sich vor den Folgen. Keystone

Masseneinwanderungs-Initiative «Wir würden uns lieber den Patienten als der Bürokratie widmen»

Verschiedene Vertreter der Wirtschaft hatten sich vergeblich für ein Nein zur Masseneinwanderungsinitiative stark gemacht. Die Annahme der Initiative beunruhigt nun viele: von den Exportunternehmen über die Spitäler bis hin zu den KMUs.

Hans-Ulrich Bigler, der Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands, glaubt, dass nun zusätzliche Kosten und bürokratischer Mehraufwand auf die Unternehmen zukommen. Darüberhinaus sieht er vor allem auch ein Problem bei der Rekrutierung von Fachkräften. «Wir haben heute schon einen Fachkräftemangel in der Schweiz. Dieses Problem wird sich nun noch verschärfen», ist Bigler überzeugt.

«Firmen werden weniger investieren»

Hans Hess, Verbandspräsident der Schweizer Maschinen- und Metallindustrie, ist überrascht und enttäuscht, dass die Initiative angenommen wurde. Er befürchtet einen Rückgang der Investitionen. «Das ist ein schlechtes Zeichen für die Exportindustrie. Bei uns hängt jeder zweite Arbeitsplatz vom Erfolg unserer Firma in Europa ab», sagt Hess gegenüber Radio SRF. Er ist überzeugt, dass nun eine lange Phase der Unsicherheit folgen wird, die vielleicht sogar länger dauere als die dreijährige Umsetzungsfrist der Initiative. Das habe negative Auswirkungen auf das Investitionsklima in der Schweiz. «Wenn Firmen nicht wissen, ob und wie die bilateralen Verträge mit der EU weitergehen, werden sie zweimal überlegen, in was sie investieren wollen.»

«Wir würden uns lieber den Patienten als der Bürokratie widmen»

Mit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative werde die Situation für die Schweizer Spitäler schwierig, lässt auch der Spitalverband H+ verlauten.

Das Schweizer Gesundheitswesen ist stark auf ausländische Fachkräfte angewiesen. Der schon bestehende Personalmangel werde nun noch verschärft, sagt Conrad Engeler von H+. Am prekärsten sei die Situation beim hochqualifizierten Pflegepersonal mit Zusatzausbildungen und auch bei den Ärzten, wo bereits ein Mangel herrscht. «Wir würden uns lieber den Patienten widmen als der Bürokratie», sagt Engeler.

Er befürchtet, dass mit der Kontingentierung der administrative Aufwand gross wird, wenn man für jede Fachkraft eine Bewilligung einholen muss. Man hoffe, dass die Einschränkungen flexibel gehandhabt werden. Zum Beispiel könnten die Branchen, in denen Personalmangel bestehe, bevorzugt behandelt werden gegenüber denjenigen Branchen, wo es keinen Personalmangel gibt und die es nicht so eilig haben.

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