Feuersbrunst im thurgauischen Herdern: Kurz nach 5 Uhr morgens bricht im Schweinestall des Massnahmenzentrums Kalchrain ein Brand aus. Für viele Tiere kommt jede Hilfe zu spät. Bis in den späten Nachmittag löschen die rund 100 Einsatzkräfte der Feuerwehr die letzten Brandnester. Dramatisch: 160 Schweine können nicht gerettet werden, sie verbrennen in den Flammen oder ersticken. 20 Tiere werden in der letzten Sekunde evakuiert. Die Brandursache ist noch ungeklärt.
Dieser Vorfall ist nicht der erste seiner Art: Bereits im Dezember 2019 kamen bei einem Stallbrand in Hundwil (Appenzell-Ausserrhoden) 200 Tiere ums Leben und am 6. Januar 2020 brannte ein Stall in Sax im Kanton St. Gallen, hier sterben gar 400 Schweine.
Tragödie für Tiere und Produzenten
Solch ein Stallbrand ist eine Tragödie für Tiere und Besitzer. Oftmals ist er sogar existenzbedrohend, wie Meinrad Pfister, Präsident von Suisseporcs, dem Schweizerischen Schweinezucht und Schweineproduzentenverband, bestätigt. Pfister geht von einer Serie von Bränden aus, die man jetzt sauber abklären müsse, um die Ursachen zu analysieren.
Generell sei es äusserst schwierig, die Tiere rechtzeitig zu retten. «Gerade Schweine sind sehr schreckhafte Tiere, die bei Feuer äusserst panisch reagieren und im Gegensatz zu anderen Tieren keine Fluchttiere sind. 50 Prozent der Schweine in der Schweiz haben permanenten Auslauf im Freien und könnten somit einfach durch das Tor rausspringen. Jedoch finden sie in der Panik den Ausgang nicht mehr. Man muss sie dann evakuieren, das heisst in den meisten Fällen raustragen». Ein Wettlauf gegen die Zeit.
Brandschutzmassnahmen gefordert
Sofortige Massnahmen fordert die stellvertretende Geschäftsleiterin der Stiftung «Das Tier im Recht», Vanessa Gerritsen. «So ein Ereignis ist äusserst tragisch. Diese Tiere sind ihrem Schicksal ausgeliefert. Sie können nirgendwo hin, verbrennen und ersticken grausam.» Der Kanton Bern ist derzeit der einzige Kanton, der Tiere ausdrücklich in den Brandschutzverordnungen erwähnt. Es sei ein grosses Manko, dass dies im Rest der Schweiz nicht so ist. Doch Gerritsen sieht noch ein anderes Problem: die Massentierhaltung. «Je grösser die Tierbestände sind, umso schwieriger ist es, die Tiere rechtzeitig zu retten, wenn man einen Brand entdeckt. Ställe mit hunderten von Säuen machen es praktisch unmöglich, die Tiere zu retten und das geht einfach nicht. Nur weil wir billiges Fleisch haben wollen.»
Eine einfache Sofortmassnahme wäre das Anbringen einer Alarmanlage, die mit dem Smartphone verbunden ist. Die meisten der bestehenden Stallgebäude in der Schweiz aber haben noch keine entsprechende Anlage, gesetzlich sind diese noch nicht vorgeschrieben. Der Schweizerische Bauernverband zweifelt an der Wirksamkeit dieser Anlagen, zu oft würde es einen Fehlalarm geben, da die Geräte äusserst sensibel auf Staubentwicklung reagieren. Ausserdem – so Meinrad Pfister von Suisseporcs – sei es auch mit Alarmanlage absolut notwendig, dass jemand schnellstmöglich vor Ort sei. Am besten gewährleistet sei das natürlich, wenn sich die Wohnhäuser direkt neben den Stallungen befinden.
Durch die neue Brandserie ist die Diskussion um die Brandschutzverordnungen für Tiere neu entfacht.
10v10, 26.2.2020, 21:50; blur