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Der Kampf ums Wasser – Landwirte müssen sich selbst helfen
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 16.08.2022. Bild: Barbara Matyhs/SRF
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Massnahmen gegen Trockenheit Kein Wasser: Ein Aargauer Bauer erschliesst eine eigene Quelle

Damit die Kühe genügend Trinkwasser haben, musste ein Aargauer Bauer eine Lösung finden. Nur so übersteht er die Dürre.

Bereits im Hitzesommer 2018 musste der Aargauer Landwirt Thomas Thalmann umdenken. Trinkwasser für die 20 Mutterkühe und ihre Kälber, für seine Familie und für die Arbeit auf dem Hof war knapp. Das Problem: Sein Bauerngut und die Nachbarhöfe oberhalb des Hallwilersees sind nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. Thalmann ist bei der Trinkwasserversorgung auf sich alleine gestellt. Keine einfache Situation.

Kühe
Legende: Die Mutterkühe auf Thomas Thalmanns Hof brauchen Trinkwasser. Nur woher soll dieses kommen, wenn der Hof nicht ans öffentliche Wassernetz angeschlossen ist? Barbara Mathys | SRF

Der Landwirt erinnert sich noch gut an den Hitzesommer 2018. Die private Quelle des Hofs lieferte nicht genügend Wasser. Täglich musste er in jenem trockenen Jahr von August bis Dezember ins Dorf fahren und an einem Hydranten Wasser für die Tiere holen. Thalmanns Hof auf dem Homberg liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Reinach (AG). Da stehendes Regenwasser als Trinkwasser nicht infrage kam, musste er eine andere Lösung finden und entschloss sich, nach einer zweiten Quelle zu suchen.

Auf seinem Land vermutete der Landwirt eine zweite Wasserquelle und konnte diese schliesslich erschliessen. Er fasste das Wasser, baute eine mehrere hundert Meter lange Leitung und pumpte das Wasser zum Hof. Zudem investierte Thalmann in den Bau eines grösseren Reservoirs.

Der Brunnen
Legende: Der Brunnen auf dem Hof von Thomas Thalmann dient als Überlauf des Reservoirs. Zeitweise verbrauchte der Hof deutlich mehr Wasser, als die Quellen lieferten. Barbara Mathys | SRF

Das Reservoir dient als Puffer, weil Wasser gespeichert werden kann. Der Wasservorrat reicht maximal vier Tage, danach braucht es wieder Zufluss von frischem Wasser. Trinkwasser darf nicht zu lange stehen und muss regelmässig umgewälzt werden.

Eine weitere Herausforderung: Auf der Krete des Hombergs gibt es keine Weiher, in denen sich Wasser ansammeln könnte, links und rechts des Hofs geht es bergab und das Wasser fliesst weg. Deshalb war die Herausforderung auf dem Aargauer Hof speziell gross. Thalmann bezieht nun Wasser aus zwei Quellen: einer angestammten und einer neuen Quelle.

Vor der Fassung auf dem Feld
Legende: Die neu gefasste Quelle auf dem Homberg, oberhalb des Hallwilersees. Höfe ohne Anschluss ans öffentliche Wassernetz sind im Aargau eine Ausnahme. Barbara Mathys | SRF

Wie lief es in diesem Jahr? Viel Wasser sprudle zwar nicht, aber bis jetzt geht es gerade auf, erklärt Thomas Thalmann: «Aktuell kommen wir mit unserem Tierbestand und dem Bedarf für das Wohnhaus knapp durch», berichtet der Aargauer Landwirt. Wenn er absehbar mehr Wasser benötigt, muss er vorausplanen und Wasser in Kanistern sammeln.

Ohne Wasser wird es happig.
Autor: Thomas Thalmann Landwirt aus Reinach (AG)

In den Hitzewochen dieses Sommers habe man gespürt, dass die Tiere vermehrt Wasser benötigten. «Anfang August verbrauchten wir mehr Wasser als die Quellen lieferten. In den vergangenen Tagen füllte sich das Reservoir immerhin in der Nacht wieder».

Wasser sei der wichtigste Faktor für seinen Betrieb, sagt der Landwirt. «Täglich Wasser im Tal zu holen, nur um einen grösseren Tierbestand zu halten, das nimmt man nicht in Kauf.»

Blick über den Hof
Legende: Not macht erfinderisch: Nach dem Hitzesommer 2018 entschied sich Landwirt Thomas Thalmann, nach einer zweiten privaten Wasserquelle zu suchen. Barbara Mathys | SRF

Thomas Thalmann hatte sich bei der Übernahme des Hofs von seinen Eltern gegen die bisherige Milchkuhhaltung entschieden, weil diese gegenüber der Mutterkuhhaltung mehr Wasser verbraucht. «Mutterkuhhaltung erlaubt Tierhaltung, ohne dass die Wasserreserven überstrapaziert werden.»

«Schweizer Landwirtschaft braucht wenig Wasser»

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Christoph Hagenbuch ist Präsident des Aargauer Bauernverbands. Für seinen Hof in Oberlunkhofen kann er Wasser aus dem Wassernetz oder der Limmat entnehmen; damit sei er privilegiert.

Hagenbuch betont gegenüber SRF, dass Bauern grundsätzlich wenig Trinkwasser auf den Feldern versprühen: «Wir Bauern bewässern Landwirtschaftskulturen nur ergänzend, wir setzen vor allem auf Regenwasser. Die Schweiz braucht sehr wenig Wasser auf den Feldern, wenn wir das international vergleichen.» Nur zwei Prozent des Wassers werde in der Landwirtschaft eingesetzt.

55'000 Hektar Fläche bewässert

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) schätzt den gesamten Wasserbedarf der Landwirtschaft in der Schweiz auf 144 Millionen Kubikmeter für ein durchschnittliches Trockenjahr, in welchem die gesamte geschätzte Fläche von 55'000 Hektaren bewässert wird, heisst es in einer Studie des BLW. Gemessen am durchschnittlichen Gesamtjahresabfluss der Schweiz betrage der Bedarf für die landwirtschaftliche Bewässerung lediglich 0.3 Prozent.

Alleine mit wenig Wasser klarzukommen, als einzelner Hof oder als Weiler – Bauern an der Peripherie hätten es nicht einfach, hält Thomas Thalmann fest. Dass er ohne Hilfe der Gemeinde eine Wasserlösung finden musste, mache ihn nach diversen Anfragen zwar müde. «Aber ich kann's nicht ändern, wir haben gemacht, was wir können. Eine abschliessende Garantie, dass immer genug Wasser fliesst, haben wir damit natürlich nicht».

Regionaljournal Aargau Solothurn, 16.08.2022, 17:30 Uhr;

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