Zum Inhalt springen

Medikamentenzugang und -preis Wie kommen Medikamente auf den Schweizer Markt?

Sie gehören zu den grossen Kostentreibern bei den Gesundheitskosten in den letzten Jahren: die Medikamentenpreise.

Die Schweiz sorgt sich um hohe Krankenkassenprämien: Ende September ist es wieder so weit und der Bund gibt die Krankenkassenprämien für das nächste Jahr bekannt – man darf mit einem erneuten Anstieg rechnen. Die steigenden Gesundheitskosten belegen denn auch immer wieder Spitzenplätze in Sorgenbarometern der Bevölkerung.

Medikamente tragen Mitschuld: Sie verursachen über 20 Prozent der Kosten in der obligatorischen Krankenversicherung (auch «Grundversicherung» genannt). Steigende Medikamentenpreise sind deshalb mitverantwortlich für den Anstieg der Prämien in der Grundversicherung. Die 30 umsatzstärksten Medikamente machen einen Drittel der Kosten im Arzneimittelbereich aus. Das zeigt, dass vor allem die teuren Medikamente viel ausmachen.

Drei Packungen Medikamente liegen aufeinander.
Legende: Laut dem Bund hat die Schweiz europaweit die höchsten Medikamentenpreise. KEYSTONE / CHRISTIAN BEUTLER

So wird ein Medikament in der Schweiz zugelassen: Damit ein Medikament für Schweizer und Schweizerinnen von der Grundversicherung bezahlt wird, sind zwei Schritte erforderlich: Einerseits muss das Heilmittelinstitut Swissmedic dem Medikament die Marktzulassung erteilen, andererseits muss das Bundesamt für Gesundheit das Medikament auf die sogenannte Spezialitätenliste nehmen, damit es von der OKP übernommen wird. Dabei überprüft das BAG nach Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit. Letztes Jahr wurden 156 Medikamente neu auf die Spezialitätenliste genommen.

Zwei Kriterien bestimmen den Preis: Wenn das BAG den Preis festlegt, macht es einerseits den Auslandpreisvergleich (APV) und andererseits den therapeutischen Quervergleich mit anderen Arzneimitteln. Beim Auslandvergleich schaut das BAG die Preise in neun anderen Ländern an, darunter Dänemark, Deutschland und Schweden. Im therapeutischen Quervergleich wird das Medikament mit anderen, ähnlichen Medikamenten verglichen, welche schon auf dem Markt sind.

Kritik der Pharmabranche

Box aufklappen Box zuklappen

Der Branchenverband Interpharma schreibt in einem Positionspapier, die Entwicklung neuer Medikamente sei enorm teuer und risikoreich. Das heutige Preisbildungssystem sei veraltet. So würden heute Vergleichstherapien angeschaut, die kaum einen äquivalenten Nutzen für die Patienten hätten. Zudem fordert Interpharma, dass der Preisvergleich mit dem Ausland kaufkraftbereinigt wird.

So steht die Schweiz im Vergleich mit dem Ausland da: Laut dem Bundesamt für Gesundheit hat die Schweiz im europäischen Vergleich die höchsten Preise und die höchsten Pro-Kopf-Kosten für Medikamente. Diese hohen Preise würden zeigen, dass Innovation in der Schweiz stark honoriert werde. Laut BAG würden andere europäische Länder bei ihren Preisvergleichen denn auch nicht die Schweiz als Vergleichsland hinzuziehen.

Das sind kostensenkende Massnahmen: Das Parlament hat verschiedene kostensenkende Massnahmen beschlossen, darunter die Kostenfolgemodelle. Damit sollen Mengenrabatte eingeführt werden, auf jene Medikamente, die einen ausserordentlich hohen Umsatz generieren. So ist vorgesehen, dass die Hersteller von Medikamenten, die bestimmte Umsatzschwellen überschreiten, einen Teil des Umsatzes an die Krankenkassen rückerstatten. Gemäss Berechnungen von Avenir Suisse sind ab kumulierten Umsätzen von 25 Millionen Franken die Kosten für Forschung und Entwicklung nämlich amortisiert.

Radio SRF3, 18.8.2025, 17 Uhr; sten

Meistgelesene Artikel