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Mehr Frauen auf die Bühnen Datenbank will Musikerinnen besser vernetzen

Künstlerinnen sind auf Schweizer Bühnen untervertreten. Eine neue Plattform soll das ändern.

Sina, Stefanie Heinzmann oder Steff la Cheffe – sie gehören zu den bekanntesten Musikerinnen der Schweiz. Sie sind Ausnahmen, noch immer spielen auf Schweizer Bühnen mehrheitlich männliche Künstler. Die Musikerinnen wollen Vorbild sein und setzen sich dafür ein, dass ihre unbekannteren Kolleginnen sichtbarer werden. Deshalb unterstützen sie die neue Plattform «Musicdirectory.ch» des Vereins Helvetiarockt.

Sina gewinnt den Prix Walo
Legende: Schon lange im Musikbusiness dabei: Sina gewann 2001 den Prix Walo in der Sparte «Singer & Songwriter». Keystone/Walter Bier

«Ich finde es gut, dass sie die ganze Breite der hiesigen Musikbranche zeigen, eine starke Szene lebt auch von ihrer Vielseitigkeit», sagt etwa Sina gegenüber SRF.

Netzwerk und Vorbilder

Auf der Plattform können sich Musikerinnen, aber auch Tontechnikerinnen oder DJanes mit ihren Fähigkeiten und Interessen präsentieren. Die Plattform richtet sich an Profi- und an Hobbymusikerinnen. «Damit können wir uns besser vernetzen und können auch Vorbilder schaffen», erklärt Elia Meier von Helvetiarockt. Gerade in der jetzigen Zeit, in der man sich physisch nicht so oft sehe, sei das wichtig. Natürlich seien persönliche Beziehungen in der Musikbranche sehr wichtig, die Plattform sei ergänzend dazu gedacht, so Meier weiter.

Damit können wir Vorbilder schaffen.
Autor: Elia Meier Verein Helvetiarockt

Besser vernetzen und besser sichtbar machen – das sind gut gemeinte Anliegen. Doch bringt das wirklich mehr Frauen auf die Bühnen? In der Branche stösst die Plattform jedenfalls auf Interesse.

«Jeden Tag frage ich mich bei meiner Arbeit: wo sind die Frauen?», erzählt Hedy Graber, die für das Musik-Festival für junge Nachwuchstalente «MforMusic» verantwortlich ist. «In anderen Bereichen wie etwa der Wirtschaft gibt es bereits solche Datenbanken. Es ist an der Zeit, dass es auch in der Kultur eine solche gibt», sagt Graber weiter. Dann gelte die Ausrede nicht mehr, es gebe zu wenig Frauen, sagt sie.

Nur Männer im Studio

Wichtig ist die Datenbank wohl vor allem für junge, aufstrebende Musikerinnen. Die treffen gerade am Anfang ihrer Karriere oft auf ein männerdominiertes Umfeld und haben wenige weibliche Vorbilder.

Damit gilt die Ausrede nicht mehr, es gebe zu wenig Frauen.
Autor: Hedy Graber Musik-Festival «MforMusic»

Die Sängerin Ta’shan erinnert sich an ihren ersten Besuch in einem Studio: «Es waren alles Männer dort und ich war 14 Jahre alt und hatte keine Ahnung, was ich machen muss.» Im Nachhinein denke sie, es wäre super gewesen, wenn auch noch eine andere Frau dort gewesen wäre. Sie hätte sich gewünscht, schon ganz am Anfang ihrer Karriere mehr mit Frauen zusammenzuarbeiten.

Die Macherinnen der Plattform haben ein ehrgeiziges Ziel: innerhalb eines Monats wollen sie 1000 Einträge auf der Webseite haben. Fast noch wichtiger dürfte aber sein, dass die Datenbank langfristig besteht und auch genutzt wird.

Tagesschau, 21.10.2020, 19:30 Uhr

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