- Obwohl es immer weniger Bauernhöfe in der Schweiz gibt, steigt die Anzahl Traktoren kontinuierlich.
- Experten sehen hier grosses Sparpotenzial.
- Die gemeinsame Nutzung von Maschinen könnte eine Lösung sein.
160 Kühe und Jungtiere der Rasse Holstein liefern Milch auf dem Bauernbetrieb von Andreas Hitz und seinem Sohn Christian. Um die ganze Arbeit zu bewerkstelligen, sind die beiden auf Traktoren angewiesen.
Der Fuhrpark der Familie Hitz umfasst diverse Modelle für die verschiedensten Einsätze. Einen Traktor brauchen die Bauern für den Mistwagen, einen zum Gras mähen und an einem weiteren ist ein Frontlader montiert. Mit Stolz präsentiert Andreas Hitz auch sein grösstes Gefährt: «Diesen brauchen wir vor allem für die schwereren Sachen.» Doch Hitz gibt auch zu, dass der Traktor nicht vollständig ausgelastet sei.
Weniger Höfe – mehr Traktoren
Die Schweizer Bauern lassen sich ihre Traktoren gerne etwas kosten. Rund 100‘000 Franken kostet ein Exemplar der meistverkauften Stärkeklasse. Auch 2016 war ein gutes Jahr für die Händler.
Ein Blick auf die Statistik zeigt eine erstaunliche Entwicklung: Während die Zahl der Bauernhöfe in den letzten 20 Jahren mit 33 Prozent drastisch gesunken ist, drehen auf den verbliebenen Höfen immer mehr Traktoren ihre Runden. 1996 standen 121‘800 Traktoren im Einsatz. 2016 waren es 139‘700. Das macht ein Plus von 15 Prozent.
Ein Traktor kostet ungefähr doppelt so viel wie ein Bauer pro Jahr verdient.
Doch zu viele Traktoren verteuern die Landwirtschaft, vor allem wenn sie nicht voll ausgelastet sind. Dies zeigen Berechnungen von Markus Lips von der Forschungsanstalt Agroscope. «Es geht um viel Geld. Ein Traktor kostet ungefähr doppelt so viel wie ein Bauer pro Jahr verdient.» Wenn man hier sparen könne, dann wirke sich dies auch auf das Einkommen aus, erklärt Lips.
Traktor-Sharing als Lösung?
Der Experte empfiehlt denn auch, Maschinen gemeinsam zu nutzen. Ein Vorbild könnten sich die hiesigen Landwirte auch am grossen Nachbarn nehmen: Studien zeigen, dass deutsche Bauern billiger produzieren, weil sie auch ihre Traktoren besser auslasten. «Die deutschen Bauern haben grössere Betriebe, aber sie arbeiten auch mehr zusammen», so Lips.
Traktoren teilen, das geht auch hierzulande. Fredy Abächerli, Geschäftsführer von Maschinenring Zug, vermittelt Traktoren an Bauern, die keine geeigneten Gefährte besitzen. Über ihn rechnen die Bauern dann alles ab und können ihr Einkommen aufbessern.
Für viele Bauern ist ein Traktor ein Statussymbol.
Die überbetriebliche Zusammenarbeit ist in der Schweiz im Aufwind und dennoch steigt die Traktorenzahl. Maschinenring-Pionier Abächerli hat eine mögliche Erklärung. Für die Traktorenbranche sei die Landwirtschaft eben eine profitable Milchkuh. «Die Landmaschinenbranche macht natürlich gut Werbung. Und für viele Bauern ist ein Traktor auch ein Statussymbol», so Abächerli.
Maschinen teilen, sei in der Schweiz schlicht nicht immer möglich, betont Landwirt Andreas Hitz. Ausserdem könnten Bauern mit eigenen Traktoren oft effizienter arbeiten: «Der Vorteil ist, dass wir viel flexibler sind und dass wir auch je nach Wetterbericht voll arbeiten und jede Stunde ausnützen können», so Hitz.
Der Druck auf die Landwirte steigt, doch so schnell werden die Traktor-Paraden nicht verschwinden.