Zum Inhalt springen

Mehrweg-Versandtasche Der «Kickbag» soll die Karton-Flut bändigen

Zwei Schweizer Online-Händler haben eine umweltfreundliche Alternative zur Einwegverpackung entwickelt: den «Kickbag».

Die Schweizerinnen und Schweizer liegen nach den Briten bei Online-Einkäufen auf Platz zwei in Europa. Per Mausklick etwas zu bestellen, liegt spätestens seit der Coronakrise im Trend. Doch damit häufen sich auch die Paketflut und der Kartonabfall.

Die beiden Online-Händler Tobias Zingg von «Stadtlandkind» und Mariella Huber von «Stoff&so» hatten genug von Kartonschachteln und darum eine ökologische Alternative entwickelt: Den «Kickbag».

Der Kickbag auf einen Blick:

Box aufklappen Box zuklappen
  • Der Kickbag besteht aus recykliertem PET und soll die Kartonschachtel beim Postversand ersetzen.
  • Er ist bis zu 30 Mal wiederverwendbar.
  • Leer und zusammengefaltet kann er gratis in den nächsten Briefkasten geworfen werden und kommt so wieder zum Händler zurück.

Bis zu 30 Mal benutzbar

Auch wenn Karton, Plastik und Styropor fachgerecht recycelt werden, schlägt der CO2-Ausstoss zu Buche. Der sogenannte Kickbag, der sich vor allem für Textiles eignet, besteht zu je 50 Prozent recyceltem PET und Kunststoff. Das Besondere am Versandbeutel ist, dass er bis zu 30 Mal wiederverwendet und gratis via Briefkanal an den Händler zurückgeschickt werden kenn.

Wenn die bestellte Ware passt, faltet man den Kickbag einfach zusammen, klebt das Rücksende-Etikett darauf und wirft ihn in den nächsten Briefkasten. «So bleibt der Kickbag im Kreislauf und der Konsument muss keinen leidigen Karton mehr entsorgen», erklärt Tobias Zingg, Miterfinder des Kickbag.

Ein Kickbag.
Legende: Der Kickbag eignet sich vor allem für den Transport von Textilien. SRF

Die Post im Boot

Rasch ging das Erfinderduo Huber und Zingg auf die Schweizerische Post zu. Was nützt schliesslich die ökologischste Versandtasche, wenn sie den strengen Kriterien der Post nicht entspricht. Die Online-Händler aus dem Kanton St. Gallen stiessen mit ihrer Idee beim gelben Riesen auf offene Ohren. Nachhaltige Logistik sei dort schon länger ein Thema, nur bis dato ohne konkrete Lösung.

Wir tüfteln schon länger an Möglichkeiten, um die Kartonflut zu reduzieren. Mit dem Kickbag haben wir in kürzester Zeit ein Pionierprojekt zum Laufen gebracht, das wirklich viel Potenzial hat.
Autor: Léa Wertheimer Mediensprecherin der Post

Gemeinsam optimierten sie den Kickbag. Inzwischen läuft ein sechsmonatiger Pilotversuch. Danach will die Post Bilanz ziehen. Doch bereits jetzt findet die Mediensprecherin Léa Wertheimer lobende Worte: «Wir tüfteln schon länger an Möglichkeiten, um die Kartonflut zu reduzieren. Mit dem Kickbag haben wir in kürzester Zeit ein Pionierprojekt zum Laufen gebracht, das wirklich viel Potenzial hat.»

Und die Ökobilanz?

Tatsächlich wird der Kickbag, im Moment zumindest, in China hergestellt. «Aber zumindest wird er mit dem Schiff nach Europa transportiert, bis wir einen Produzenten in der Schweiz finden», verteidigt Zingg.

Was auf den ersten Blick die euphorische Bilanz etwas trüben könnte, ordnet Oliver Gassmann, Professor für Technologie und Innovationsmanagement an der Universiät St. Gallen, ein. Er sagt, der wichtigste Faktor sei, wie oft diese Tasche wiederverwendet wird. Wenn sie wirklich bis zu 30 Mal zurück in den Zyklus gehe, dann spiele es keine Rolle, ob das Produkt in China produziert wurde oder nicht.

Positive Test-Erfahrungen

Darum sind nun die Kundinnen und Kunden gefragt. Schicken sie den Kickbag wirklich zurück? Verstehen sie das System? Ein Testlauf mit 200 Personen hat gezeigt, dass die E-Commerce-Gesellschaft mit dem umweltschonenden Sack problemlos zurechtkommt. So lässt sich auch das ökologische Gewissen beim Online-Shoppen etwas beruhigen, schliesslich reisen die neuen Textilien so klimaneutral durch die Schweiz.

«10vor10», 28.08.2020, 21.50 Uhr

Meistgelesene Artikel