Von A wie ADHS über bipolare Störungen und Depressionen, bis zu T wie Trennung oder Z wie Zwangshandlungen: Das Feld der Themen der Berner Selbsthilfegruppen ist gross. Sie haben sich mithilfe des Vereins Selbsthilfe BE gefunden und organisiert. Rund 230 Gruppen treffen sich im Kanton Bern regelmässig – und laufend gibt es neue.
Rund dreissig Gruppen sind alleine dieses Jahr dazugekommen. Waren es früher etwa zehn pro Jahr, sind es nun also deutlich mehr.
Bei der Mehrheit der Personen, welche sich für eine Teilnahme interessieren, geht es um psychische Probleme. «Aktuell melden sich auffallend viele Menschen mit sozialen Phobien, also Menschen mit Angst vor anderen Menschen», erzählt Daniela Baumgartner vom Verein Selbsthilfe BE. Diese Personen würden versuchen, Kontakt mit anderen Personen zu vermeiden. «Nach der Isolation während der Coronapandemie ist es für viele schwierig, wieder ins Sozialleben zurückzukehren.»
Wie funktioniert eine Selbsthilfegruppe?
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Helga Schrötter ist 51 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Österreich. Die diplomierte Pflegefachfrau hat mehrere Jahre eine Selbsthilfegruppe besucht. Sie litt an einer bipolaren Störung, erlebte also sowohl manische als auch depressive Phasen. An das erste Treffen kann sie sich gut erinnern: «Ich kam in einen Raum und wusste: Diese Menschen hier haben alle das Gleiche durchgemacht wie ich. Das erlebe ich im Alltag sonst nicht.»
Zweimal im Monat traf sich die Gruppe. Die Leute tröpfelten jeweils rein, erzählt Helga Schrötter. Wenn alle da waren und an einem Sitzungstisch sassen, begann jeder locker von sich zu erzählen. Als schwierig empfand Teilnehmerin Helga Schrötter, dass nicht alle gleich viel erzählten. Personen, welche gerade besonders grosse Schwierigkeiten hatten, blieben meistens eher still. «Ich fühlte mich dann für die anderen verantwortlich.» Wichtig war zu wissen, dass alle in professioneller Behandlung waren. «Die Gruppe ist dafür da, Tipps und Erfahrungen auszutauschen.»
Der Verein Selbsthilfe BE spürt den derzeitigen Mangel an psychologischer Versorgung. Personen berichten von der schwierigen Suche nach Beratung. Sie möchten dann zumindest eine Selbsthilfegruppe besuchen. Daniela Baumgartner stellt jedoch klar: «Eine Selbsthilfegruppe ist kein Ersatz für eine Therapie.»
Behandlung ist wichtig
Wer mitmacht, darf nicht in einer akuten psychischen Krise stecken. Es muss möglich sein, anderen Personen zuzuhören und sich auf sie einzulassen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Selbsthilfegruppen sollten sich auch abgrenzen können, sagt Beraterin Daniela Baumgartner.
Selbsthilfegruppen: Eine Sache der Deutschschweiz
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In rund 20 Kantonen gibt es Institutionen oder Vereine, welche die verschiedenen Angebote an Selbsthilfegruppen bündeln. In der Westschweiz sind solche Zentren rarer, allgemein sind hier Selbsthilfegruppen weniger stark vertreten. Deshalb erhalten Gruppen in Kantonen an der Sprachgrenze vermehrt Anfragen aus der Romandie. In der Westschweiz entstehen laut der Stiftung Selbsthilfe Schweiz derzeit aber ähnliche Angebote.
Generell steige die Akzeptanz der Selbsthilfegruppen – auch bei Fachpersonen, so Daniela Baumgartner. Der Verein erhält denn auch Unterstützung vom Bund und Kanton Bern. Mit dem Kanton besteht ein Leistungsvertrag. «Die Selbsthilfegruppen können das Gesundheitssystem entlasten – zumindest ein bisschen», sagt Daniela Baumgartner vom Verein Selbsthilfe BE. Und das sei in der aktuellen Situation, mit dem Fehlen an Therapieplätzen, wichtig.
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