Die Freude bei Zoo-Direktor Olivier Pagan über die Millionenspende der Roche-Eigentümerfamilien Hoffmann, Oeri und Duschmalé ist immer noch gross. Letzte Woche gab der Zoo bekannt, dass er aus Anlass des 125-Jahr-Jubiläums des Pharmakonzerns 20 Millionen Franken erhält. Das Geld fliesst in den Umbau und die Erweiterung des Vogelhauses. «Die Spende freut uns enorm», sagt Pagan.
Solche grosszügigen Spenden sind beim Basler Zoo, oder «Zolli» wie er von den Baslerinnen und Baslern liebevoll genannt wird, keine Seltenheit. So nahm der Zoo im letzten Jahr total 29 Millionen Franken durch Spenden, Legate oder Schenkungen ein. Ein anonymer Spender schenkte dem Zoo sogar fünf Millionen Franken, um Ausfälle zu decken, die durch die Corona-bedingten Schliessungen angefallen waren.
«Me git, aber me seit nüd»
Dass viele Spenden anonym erfolgen, ist in Basel indes keine Seltenheit. «Me git, aber me seit nüd» lautet ein gängiges Sprichwort, das im Zusammenhang mit Spenden von reichen Familien an andere Institutionen in Basel immer wieder fällt. So wurde beispielsweise vor 20 Jahren der Bau des neuen Schauspielhauses erst durch namhafte anonyme Spenden möglich gemacht. Insbesondere auch der Zolli profitiert von dieser Grosszügigkeit reicher Basler Familien, gibt Pagan unumwunden zu. «Die Spenderinnen und Spender wollen jedoch, dass das Projekt im Vordergrund steht und nicht sie selber.»
Von solchen Grossspenden kann Carlos Methner dagegen nur träumen. Methner ist Präsident des Erlen-Vereins, der den Tierpark «Lange Erlen» betreibt. In dem Tierpark auf der anderen Seite des Rheins haben viele einheimische Tiere ein zu Hause gefunden, wie beispielsweise Luchs, Hirsche oder Wildschweine.
Aktuell sammelt der Erlen-Verein Geld für ein neues Wolfsgehege, das im Endausbau vier Millionen Franken kostet. Die Sammelaktion sei auf guten Kurs, sagt Methner aber: «Wir kämpfen um jeden kleinen Betrag.» Immerhin seien bis anhin rund 800'000 Franken zusammen gekommen, bei zirka 1,4 Millionen erfolgt der erste Spatenstich. Neidisch auf die Millionenspenden, die der Zolli immer wieder erhält, sei man nicht, betont Methner. «Der Spender entscheidet, wohin das Geld geht. Mit dem müssen wir leben.» Er freue sich über jede kleine Spende, wie beispielsweise über die 60 Rappen, die ihm ein Mädchen vor kurzem als Spende für das neue Wolfsgehege überreichte.
Wir kämpfen um jeden kleinen Betrag.
Solche Kleinspenden seien auch für den Basler Zoo sehr wichtig, sagt auf der anderen Seite Olivier Pagan. Der Grund, weshalb immer wieder Millionenspenden in den Zoo und nicht in die Lange Erlen fliessen, liege vor allem bei der unterschiedlichen Grösse der Parks und deren Projekte und: «Es ist schwieriger für kleinere und unscheinbare Tiere zu sammeln.» Er sei jedoch fest überzeugt, dass das nötige Geld für das neue Wolfsgehege in der «Langen Erle» noch zusammenkommt, sagt Pagan.
Überlebenswichtige Spenden
Der Zoo-Direktor wehrt sich gegen das Bild, dass sich der «Zolli» wegen der vielen grosszügigen Spenden keine finanziellen Sorgen machen müsse. «Gerade unser Bildungsangebot kostet viel Geld.» Die Beziehungspflege zu den Spenderinnen und Spendern sei überlebenswichtig für den Zoo – auch für die Zukunft. Ein grosser Teil der Zuwendungen stammt nämlich aus sogenannten Legaten, also Vermächtnisse verstorbener Zoo-Liebhaber. «Wir investieren heute viel Arbeit für Gelder, die wir erst in ein paar Jahren sehen werden von Leuten, die sich sagen: Der Zoo hat mich ein Leben lang begleitet, nach meinem Tod soll deshalb ein Teil meines Geldes dem Zolli zugutekommen.»