Mindestens 22 Franken pro Stunde oder 4000 Franken im Monat: Das fordern die Gewerkschaften. Weniger sei zu wenig zum Leben, sagt Daniel Lampart, Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund SGB. Heute verdienten jedoch 330'000 Vollzeitangestellte – das heisst fast jeder Zehnte – weniger als 4000 Franken.
Deshalb brauche es verbindliche Mindestlöhne: «Sie sind ein Segen für die Betroffenen, denn sie haben nicht sehr viel Geld zur Verfügung. Da ist jeder Franken wichtig. Und für die Gesamtwirtschaft sind sie tragbar.»
Müller: Arbeitsplätze müssen abgebaut werden
Das sehen die Arbeitgeber anders. Ein Stundenlohn von 22 Franken wäre für viele Unternehmen nicht tragbar, sagt Roland Müller, Direktor des Arbeitgeberverbands.
Er stört sich vor allem daran, dass die Mindestlöhne flächendeckend und für sämtliche Branchen gelten sollen. «Es ist der falsche Weg, durchs Band für die ganze Schweiz einen Betrag einzuführen zu wollen, der unter dem Strich dazu führen wird, dass Arbeitsplätze abgebaut werden müssen, weil die Löhne nicht bezahlt werden können.»
Lampart: Mindestlöhne schon lange Teil von GAV
Damit sei niemandem gedient. Gerade jüngere und weniger qualifizierte Arbeitnehmer wären die Leidtragenden, sagt Müller. Lampart hält dagegen: «Mindestlöhne sind ja nichts Besonderes in der Schweiz. Wir haben seit rund 150 Jahren Mindestlöhne in Gesamtarbeitsverträgen.» Etwa im Gastgewerbe, wo die Mindestlöhne sogar stark erhöht worden seien. Und das habe nicht zu einem Stellenabbau geführt.
Kann und soll sich die Schweizer Wirtschaft flächendeckende Mindestlöhne von 4000 Franken leisten? Die Positionen sind bezogen. Abgestimmt wird voraussichtlich im Mai.