Rund 40'000 Menschen erkranken jährlich in der Schweiz an Krebs. Immer mehr davon können geheilt werden. Am Paul Scherrer Institut (PSI) im Aargau forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun an einer neuen Therapie gegen Krebs. Mit der sogenannten Flash-Bestrahlung sollen Tumore gezielter bekämpft werden können, während umliegendes Gewebe intakt bleibt. Diese Therapie ginge noch weiter als die bisherige Protonenbestrahlung.
Mit der Flash-Bestrahlung - einer ultraschnellen, hoch dosierten Protonenbestrahlung - würden den Patientinnen und Patienten «viele Wochen an Behandlung erspart», schreibt das PSI und spricht von einer möglichen Revolution in der Krebstherapie. Bis die Therapie aber tatsächlich angewendet werden kann, gehe es noch lange, erklärt Forscherin Ulrike Kliebsch im Gespräch mit SRF.
SRF News: Das Zentrum für Protonentherapie am PSI hat Tests gemacht mit «Flash-Bestrahlungen» mit Protonen. Was ist das Ziel dieser Versuche?
Ulrike Kliebsch: Flash, englisch für Blitz, bedeutet eine sehr hohe Strahlendosis. Damit haben wir biologische Untersuchungen gemacht mit Protonenstrahlen, um damit vor allem die Wirkung auf gesundes Gewebe zu untersuchen. Die Hypothese ist, dass gesundes Gewebe durch eine Flash-Bestrahlung weniger belastet wird.
Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Forschungsarbeiten.
Protonenstrahlen an sich sind bereits sehr schonend in Bezug auf gesundes Gewebe. Das heisst, sie können sehr präzise appliziert werden auf den Tumor, um diesen zu zerstören. Mit Flash versuch man nun, noch schonender vorzugehen, damit gesundes Gewebe um den Tumor herum noch weniger durch die Strahlen belastet wird. Wir stehen aber noch ganz am Anfang unserer Forschungsarbeiten.
Sie sagen, es sind biologische Tests. Die werden aber nicht an Menschen gemacht, oder?
Nein. Das ist ein übliches biologisches Modell, das in diesen Phasen der Forschung verwendet wird. Es sind Zebrafisch-Embryos, welche wenige Stunden nach der Befruchtung bestrahlt werden. Sie zählen noch als Zellen. Die Tests sehen bisher vielversprechend aus.
Sie haben es angesprochen: Man ist noch weit davon entfernt, dass diese Methode angewendet werden kann. Von welchem Zeithorizont sprechen Sie da?
Wir sprechen von Jahren, vielleicht sogar zehn Jahre, bis man es im klinischen Einsatz für Patienten verwenden kann. In Einzelfällen kann mit einer Sondergenehmigung ab und zu ein Patient behandelt werden. Um die Technik aber in der klinischen Routine einzusetzen, braucht es noch Jahre an Entwicklungsarbeit.
Das Gespräch führte Barbara Mathys.