Zum Inhalt springen

Mobile Ärzte AG Zahlreiche Ärzte warten auf ihren Lohn

SRF liegt ein Betreibungsauszug der Mobilen Ärzte vor. Bereits Monate vor dem Konkurs sind Gelder nicht bezahlt worden.

Die Mobile Ärzte AG ist Konkurs gegangen. Bereits davor hat die Firma monatelang Löhne nicht bezahlt und auch Gelder an die AHV oder die Quellensteuer nicht überwiesen. SRF hat mit einer Ärztin gesprochen, die jahrelang für die Mobilen Ärzte gearbeitet hat. Sie möchte aber anonym bleiben.

In der Zeit zwischen den Einsätzen, da überlegt man sich dann schon, dass man eigentlich ganz schön blöd ist.
Autor: Anonyme Ärztin Ehemals bei Mobile Ärzte AG

Die Arbeit an und für sich habe ihr sehr gefallen, sogar dann noch, als sie mehrere Monate auf ihren Lohn warten musste: «Wir Mediziner sind gut im Spalten, das heisst, wenn wir für unsere Patienten arbeiten, dann sind wir bei unseren Patienten, dann interessiert uns nichts anderes. Aber in der Zeit zwischen den Einsätzen, da überlegt man sich dann schon, dass man eigentlich ganz schön blöd ist.»

Zahlreiche Betreibungen

Die Ärztin leitete nach mehreren schriftlichen Ermahnungen eine Betreibung ein. SRF hatte Kontakt mit weiteren ehemaligen Angestellten, die ebenfalls auf ihren Lohn warten. Zudem liegt SRF ein Betreibungsregisterauszug der Mobilen Ärzte AG vor.

Zwei Gläubiger fallen auf dem Betreibungsregisterauszug besonders auf: die Ausgleichskasse medisuisse und die Baselbieter Steuerverwaltung. Medisuisse verwaltet das AHV-Guthaben der Ärztinnen und Ärtze, die bei den Mobilen Ärzte angestellt sind.

Es gilt das Amtsgeheimnis und daher schreibt medisuisse nur ganz allgemein: «Wenn eine Arbeitgeberin die Beiträge nicht abliefert, leitet die Ausgleichskasse Inkassomassnahmen ein - bis hin zur Betreibung auf Pfändung.»

Das sind die Mobilen Ärtze

Box aufklappen Box zuklappen

Das Konzept der Mobilen Ärzte ist einfach: Sie bieten medizinische Dienstleistungen vor Ort an, der Arzt kommt nach Hause, quasi als rollende Praxis. 

Im November sind die Mobilen Ärzte Konkurs gegangen. Mit einem leicht geänderten Namen ist die Firma jetzt wieder in der Schweiz am Start. Sie habe Anpassungen vorgenommen, um nicht das gleiche Schicksal erneut zu erleiden.

Da ein Betreibungsregisterauszug auch Schikane- oder Rachebetreibungen beinhalten kann, handeln die Ausgleichskassen nur nach dem Legalitätsprinzip. Das heisst, sie leiten Betreibungen nur ein, wenn Beiträge trotz Mahnung nicht bezahlt worden sind.

Die Betreibungen haben sich angehäuft und belaufen sich auf mehr als eineinhalb Millionen Franken. Damit hat die Mobile Ärzte AG Hunderttausende Franken an die AHV und die Quellensteuer ihrer Angestellten teils lange vor dem Konkurs nicht bezahlt.

Die Geschäftsleitung der Mobilen Ärzte will auf Anfrage von Radio SRF zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen. Sie sei nicht berechtigt, zum laufenden Konkursverfahren Auskunft zu geben.

HeuteMorgen, 13.06.2024, 06:00 Uhr

Meistgelesene Artikel