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Mobile Gasturbinen in Birr Gemeindeammann: «Baustart für Reservekraftwerk ist in 3 Wochen»

In Birr (AG) entsteht ein erstes Reservekraftwerk mit Gasturbinen. Die Zeit drängt, die Bauarbeiten gehen bald los.

Was im aargauischen Birr entsteht, ist gewaltig. Hier wird auf die Schnelle ein Notstromaggregat gebaut, das drohende Stromengpässe in der Schweiz schon diesen Winter überbrücken soll. Acht mobile Turbinen sollen 250 Megawatt Strom erzeugen. Das entspricht etwa zwei Dritteln der Leistung des stillgelegten Kernkraftwerks Mühleberg (BE).

Am Freitag gab das Bundesamt für Energie bekannt, dass die Verträge mit der Lieferfirma General Electric (GE) unterschrieben seien. Die Turbinen werden auf dem Firmengelände der Lieferfirma GE Gas Power in Birr (AG) installiert. Bereits in drei Wochen soll der Baustart erfolgen, bestätigte der Gemeindeammann von Birr, René Grütter, im Interview.

René Grütter

Gemeindeammann Birr

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René Grütter (parteilos) ist Gemeindeammann in Birr, also Vorsteher des Gemeinderats. Er ist unter anderem für Bauwesen, Energie und Raumplanung in der Gemeinde zuständig. Grütter wurde 2013 in den Gemeinderat gewählt. 2017 wurde er Gemeindeammann. Grütters Gemeinde Birr hat über 4500 Einwoherinnen und Einwohner. Die Gemeinde entwickelte sich ab der Industrialisierung vom Bauerndorf zur Industriegemeinde. Firmen wie General Electric (GE), Bertschi AG Dürrenäsch oder Sika Schweiz prägen die Industrie im Dorf.

SRF News: René Grütter, das grosse Reservekraftwerk wird in Ihrem Dorf stehen. Wurden Sie vor vollendete Tatsachen gestellt?

Das Kraftwerk ist beschlossene Sache, aber wir sind seit Wochen direkt mit General Electric, den kantonalen Stellen und dem Bund in Kontakt. Es kommt also nicht überraschend.

Für die grosse Öffentlichkeit ist es überraschend. Die acht Turbinen können nicht nur mit Gas betrieben werden, sondern auch mit Öl oder Wasserstoff. Man baut nun einen grossen Öltank. Daneben offenbar aber auch einen Wassertank. Warum?

Wenn sie die Anlage mit Öl betreiben wollen, müssen die Betreiber offenbar Wasser beimischen, damit die Konsistenz anders wird. Ein Baugesuch wurde uns für die nächsten beiden Tage angekündigt.

Klar, es ist kurzfristig.

Es fanden Vorgespräche mit allen Vertretern statt. Klar, es ist kurzfristig. In drei Wochen soll gebaut werden. Wir wissen nicht genau, von wem das Baugesuch kommt. Der spätere Betreiber wird nicht General Electric sein, aber momentan ist die Firma unser Ansprechpartner.

Gibt es Einsprachemöglichkeiten – oder wird in drei Wochen wirklich schon gebaut?

Wir werden das Baugesuch in Empfang nehmen. Dann gelangt es zum Kanton und weiter nach Bern, zum Bund. Es läuft nicht nach herkömmlicher Bauordnung. Wenn man in drei Wochen bauen will, ist ein normales Verfahren nicht möglich.

Der Bund arbeitet eine Verordnung aus. Ob das eine Notverordnung ist, wird noch abgeklärt. Es wäre sicher eine Möglichkeit für den Baustart Anfang Oktober. Das Verfahren läuft auf drei Stufen, Gemeinde, Kanton und Bund.

Es braucht also Notrecht?

Das könnte theoretisch sein. Wenn Sie eine solche Übung im Februar starten wollen, dann können Sie nicht auf allen Stufen wie gewohnt alle befragen und eine Vernehmlassung durchführen. Es ist ein Notkraftwerk, ähnlich einer Notstromgruppe eines Spitals. Das neue Kraftwerk würde nicht tagelang laufen, es wäre für den Notfall gedacht, zur Überbrückung.

Das Gespräch führte Stefan Ulrich.

Reservekraftwerk in Birr: Das sagt der Bund

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Auf Anfrage beim zuständigen Bundesamt für Energie sagt dessen Mediensprecherin Marianne Zünd: «Bereits klar ist, dass die Anlage auf dem Firmengelände von GE in Birr aufgebaut wird. Damit der Aufbau beginnen kann, muss der Bundesrat bis Mitte September noch entsprechende Regelungen zu den Verfahren, zum Vorgehen, etc. in einer Spezialverordnung verabschieden. Diese ist derzeit in Vorbereitung.»

Ob das Baugesuch in den nächsten zwei Tagen eintrifft und quasi im Schnellverfahren behandelt wird, will das Bundesamt für Energie weder bestätigen noch dementieren.

Mehr Mitte September?
Es wird erwartet, dass der Bundesrat Mitte September zur Spezialverordnung, allenfalls nötigem Notrecht, informiert. Am 20. September soll die lokale Bevölkerung über das weitere Vorgehen orientiert werden.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 05.09.2022, 17:30 Uhr ; 

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