Sie wollte etwas Gutes tun für sich und die Umwelt. Deshalb hat eine Familie aus dem Kanton Baselland in ihrem Haus eine Wärmedämmung aus Schafwolle eingebaut. Das Material eignet sich grundsätzlich gut für diesen Zweck, denn es sorgt für ein angenehmes Raumklima. Doch wenn es nicht ausreichend gegen Schädlinge behandelt ist, kann das verheerende Folgen haben.
Dann bietet Schafwolle ein Festmahl für Textilmotten und deren Larven, so wie im Fall jener Baselbieter Familie, über die «Espresso» berichtet hat. Meist bleibt bei einem solchen Albtraum nur noch eine kostspielige Notbremse: Die ganze Isolation entfernen und durch eine neue ersetzen.
Tipps und Austausch
Der Beitrag im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» löste zahlreiche Reaktionen aus. Es meldeten sich auch Leute, die über ähnliche Horrorerlebnisse berichteten. Ein Paar musste wegen starken Mottenbefalls die Wärmedämmung für rund 200'000 Franken auswechseln.
In diesem Fall hat am Ende die Haftpflichtversicherung des Händlers gut die Hälfte übernommen. Die betroffene Familie aus dem «Espresso»-Beitrag hat sich bereits mit jenem Paar unterhalten. Sie selbst seien in Sachen Entschädigung beim Verkäufer aber noch nicht weitergekommen.
Schlupfwespe als Biowaffe
Es trafen auch zahlreiche Tipps auf der Redaktion ein, wie man gegen die Schädlinge vorgehen könnte. Mit Insektiziden, zum Beispiel, oder durch Erhitzen des Hauses. Mehrfach erwähnt wurde auch die Schlupfwespe als natürliche Feindin der Motten. Eine sinnvolle, aber auch kostspielige Lösung, und es ist fraglich, ob die Tierchen bei starkem Mottenbefall das Problem nachhaltig lösen können.
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Schafwoll-Händler versprechen gut geschützte Ware
Auch die Schafwoll-Branche hat auf den Beitrag reagiert. Die beiden grösseren Schweizer Hersteller von Schafwoll-Dämmung, Fiwo und Fisolan, versichern, bei ihnen habe sich noch nie ein solcher Fall ereignet. Und generell würden seriöse Anbieter heutzutage Qualitätsware verkaufen, die gut und lange gegen Schädlinge geschützt sei. Auch eine Anbieterin aus Österreich, Isolena, meldet sich: Bei ihrer Ware gebe es ebenfalls keine solchen Mottenprobleme.
Um bei der Kundschaft das Vertrauen zurückzugewinnen, will die Branche nun Massnahmen treffen. Man will sich um mehr Transparenz bemühen und den Kundinnen und Kunden erklären und auch belegen, was man bei der Produktion unternimmt, damit die Motten keine Chance haben.
Diskutieren wolle man schon bald auch über die Schaffung einer Art Mottenschutz-Label, sagt Herbert Karch, Geschäftsführer des Vereins Pro Wolle Schweiz. Sein Verein biete sich auch als unabhängige Auskunftsstelle an. Etwa bei Fragen nach der Seriosität bestimmter Anbieter.
Schwarze Schafe mit Dumpingpreisen
Vor allem in früheren Jahren habe es schwarze Schafe gegeben, die ungenügend behandelte Produkte verkauft hätten, räumt Karch ein. Vor allem ein Anbieter aus Österreich habe zu Dumpingpreisen auch in die Schweiz minderwertiges Material geliefert.
Die Branche ist noch verhältnismässig jung. Erst vor etwa 15 Jahren begann sie sich zu entwickeln. Und vor allem in den Anfangsjahren sei mit dem Insektenschutz herumexperimentiert worden, was für Probleme gesorgt habe, sagt Herbert Karch. Denn bis man merkt, dass man ein ernstes Mottenproblem hat, können Jahre vergehen.