Im freiburgischen Forel, einem kleinen Dorf am Ufer des Neuenburgersees, betreibt die Schweizer Luftwaffe seit fast 100 Jahren einen Fliegerschiessplatz. Die Munition bleibt seit je her am Boden des Sees liegen. Nun nimmt das VBS Messungen vor, um zu prüfen, ob schädliche Stoffe in der Umwelt landen.
Der Fliegerschiessplatz in Forel liegt im Naturschutzgebiet La Grande Cariçaie. Es ist das grösste zusammenhängende Uferfeuchtgebiet der Schweiz, zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind hier heimisch. Ihre Ruhe wird aber immer wieder gestört. An zehn bis zwölf Tagen pro Jahr führt die Schweizer Luftwaffe hier Schiessübungen durch.
Das Ziel sind Bojen im See. Die Munition landet wenige Meter unter der Oberfläche auf dem Seegrund. Gegen 5000 Tonnen Munitionsrückstände haben sich über die Jahrzehnte hier angesammelt. Weil das Wasser so klar ist, sieht man die Munitionsreste über den ganzen Schiessplatz verteilt am Grund liegen.
Heute werde hier nur noch mit Übungsmunition geschossen, sagt Bruno Locher, verantwortlich für die Messkampagne beim Verteidigungsdepartement (VBS): «Es handelt sich um Bomben aus Stahl, Beton und Araldit. Also Munition, die keine explosiven Stoffe enthält». Das war aber nicht immer so. In den Jahren um den Zweiten Weltkrieg wurden auch echte Bomben mit Sprengstoff verwendet. Deshalb ist auch heute noch mit Blindgängern zu rechnen.
Das macht die Arbeit für die Taucher, die hier Proben vom Seeboden und dem Wasser entnehmen, komplizierter. «Die Taucher müssen genau wissen, was sie tun, und vor allem die Munition gut kennen. Nur so können sie abschätzen, wie sicher eine Entnahme ist.» sagt Jörg Mathieu, Sprengstoff-Spezialist beim bundeseigenen Rüstungsbetrieb Armasuisse.
Rund um die Ziele im Wasser tauchen die Taucher ab, rund ein bis zwei Meter tief ist das Wasser, sie entnehmen an verschiedenen Stellen des Schiessplatzes Wasser- und Bodenproben. Diese Proben werden anschliessend in verschiedenen Laboren untersucht und ausgewertet.
Geprüft werde insbesondere, ob die Grenzwerte von Schwermetallen oder Sprengstoff-Rückständen überschritten werden, erklärt Marc Stauffer vom Labor Spiez: «Da in den letzten 50 Jahren keine inerte Munition in den See geschossen wurde, gehen wir nicht davon aus, dass wir grosse Mengen an problematischen Stoffen finden.»
Die Umweltverbände, welche die Proben schon lange gefordert hatten, begrüssen nun das Vorgehen des VBS. Marc Vonlanthen, der Präsident von Pro Natura Freiburg, hebt aber auch schon den Warnfinger: «Schlussendlich geht es bei solchen Messungen immer um Grenzwerte. Doch selbst wenn diese nicht überschritten werden, erwarten wir von der Armee, dass sie sich vorbildlich verhält und ihren Abfall wegräumt, anstatt ihn in der Natur liegenzulassen.» Schliesslich werde das auch von jeder Bürgerin und jedem Bürger erwartet.
Dass die Armee diesen Wunsch erfüllen wird, will Bruno Locher vom VBS nicht versprechen: «Wir müssen Schritt für Schritt nehmen. Mit den Resultaten dieser Messungen schaffen wir wichtige Grundlagen für die weiteren Diskussionen.» Bis im Sommer sollten die Ergebnisse der Messungen vorliegen.
Dann will sich das VBS wieder mit den betroffenen Kantonen Freiburg, Waadt und Neuenburg, dem Bundesamt für Umwelt sowie mit den Umweltverbänden an einen Tisch setzen, um zu besprechen, wie es mit dem Schiessplatz in Forel weitergehen soll.