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Murten und Luzern Schweizer Lichtfestivals: Zusammenspiel oder Konkurrenz?

In der Schweiz gibt es immer mehr Lichtfestivals. Wie sie zueinander stehen und warum Abkupfern nicht möglich ist.

Wenn tanzende Gestalten über Altstadtmauern huschen, bunte Sterne Kirchen zieren oder über dem See ein Matterhorn-Hologramm erscheint, ja dann ist sie wieder da: die Zeit der Lichtfestivals.

Eine Proketion des Matterhorns schwebt über dem Vierwaldstättersee.
Legende: Über dem Vierwaldstättersee schwebt dieses Jahr die Lichtprojektion «Berge versetzt» von Timo Martens. Keystone/Urs Flüeler

Fast zwei Dutzend solcher Spektakel gibt es mittlerweile in der Schweiz. Zu den «ältesten» gehört das Lichtfestival in Murten (FR), das aktuell läuft.

Eine Ballerina-Skulptur wirft Schatten auf eine Hauswand.
Legende: In Murtens Hauptgasse drehen Ballerinas Pirouetten. Murten Lichtfestival/Carim Jost

2016 hat das mittelalterliche Städtchen erstmals Gebäude, Strassen und Altstadttürme künstlerisch inszeniert. Seither sind in der Schweiz verschiedene kleinere und grössere Lichtfestivals dazugekommen.

Grosses Vorbild ist Lyon

Erfunden hat Murten das Lichtfestival jedoch nicht. Vielmehr liess sich das Städtchen von der Fête des Lumières in Lyon inspirieren, dem ältesten und bekanntesten Lichtfestival der Welt. «Lyon war unser Vorbild», sagt Simon Neuhaus von der Festivalleitung, «aber wir wollten das Konzept nicht eins zu eins kopieren».

Eine Menschenmenge in den Gassen von Lyon.
Legende: Die Fête des Lumières in Lyon zieht jedes Jahr ein Millionen-Publikum an. Keystone/Laurent Cipriani

Mittlerweile ist Murten selbst ein Vorbild – für andere Schweizer Städte. «Jedes Jahr besuchen uns neue Delegationen und prüfen, ob ein solcher Anlass auch für sie interessant wäre», sagt Neuhaus.

Das Murten Licht-Festival

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Vom 17. bis zum 28. Januar (jeweils 18 bis 22 Uhr) sind in der Altstadt und am nahe gelegene Seeufer über 20 Lichtinstallationen zu sehen.

Bei diesen Gesprächen gehe es oft um ganz praktische Fragen, etwa: Was braucht ein Lichtfestival für ein kulinarisches Angebot? Oder: Wie verhindert man lange Warteschlangen?

«Ein Austausch kann letztlich auch in einer Koproduktion münden», sagt Simon Neuhaus. Und wer zusammenarbeite, könne im besten Fall auch Kosten sparen.

Luzern hat das grösste Publikum

Es ist denn auch dieser Austausch, der dafür sorgt, dass sich die einzelnen Lichtfestivals nicht als Konkurrenz wahrnehmen.

Jedes zusätzliche Lichtfestival schafft einen Mehrwert für die anderen.
Autor: Thomas Fritschi Festivalleitung Luzern

Das bestätigt neben dem Murtener Simon Neuhaus auch Thomas Fritschi vom Lichtfestival Luzern, welches gleichzeitig wie jenes in Murten stattfindet: «Jedes zusätzliche Lichtfestival schafft einen Mehrwert für die anderen.» Die Luzerner Version fand erstmals 2019 statt und ist heute mit über 100'000 Besucherinnen und Besuchern das grösste Lichtfestival der Schweiz.

Bunte Lichtprojektion
Legende: Die Lichtprojektion «Reuss» der Küstlerin Kasia Pawlosky prangt am Wasserturm der Kapellbrücke. Keystone/Urs Flüeler

Einander Dinge eins zu eins abzukupfern, sei gar nicht möglich, sagt Fritschi: «Jede Stadt hat ihre eigenen Voraussetzungen.» Aber auch er betont, dass eine Zusammenarbeit, wann immer möglich, sinnvoll sei. So habe Luzern beispielsweise auch schon eine Installation an Murten weitergegeben.

Lilu Lichtfestival Luzern

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Rund 20 Lichtinstallationen sind vom 11. bis 21. Januar (jeweils 18 bis 22 Uhr) rund um das Luzerner Seebecken und in der Altstadt zu entdecken. Daneben gibt es diverse Shows.

Der Tenor unter den Schweizer Lichtfestivals lautet also: Inspiration statt Konkurrenz. Oder zugespitzt gesagt: je mehr, desto besser. Simon Neuhaus aus Murten jedenfalls träumt von einer Dynamik wie bei den sommerlichen Musikfestivals: «Von denen gib es ja auch unzählige in der ganzen Schweiz und sie kommen gut aneinander vorbei.»

Regionaljournal Bern, Freiburg, Wallis, 17.01.2024, 17.30 Uhr ; 

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