Schloss Lenzburg, das Wasserschloss Hallwyl, Schloss Wildegg und Schloss Habsburg gehören zur Dachmarke Museum Aargau mit total 10 Museen. Im Winter bleiben die Tore der Schlösser allerdings geschlossen, es ist schlicht zu kalt hinter den alten Mauern und Heizungen existieren nicht. Was passiert mit dem Mobiliar, den Holzböden, dem wertvollen Geschirr, wenn die Schlösser im Winterschlaf sind?
Eindrücke aus Schloss Wildegg
Auf einem Rundgang durch das Barockschloss Wildegg, das von weither sichtbar auf dem Hügel über dem Dorf Möriken-Wildegg thront, riecht es etwas streng. Seit ein paar Monaten ist das Schloss zu, Winterpause. Total 44 Räume hat das Wohnschloss. Von den Habsburgern gegründet, später bis 1912 von der Adelsfamilie Effinger bewohnt, ist das sechsstöckige Schloss heute bei Familien, Schulklassen und Hochzeitspaaren beliebt.
Wertvolle Fensterscheiben schützen
Zwar hätte es im weitläufigen Schloss Feuerstellen und Cheminées. Diese kann man aber nicht einheizen – die Brandgefahr wäre zu gross. Heizen funktioniert zudem kaum, weil die Wärme durch die grossen Ritzen und Spalten des Schlosses nach draussen dringen würde.
Im Winter sind die Fensterläden des exponierten Schlosses geschlossen. Aber nicht wegen der Wärme, sondern als Schutz für die Glasscheiben, erklärt Erland Eichmann, Betriebsleiter des Schlosses. «Die wertvollen Kabinett-Scheiben mit den Familienwappen werden dank der Fensterläden im Winter vor Wind und Sturm geschützt», weiss er.
Die alten Gebäude sind massiv gebaut, an gewissen Stellen sind die Mauern bis zu drei Metern dick. Schimmel sei im Winter trotzdem nicht zu befürchten, sagte Betriebsleiter Eichmann. Die Schweizer Winter seien zwar kalt, aber trocken. Wenn immer möglich wird das Schloss an trockenen Tagen gelüftet.
Frühling als grösseres Problem
Richtig schwierig sei für die Schlösser nicht der Winter, sondern der Frühling, sagt der Betriebsleiter weiter. Wenn am 1. April die Aargauer Schlösser wieder für Besuchende geöffnet werden, strömt warme, gesättigte Frühlingsluft ins abgekühlte Schloss. Drinnen kondensiert die Luft und es bilden sich Tropfen. Diese Nässe schadet den bestickten Stoffen, dem Papier, den historischen Büchern.
Sobald es tropft im Schloss, sei das Lüften noch wichtiger, sagt Betriebsleiter Erland Eichmann. Immer, wenn die Bise blase, werden Türen und Fenster geöffnet. Die Bise entzieht dem Schlossgebäude als trockener Wind die Feuchtigkeit. «Gerade im Frühling schauen wir minutiös, wie das Wetter ist». Zudem gibt es jeden Montag eine Grundreinigung: Staubsaugen und Steinböden feucht aufnehmen – dazu Spinnweben entfernen, auch wegen der Brandgefahr.
Im Frühling schauen wir minutiös, wie das Wetter ist.
Die wertvollen Möbel, Kommoden und Sekretäre, werden über die Wintermonate von Experten kontrolliert. «Der Sekretär wird oben geöffnet, damit die Luft zirkulieren kann und sich kein Schimmelpilz bildet», so Erland Eichmann. Bei Bedarf nehmen die Experten von Museum Aargau die Möbel in ihre Werkstatt und machen sie für die nächste Schlosssaison fit. Die Stoffe und Vorhänge werden im Frühling von einer Textilpflegerin detailliert untersucht, auch auf Pilzbefall, damit sie im Frühling immer noch strahlen.
Deshalb braucht es trotz Winterschlaf Personal, um das Innenleben der Schlösser zu erhalten, auch wenn die Besuchenden ausbleiben. «Vor Ort können wir regelmässig kontrollieren, abstauben, alles öffnen», sagt Erland Eichmann. Für den langjährigen Betriebsleiter heisst es fortan: fleissig lüften, sobald die Bise bläst.