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Nach 130 Jahren Steht das Schreiner-Ausbildungszentrum Zürich vor dem Aus?

Die Zürcher Lehrwerkstätte braucht bis Ende Monat 300'000 Franken – sonst droht ihr der Konkurs. Ihre einzige Hoffnung: Crowdfunding und Spenden.

Konzentriert ist Rahel Bewersdorf bei der Arbeit. Sie ist Lernende im Schreiner-Ausbildungszentrum Zürich (SAZ) und arbeitet gerade an einem externen Auftrag.

Donnerstagabend hat sie wie alle andere Lernende und deren Eltern erfahren, dass die finanzielle Lage des privaten Ausbildungszentrums sehr prekär ist. Und dass es möglich ist, dass das Zentrum bald schliessen muss.

Person schleift Holzbrett in Werkstatt.
Legende: Rahel Bewersdorf will ihre Lehre im SAZ abschliessen und fürchtet sich vor einer Schliessung ihres Lehrbetriebs. SRF

«Ich bin jetzt im 4. Lehrjahr und würde meine Lehre gerne hier fertig machen. Es macht schon ein bisschen Angst, was jetzt kommen könnte», sagt Bewersdorf.

300'000 Franken bis Ende Monat nötig

Insgesamt 40 Lernende machen ihre Ausbildung in den Werkstätten des Schreiner-Ausbildungszentrums. Der Verwaltungsratspräsident des privaten Zentrums bedauert die Finanzprobleme sehr. «Wenn kurzfristig keine finanzielle Unterstützung kommt, werden wir einen Konkurs auslösen müssen. Das schmerzt natürlich sehr», sagt Markus Bosshard.

Drei Personen arbeiten an einem Holztisch in einer Werkstatt.
Legende: Seit über 130 Jahren absolvieren junge Menschen in der Zürcher Lehrwerkstätte ihre Schreinerausbildung. SRF

Kurzfristig brauche das Ausbildungszentrum bis zu 300'000 Franken. «Das wäre eigentlich die grosse Rettung. Und das sollten wir möglichst Anfang Oktober haben», so Bosshard.

Ausbildungsplatz mit 130-jähriger Geschichte

Das Ausbildungszentrum in der Stadt Zürich gibt es schon seit über 130 Jahren. In den Anfängen wurde es von der Stadt finanziert, ab den 1980er-Jahren dann vom Kanton. Vor neun Jahren hat der Kanton beschlossen, das Zentrum aufzugeben.

Markus Bosshard hat das Ausbildungszentrum damals zusammen mit anderen erfahrenen Schreinern in eine private Genossenschaft umgewandelt. Mit den Lernenden genügend kommerzielle Aufträge hereinzuholen, um den Betrieb zu finanzieren, sei nicht immer einfach.

«Man hat in den vergangenen Jahren wahrscheinlich zu wenig ins Marketing gesteckt. Auch aus fehlenden Ressourcen. Das Netzwerk müsste man auch besser aufbauen», sagt Bosshard. Dies sei alles dem Ressourcenproblem der vergangen Jahre zum Opfer gefallen.

Weil die kommerziellen Aufträge auch in den letzten Jahren nicht immer genug Geld eingebracht haben, hat das Zentrum vor drei Jahren einmalig einen Zuschuss vom Kanton Zürich erhalten.

Schreinermeisterverband bedauert eine Schliessung

Der Schreinermeisterverband des Kantons Zürich würde es bedauern, wenn der grosse Lehrlingsbetrieb schliessen müsste. Finanzielle Hilfe ist im Moment aber kein Thema mehr, wie der Verbandspräsident, Andreas Derrer, auf Anfrage schreibt: «Es ist nicht die Aufgabe des Schreinermeisterverbandes des Kantons Zürich, die Finanzierung einzelner Betriebe und Organisationen sicherzustellen. Wir begrüssen jedoch alle konstruktiven Bemühungen und Gespräche, die darauf abzielen, tragfähige Lösungen zu finden.»

Spenden und Crowdfunding als letzte Hoffnung

Auch eine Gruppe von Eltern engagiert sich nun, um Geld aufzutreiben. Die Verantwortlichen des Ausbildungszentrums bleiben trotz allem optimistisch, dass es eine Lösung geben wird. «Ich bin jetzt schon 34 Jahre in diesem Haus ein und aus gegangen. Das Baby lässt man nicht einfach fallen, da kämpft man weiter», sagt Bosshard und ergänzt: «Wir sind 137 Jahre alt und wir werden es schaffen, da bin ich überzeugt.»

Die grosse Hoffnung: Mit Spenden und Crowdfunding den kurzfristigen Betrieb sichern. Und dann Sponsoren oder Investoren finden, für eine längerfristige Lösung.

Schweiz aktuell, 5.9.2025, 19 Uhr

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